DFB-Pokal: Ligazweite ziehen im Pokal den Kürzeren
Am 30.7. gaben sich die Zweitplatzierten der Profiligen 1,2 und 3 die Ehre in der ersten DFB-Pokal-Runde. Zunächst Bayer Leverkusen – Vizemeister der abgelaufen Saison – gegen Zweitliganeuling Dynamo Dresden, Energie Cottbus – Tabellenzweiter der aktuellen Zweitligasaison – trat beim Regionalligisten Holstein Kiel an und zu guter Letzt unsere Hardtwaldhelden vom SV Sandhausen. Der aktuelle Tabellenzweite der Liga 3 hatte den deutschen Meister Borussia Dortmund zu Gast.
Ein Sechser fehlt aber der Sturm steht
Kurz vor Anpfiff fanden sich nun auch die letzten Zuschauer auf ihren Plätzen ein und das mit 11300 Zuschauern ausverkaufte Hardtwaldstadion kam einem Hexenkessel gleich. In der Startelf suchte man vergeblich Glibo oder Fießer, die man als Abstauber so dringend hätte gebrauchen können. Verletzungen sorgten für den Ausfall der beiden potentiellen Sechser. Zumindest der etatmäßige Topsturm in Form von Dorn und Löning stand bereit.
Fehlender Kampfgeist zeichnet die Sandhäuser
Pünktlich um 19:30 Uhr nahm Referee Christ die Pfeife in den Mund der Spaß begann. Von Minute 1 an war den Sandhäusern die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Auf der rechten Seite machte Busch von Anfang an bei Weitem keine gute Figur, was die baldige Einwechslung von Sievers gerechtfertigt hätte, auf diese wartete man jedoch 90 Minuten und zwar vergeblich. Ebenso machte sich das Fehlen einer richtigen Kampfsau bemerkbar. Ein Pinto fehlte gar ganz im 18-köpfigen Sandhäuser Aufgebot. Die 2 Fragen sind doch, mit welcher Aufstellung und welcher Einstellung man ein solches Spiel angeht. Respekt, das ist nun mal so eine Sache, wenn man gegen die ganz Großen spielt. Respekt sollte man nicht übermäßig haben, sondern ihn sich vom Überlegenen verschaffen. Was mir gefehlt hat war die Spritzigkeit, Leichtigkeit und vor allem das Selbstvertrauen. Man trat in einem Spiel, bei dem man absolut nichts zu verlieren hatte, an wie die C-Jugend eines Buxtehudener Vorstandclubs. Mit Angst, zu viel Respekt und fehlendem Kampfgeist hat noch keiner einen Blumentopf geschweige denn einen Pokal gewonnen.
Sandhäuser Offensivaktionen bleiben aus in Hälfte 1
Nach 10 Minuten trat zum ersten und nicht zum letzten Mal an diesem Abend Dortmunds Sushi-Bomber Kagawa ins Rampenlicht. Er bediente Lewandowski, der Ischdonat zur 0:1-Favoritenführung überwand. Nur drei Zeigerumdrehungen später versuchte es Torschütze Lewandowski erneut, fand mit seinem Fallrückzieher aber in Ischdonat seinen Meister. In der kompletten Anfangsphase zeigte sich der seit 25 Spielen pleitenfreie Drittligist mit einem völlig anderen Gesicht als gewohnt. In den Monaten zuvor hatte man eine eingespielte Mannschaft mit Teamgeist kennengelernt, die dem D’Artagnan-Prinzip ‚Einer für Alle, Alle für Einen‘ nacheiferten. Noch kürzlich konnte man loben, dass sich nun jeder Stürmer aufs Tore schießen und jeder Defensivakteur auf die Verhinderung dieser konzentrierte. Doch am gestrigen Abend war diese Einstellung wie weggeblasen. Es erinnerte stark an die vor-Dais-Rückkehr-Ära, als sich jeder verzweifelt darauf konzentrierte nicht noch mehr Gegentore zu kassieren. Das Ergebnis war natürlich das Gegenteil. Unsere Hardtwaldhelden trugen den Torhunger scheinbar zu Grabe, keine einzige Sandhäuser Offensivaktion blieb mir in der 1. Hälfte in Erinnerung.
Ein Tor lag in der Luft
Die Sandhäuser verzeichneten zur Pause einen Wechsel: Rohracker kam für den aktiven, aber vorbelasteten Öztürk ins Spiel. Nur 5 Minuten nach Wiederanpfiff hätte Sandhausen die Dortmunder Führung schier egalisieren können. Aber das Quäntchen Glück zum Ausgleich blieb fern. Blum servierte Ulm und Dorn zwei astreine Chancen Weidenfeller einen einzuschenken. Daraus wurde nichts, im Gegensatz dazu nutzte Kagawa den Zauber des Moments, denn ein Tor – egal in welche Richtung – lag in der Luft. Zunächst konnte er den aufmerksamen Sandhäuser Schlussmann Ischdonat nicht schlagen, was er jedoch nur eine Minute später nachholte. 0:2, der deutsche Meister gab sich gegen den Drittligisten keine Blöße. Ischdonat, der vor einigen Jahren schon mal mit Eintracht Trier den BVB besiegte, traf jedoch keine Schuld. Die übrigen – wenigen, aber toll herausgespielten – Torchancen des Bundesligisten aus dem Ruhrpott wusste er zu vereiteln.
Die Ligazweitplatzierten scheitern allesamt
In der Schlussminute erlaubte sich Abwehrchef Schulz einen gravierenden Schnitzer, den Lewandowski zu seinem 2. Treffer zum 0:3 nutzte. Wenige Sekunden später ertönte der Schlusspfiff im Hardtwaldstadion. Alles in allem wurde man hartherzig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Eine Pokalsensation wie 1995 gegen den VfB Stuttgart ist zwar nicht gelungen, aber zumindest verlor man nicht völlig sein Gesicht. Dennoch bin ich der Auffassung, dass man mit einer provokanteren Spielweise hätte zu Werke gehen müssen um ein wenig Ergebniskosmetik zu betreiben. Eine Niederlage bleibt in jedem Falle eine Niederlage, aber bei einem 2:3 hätte man sich nicht fragen müssen, was wäre wenn die Jungs so aufgedreht hätten, wie Dynamo Dresden nach dem 0:3 Rückstand gegen Leverkusen, den sie ja bekanntlich noch wett machten. Neben Leverkusen (3:4) und Sandhausen scheiterten mit Cottbus (0:3) alle 3 Zweitplatzierten der Profiligen in der 1. Pokalhauptrunde.
Zurück im Ligaalltag
Vorbei der Trubel, kehren die Jungs bereits am Mittwoch in den Ligaalltag zurück. Den DFB, der wohl davon ausgeht die Pokalqualifizierten Drittliga-Teams stecken die 1. Pokalrunde einfach so weg, hinderte nichts an der Ausrichtung einer englischen Woche direkt im Anschluss. Aus der Traum vom schnellen Geld und Pokal können und sollten sich unsere Hardtwaldhelden nun wieder voll und ganz auf die Liga konzentrieren und mit einem Punktgewinn in Offenbach an den gelungenen Saisonauftakt gegen Aalen anknüpfen. Auf geht’s SV – kämpfen und siegen!
Mehr Fotos zum Pokalspiel auf der Facebook-Fanseite der Hardtwaldhelden.