Meinungswechsel – Liebesentzug für Rohracker

In einer guten Ehe scheitert es manchmal ganz schlicht an der Kommunikation. Nicht, dass man nicht mehr miteinander spricht, einzig die verbalen Aussagen werden vom jeweiligen Partner anders interpretiert. Zu einem ähnlichen Schluss könnte man auch in der Ehe zwischen Dominik Rohracker und der SpVgg Unterhaching kommen. Gesprochen wird, wenngleich zumeist über die Presse. Und den Grund für das Scheitern des Bundes kennt bis heute Keiner. Weder der Spieler, noch der Verein. Und das obwohl sportlich alles zu passen schien.

Schromm: „Rohracker nie ein Thema für den Mannschaftsrat“

2. Spieltag der Saison. Rohracker ist in der Startelf gegen Chemnitz. Er spielte bist zur 65. Minute – bemüht, aber glücklos. Nach dem Spiel sah man ihn auf dem Parkplatz vor dem Stadion mit einer Gruppe aufgeregt diskutieren. Am Sonntag dann gab er überraschend seinen Abschied auf seiner Facebook-Seite bekannt. Einige User vermuteten Geld als Wechselmotiv und richteten die Frage nach dem "Warum" an den Spieler. Über den Grund kann man nur spekulieren. Klar ist, dass beide Seiten unglücklich miteinander waren. Rohracker äußerte heute in einem Interview mit der "tz" seine Gründe: "Ich war unzufrieden mit meinem Platz in der Mannschaft. Ich habe ganz offen gesagt, ich hätte mir einen anderen Stellenwert innerhalb des Teams gewünscht." Rohracker meint damit, dass er kein Teil des Mannschaftsrates war, der vor der Saison vom gleichberechtigten Trainerteam Baum und Schromm bestimmt worden war: "Wir glauben, ein Dominik Rohracker wäre für uns kein Kandidat für den Mannschaftsrat gewesen. Wir suchen Spieler, die sich ins Team einbauen und sich unterordnen. Er war für uns nie ein Thema", so Claus Schromm. Rohracker habe sich nie offen beklagt, den Wunsch nach Verantwortung hatte er einzig Präsident Schwabl in einem Vier-Augen-Gespräch mitgeteilt.

Ein Spieler, zwei Gesichter

War also fehlende Verantwortung der Grund für den plötzlichen Abgang? Sportliche Gründe waren es jedenfalls nicht. "Es muss andere Gründe gehabt haben", weiß Rohracker im "tz". "Präzise" seien die Trainer jedenfalls nicht geworden in den Gesprächen. Insgesamt zwei Mal hatte man sich unterhalten – Spieler, die beiden Trainer und Präsident Manfred Schwabl. In einem Gespräch am vergangenen Freitag klärte Rohracker die beiden Trainer über das Interesse aus Elversberg auf. In der Folge analysierte man die Saison des Spielers. "In der Vorrunde war er dankbar für seine Chance, in der Rückrunde kam er auf dem Platz mit einem Ausdruck wie Scheiße ich bin noch da", so Claus Schromm. Überheblichkeit werfe er dem Spieler indes keinesfalls vor. "Wir glauben, dass seine Ansprüche an sich selbst so groß waren, dass er in einer mental anderen Verfassung in die Rückrunde ging", erklärt Schromm weiter. In der Vorrunde erzielte er sechs seiner insgesamt sieben Saisontreffer, stand sogar in der liga3-online.de Elf der Hinrunde. In der Rückrunde war er laut Trainer "ein anderer Spieler". Das habe man ihm bereits während und gegen Ende der Saison mitgeteilt. Schromm stellte jedoch klar, dass man einen "Kev (Spitzname Rohrackers, Anm. d. R.) zu jedem Zeitpunkt sportliche brauchen könnte."

Einvernehmliche Trennung

Letztendlich verständigte man sich auf einen schnellen Wechsel des Mittelfeldspielers, der in Unterhaching noch bis 2014 unter Vertrag stand. Das war das Ergebnis eines weiteren Gespräches. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich den Verein verlasse", so Rohracker im "tz". Das Training an besagtem Freitag nahm er gar nicht mehr auf, da er "wechselwillig" war. Die Nachfrage von Vereinsseite, ob das richtig sei, beantwortete der 24-Jährige mit den Worten: "Ja, Nein…", so Trainer Schromm. Der Spieler schien unsicher, präzisierte jedoch in der Folge. Am Ende der zweiten langen Sitzung war klar, Rohracker musste den Verein wechseln. In diesem Punkt sind sich Spieler und Verein einig, denn auch Schromm bestätigte: "Wir haben uns entschieden, dass es für beide Seiten Sinn macht, sich zu trennen."

Elversberg musste den Spieler aus dem Vertrag kaufen, über die Ablöse weiß man nichts. Darüber wurde "Stillschweigen vereinbart". "Ich kann nur sagen, dass der Verein mir sehr entgegengekommen ist", zeigte sich Rohracker im Interview dankbar. Interesse aus Elversberg gab es schon im letzten Sommer. Rohracker hatte sich damals für Unterhaching entschieden, da Elversberg noch nicht drittklassig war. Es gab auch Interessenten für Rohracker in der Winterpause, er entschied sich jedoch für einen Verbleib in der Münchner Vorstadt. Die Frage nach dem "Warum" beantwortet der Spieler übrigens auch: "Der Verein SV Elversberg hat sich sehr um mich bemüht." Das klingt nach einem guten Start für eine neue Ehe. Rohrackers Vertrag in Elversberg geht über zwei Jahre. Wenn die Kommunikation diesmal klappt, muss man sie vielleicht nicht vorzeitig scheiden. Wie heißt es oft so schön: "Darum prüfe, was sich ewig bindet."

FOTO: SpVgg Unterhaching

   

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