Deshalb verlief der Saisonstart von Rot-Weiß Erfurt so gut
Die abgelaufene Saison war eine Spielzeit voller Rückschläge und Enttäuschungen für die Spieler und vor allem Fans des FC Rot-Weiß Erfurt. Am Ende stand das Team auf Tabellenplatz 13 und war froh, dem Abstieg in Liga vier verhindert zu haben. Der negative Höhepunkt war das verlorene Finale im Landespokal gegen einen Sechstligisten, das damit verbundene Verpassen der ersten Runde des DFB-Pokals und damit Einnahmeverluste von 100.000 Euro, die eine Lizenzerteilung durch den Deutschen Fußball-Bund noch einmal gefährdeten.
Gute Entscheidungen der Verantwortlichen
Diese Hürde wurde jedoch gemeistert, mit Walter Kogler ein neuer Trainer vorgestellt und der Kader mit vielen neuen, jungen Spielern bespickt. Und zumindest aktuell sieht es danach aus, als hätten die Verantwortlichen im Verein dabei vieles richtig gemacht. Verließ die Mannschaft vor einem Jahr nach dem neunten Spieltag durch einen 2:0-Auswärtserfolg beim 1. FC Saarbrücken erstmals die Abstiegsränge, stehen die Spieler um Kapitän Nils Pfingsten-Reddig aktuell auf Tabellenplatz drei, feierten zuletzt drei Siege in Folge und haben mit 17 Punkten bereits mehr als doppelt so viele auf dem Konto wie zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison (8). Auch ein Blick auf das Torverhältnis beider Spielzeiten belegt, dass das Team wesentlich stabiler und torgefährlicher ist als noch vor 12 Monaten.
Verbesserte Defensive
Dabei hatte der neue Trainer Walter Kogler keine leichte Aufgabe. Mittlerweile haben die Rot-Weißen 15 neue Spieler verpflichtet und gaben zehn ab. Der Österreicher musste aus vielen Spielern ein Kollektiv bilden. Auffällig ist bisher, dass ein Großteil der externen Transfers gleich von Beginn an seine volle Leistung abrufen konnte. In der Verteidigung hat man mit Stefan Kleineheismann und Andre Laurito, für den der klamme Verein erstmals wieder eine Ablöse zahlte, eine sehr stabile und vor allem kopfballstarke Innenverteidigung, die durch die starken Außenverteidiger Luka Odak und Rafael Czichos unterstützt wird. Auch Ausfälle können nun besser kompensiert werden, wie beim letzten Heimspiel gegen die SV Elversberg deutlich wurde. Auch die Ergänzungsspieler sind trotz der geringen Einsatzzeiten voll bei der Sache und kämpfen aufopferungsvoll für den Erfolg des Klubs. Eine Tugend, die von den Anhängern des Klubs zuletzt vermisst wurde. Mit dem erst 19-jährigen Philipp Klewin steht zudem ein starker Rückhalt zwischen den Pfosten, der nicht umsonst von den liga3-online.de-Lesern zum Spieler des 8. Spieltages gewählt wurde. Die letztes Jahr oft kritisierten Routiniers Pfingsten-Reddig und Marco Engelhardt zeigen sich verbessert und beweisen sich auf dem Platz als Anführer der jungen Mannschaft.
Stürmer profitieren von System-Umstellung
Auch im Offensivbereich präsentieren sich die Thüringer verbessert und variabler. Unter dem Ex-Trainer Alois Schwartz operierte man oft mit langen Bällen auf den einzigen und oft im Stich gelassenen Stürmer Mijo Tunjic. Mit der Verpflichtung von Simon Brandstetter, der sich im bisherigen Saisonverlauf als körperlich robust, torgefährlich und unbequemer Gegenspieler zeigt, ist Tunjic nicht mehr auf sich alleingestellt. Beiden Angreifern liegt das Spiel mit einem Partner in der Offensive mehr als der Auftritt als "Alleinunterhalter". Unterstützt durch den bisher sehr starken Aykut Öztürk, der von seinen Gegnern auf der linken Außenbahn oft nur durch Fouls zu stoppen ist und selber schon drei Mal erfolgreich war, kamen Brandstetter und Tunjic zusammen bislang auf sechs Treffer. Lagen die Hoffnungen letztes Jahr zum Großteil auf Smail Morabit und Dominik Drexler, wird die Verantwortung nun auf mehrere Schultern verteilt, was das Team vom Steigerwald für den Gegner unberechenbarer macht. Bis auf die schmerzliche Heimniederlage gegen den MSV Duisburg, als die komplette Mannschaft abtauchte, waren die Leistungen ansprechend. Zwar tat man sich gegen den Aufsteiger aus Elversberg lange schwer, doch glänzten diese bis zum 0:1 durch eine sehr kompakte und disziplinierte Defensivarbeit.
Weiterhin von Spiel zu Spiel denken
Startet man mit acht Punkten aus vier Partien in die Saison, wird vieles automatisch leichter. Vor einem Jahr wurden neun Spiele für die gleiche Punkte-Ausbeute benötigt. Nach dem kurzen Einbruch nach zwei Niederlagen am Stück (in Leipzig und gegen Duisburg) bekamen die Trainer die Köpfe der Spieler schnell wieder frei. Dies war aufgrund des geringen Selbstvertrauens im Sommer 2012 nicht so leicht möglich. Dennoch wird man weiterhin nur von Spiel zu Spiel denken und nicht in zu großer Euphorie verfallen, versprach Kevin Möhwald nach der Partie gegen Elversberg. Bisher kein schlechtes Vorgehen…
FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi