Jahn vor Härtetest in Osnabrück
Nach drei Spielen ist der SSV Jahn Regensburg Tabellenführer der Dritten Liga mit 7 Punkten und 7:2 Toren. Bester Sturm, beste Abwehr. Kapitän Tobias Schweinsteiger ist mit drei Toren Top-Torjäger, mit 5 Punkten Top-Scorer der Liga. Allrounder Michael Klauß mit der Note 1,75 bester Spieler der Liga. Der Jahn aktuell das Maß aller Dinge. Nur, wer hätte das erwartet?
Chaos und Angst beim Jahn
Vor der Saison keiner. Die Regensburger hatten 18 Abgänge zu Verzeichnen, davon sechs Stammspieler, und gerade einmal vier Neuzugänge, einer aus der Jugend, die anderen aus unteren Ligen. Mehr war wegen mangelnder finanzieller Mittel nicht drin. Wegen der anhaltenden Stadiondiskussion hatten Investoren Gelder eingefroren. Noch dazu ist ein Teil des Vorstandes zurückgetreten. Chaos herrschte bei den Oberpfälzern und die Angst, keinen konkurrenzfähigen Kader für die Saison zusammenstellen zu können. Dann wurde der Etat sogar noch verringert.
Die Stadiondiskussion wurde gelöst, der Jahn bekommt ein neues Stadion. Dadurch konnte ein weiterer Spieler verpflichtet werden, Sebastian Hofmann aus Ingolstadt. Doch die Freude hielt nicht lange, das ewige Verletzungspech suchte die „Rothosen“ wieder einmal heim. Neuzugang Hofmann, als großer Hoffnungsträger im Sturm, verletzte sich schon im ersten Training. Auch die Stammspieler Sebastian Nachreiner und Tobias Schlauderer verletzten sich nach dem ersten Spiel und fallen länger aus. Ein weiterer Neuzugang, Thomas Kurz, konnte nicht für Aufbruchstimmung sorgen. Und der Kader hatte immer noch nur 15 gesunde Feldspieler. Was dann folgte, war kaum zu glauben.
Abstiegskandidat Nummer Eins nun souveräner Tabellenführer
Der Jahn wurde noch ein Mal am Transfermarkt aktiv und holte Mario Neunaber für die Defensive. Und fegte die zweite Mannschaft von Werder Bremen mit 4:1 aus dem Stadion. Die Mannschaft präsentierte sich als geschlossene Einheit, die Verteidigung stand gut. Die Mannschaft hatte Spaß und zeigte dabei guten Fußball. Das gleiche Bild im Heimspiel gegen Stuttgarts U23. Der Heimfluch wurde gebrochen, Jahn Regensburg hätte durchaus höher gewinnen können als nur mit 2:0. Gutes Kombinationsspiel der Bayern, was die Dritten Fernsehprogramme dazu veranlasst hat vom „Dortmund der Dritten Liga“ zu sprechen. Wie ist das zu erklären? Als Abstiegskandidat Nummer Eins nun souveräner Tabellenführer. Und das mit dem kleinsten Kader und dem geringsten Etat der Liga! Keiner kann sich das erklären, auch nicht Trainer Markus Weinzierl. Die notdürftig zusammengebaute Truppe mit vielen Talenten zeigte vergangenen Samstag eines der besten Heimspiele der vergangenen Jahre, so die Fans.
Gute Arbeit des Trainerteams und des Sportlichen Leiters
Dass der Jahn traditionell einen guten Start in der Liga hat, ist bekannt. Bisher führte das Weinzierl auf die eingespielte Mannschaft zurück, die nicht großartig verändert wurde. So wurde man in den letzten beiden Spielzeiten in den ersten Spielen immer Tabellenführer. Nur dieses Jahr dürfte der SSV definitiv keine eingespielte Mannschaft haben. Dürfte! Auf dem Platz sieht man etwas anderes! Ein Team, das so gut harmonisch spielt, als würde es seit Jahren in kaum veränderter Form zusammenspielen. Zum dritten Mal in Folge ist man in Regensburg zu Beginn der Saison Tabellenführer. Wie kommt das? Markus Weinzierls Vorbereitung muss wohl so exzellent sein, dass er es binnen weniger Wochen schafft aus einem neu zusammengewürfelten Haufen eine Mannschaft formt. Sportlicher Leiter Franz Gerber hat dieses Jahr wieder bewiesen, was für ein geschicktes Händchen er für günstige und gute Transfers hat. Zum Beispiel Ronny Philp von der Zweitvertretung der SpVgg Greuther Fürth. Er hat es binnen drei Spieltagen geschafft den langjährigen Publikumsliebling Stefan Jarosch auf der rechten Verteidigerposition vergessen zu lassen. Er hat ihn jetzt schon mehr als ersetzt.
Morgen beim Aufstiegsfavoriten
Abheben wird in Regensburg aber keiner. Jeder freut sich über die aktuelle Situation. Aber es ist nur eine Momentaufnahme. „Das sind 7 Punkte gegen den Abstieg“, sagt Jahn-Coach Markus Weinzierl. Die Erinnerungen an die letzten Jahre sind noch da. Der Jahn ist immer gut in die Saison gestartet, so auch widererwartend dieses Jahr. Aber der Einbruch im Herbst ist ebenso typisch Jahn. Der Kader ist immer noch zu dünn, um eventuelle weitere Ausfälle aufzufangen. Aus diesem Grund hofft man, endlich von weiterem Verletzungspech verschont zu bleiben, das diese Erfolgssträhne so lange wie möglich weiter geht und man Punkte für das Ziel Klassenerhalt sammelt. Einen davon wollen die „Rothosen“ am Samstag mindestens mit aus Osnabrück mitnehmen. Nach den weniger ambitionierten Teams aus Babelsberg, Stuttgart und Bremen wird der Zweitligaabsteiger und Mit-Aufstiegsfavorit der erste Härtetest für Regensburg. „Wir fahren dort hin, um zu gewinnen!“, so der Jahn-Trainer, „verstecken müssen wir uns nicht. Aber bei einer Niederlage brauchen wir uns nicht schämen“. Drei Punkte wären also schön, eine Niederlage bei diesem Gegner nicht schlimm. Die Favoritenrolle nehmen die Lila-Weißen ein, auch wenn diese alles andere als optimal in die Saison gestartet sind. Vier Punkte haben sie gerade mal auf dem Konto, selbst gegen neun Wehener mussten sie sich geschlagen geben, auch gegen neun Bielefelder konnte nicht gewonnen werden. Die Ansprüche sind an der Bremer Brücke trotzdem hoch. Der direkte Wiederaufstieg ist das Ziel.
Spannend bleibt es also auf alle Fälle, ob der VfL den Siegeszug der Bayern stoppen wird oder wie lange sich die Regensburger noch an der Tabellenspitze behaupten können. „So lange wie möglich!“ hofft Weinzierl.