MSV Duisburg freut sich über unerwartet hohen Fan-Zuspruch
Die Geschichte des Horrorsommers rund um den MSV Duisburg sollte hinlänglich bekannt sein: Zweitliga-Lizenzentzug, Machtkämpfe in den Gremien und ein schier endloses Warten auf die Drittliga-Lizenz. Die Verantwortlichen des MSV hatten Angst, dass die Fans abspringen. Angst davor, die Spiele nicht mehr in der „Schauinsland-Reisen-Arena“ austragen zu dürfen. Angst davor, den kompletten Kader zu verlieren und für potentielle Neuzugänge finanziell so wie sportlich unattraktiv zu werden.
Duisburg zeigt Streifen
Doch dann kam alles anders: MSV-Legende Bernhard Dietz meldete sich in einem offenen Brief zu Wort. Er appellierte an die Fans des MSV, ihrem Verein in dieser schwierigen Zeit die Treue zu halten. Er bat Duisburg mit zwei prägnanten Wörtern um einen Gefallen: „Zeigt Streifen!“. Was er damit ins Rollen bringen würde, konnte selbst er nicht ahnen. In der ganzen Stadt flaggten die Fans Weiß-Blau, trugen Trikots und hängten Schals in die Fenster. Zudem wurden Mahnwachen ins Leben gerufen: Jeden Abend um 19:02 Uhr trafen sich Zebras vor ihrem Wedaustadion und diskutierten über Neuigkeiten zur Zweitliga -, und später zur Drittligalizenz. Das Projekt „Band der Solidarität“ endstand, bei dem Fans des MSV und anderer Vereine eine kilometerlange Menschenkette bildeten. Zudem wurd ein Marsch organisiert, an dem sich 6.000 Fans des MSV Duisburg beteiligten.
Anstieg der Mitglieder-, und Dauerkartenzahlen
Die ausgebrochene Euphorie schlug sich schon bald in Zahlen nieder: Zwei Wochen nach Verkaufsstart waren 5.000 Dauerkarten verkauft. Nach drei Wochen lag der Stand der verkauften Dauerkarten über dem Wert der Zweitliga-Saison. Es deutete sich also bereits im Vorfeld an, dass die SLR-Arena am 1. Spieltag gegen den Aufstiegsfavoriten aus Heidenheim eine Hexenkessel-Stimmung bieten würde. 18.111 Zuschauer peitschten die Mannschaft beim 0:1 90 Minuten lang nach vorne. Zum Vergleich: Zum Heimauftakt der letztjährigen Zweitliga-Saison gegen den VfR Aalen waren es „nur“ 14.377. Wer von einem einmaligen Erlebnis ausging, sah sich getäuscht, da die Euphorie rund um den MSV auch in den nächsten Wochen für ein volles Stadion sorgte. Das DFB-Pokal Spiel zwischen Duisburg und Paderborn (2:3) wollten sich 17.191 Fans nicht entgehen lassen. Zum 2:1-Heimsieg gegen Regensburg kamen 13.422 zahlende Fußballfans.
Angepeilter Zuschauerschnitt wird übertroffen
Die sonst so kritischen Fans des Bundesliga-Gründungsmitglieds bewiesen ein sehr feines Gespür, in welcher Lage ihr Herzensverein steckte. Sie entwickelten eine euphorische "Jetzt-erst-Recht-Stimmung" und trugen maßgeblich dazu bei, den Verein wirtschaftlich durch die schweren ersten Wochen der 3. Liga zu tragen. Zudem sorgten sie dafür, dass der Verein auf hochkarätige Neuzugänge wie de Wit, Zoundi oder Onuegbu immer noch attraktiv wirkte. Man muss kein Prophet sein, um sagen zu können, dass der vom MSV Duisburg anvisierte Zuschauerschnitt (8.000 – 9.000) Fans eindeutig übertroffen wird. Der Zwangsabstieger als Zuschauermagnet – Das gibt es wohl nur beim MSV.
FOTO: regensburg1889.de