Junge Dortmunder beweisen gnadenlose Effektivität

Die Freude war in allen Gesichtern kurz nach Schlusspfiff deutlich zu erkennen: Die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund bezwang am Samstag den Halleschen FC mit 4:0 und wird sich vermutlich auch Tage später noch fragen, wie der Sieg so deutlich ausfallen konnte. In einem Spiel, in dem im Vornherein wenig für einen Erfolg der „kleinen“ Borussen sprach, glänzten diese durch gnadenlose Effektivität vor dem gegnerischen Tor. Der HFC dagegen war die überlegene Mannschaft, ließ aber jegliche Torgefahr vermissen und darf sich so auch nicht über die Niederlage wundern.

Unangenehme Voraussetzungen für Wagner

Wohl nur die wenigsten Trainer wären gerne am Samstagmorgen in die Rolle ihres Kollegen David Wagner geschlüpft. Der Coach der BVB-Zweitvertretung stand vor einigen Problemen: Erik Durm, Oliver Kirch, Julian Schieber, Marvin Ducksch und kurzfristig auch Koray Günter reisten mit den Profis nach Mönchengladbach, Tim Treude war verletzt und Edisson Jordanov gesperrt. So standen gegen den Halleschen FC gerade einmal 15 Spieler im Kader, zu denen auch die jungen Nick Weber und Tammo Harder gehörten. Außerdem war es für die U23 das erste Heimspiel dieser Saison, das parallel zu einem Spiel der Profis stattfand. So fand die Partie nicht wie zuletzt vor ein- bis dreitausend, sondern vor gerade einmal 809 Zuschauern statt. Zuletzt traf Dortmund nicht auf irgendeinen Gegner, sondern mit dem Halleschen FC auf einen Club, der sich nach dem Katastrophen-Saisonstart (vier Spiele, null Punkte) zuletzt gut stabilisiert hat. Aus den letzten sieben Spielen holte das Team von Sven Köhler starke 16 Zähler.

HFC lässt alle Tugenden vermissen

Dementprechend gingen die Gäste als Favorit ins Spiel in der Roten Erde. Doch die Rot-Weißen hatten mit dem BVB so ihre Probleme. Harders Lupfer zum 1:0 war zwar glücklich, hätte aber durch konsequentes Abwehrverhalten verhindert werden können. Zumindest mit der Reaktion auf den Gegentreffer konnte Köhler, der insgesamt alle Tugenden aus den letzten Partien vermisste, zufrieden sein. Halle übernahm das Spielgeschehen, blieb aber gegen die stabile Defensive der Borussia vollkommen ideenlos. Das lag daran, dass gut postierte Mitspieler nicht gesehen wurden oder – wenn der Pass in die Dortmunder Lücke doch mal kam – diese im Abseits standen. So hatte die junge Borussia, bei der das Adjektiv „jung“ wohl so gut zutraf wie selten zuvor (Altersdurchschnitt 21,6 Jahre), relativ einfaches Spiel.

BVB präsentiert sich gedankenschneller

Erst in den zweiten 45 Minuten hinterließen die Gäste den Eindruck, doch noch ein Remis oder einen Sieg mitnehmen zu wollen. Größere Chancen waren da, diese wurden jedoch entweder leichtfertig vergeben oder es standen die Latte oder der starke Alomerovic im Dortmunder Gehäuse im Weg. Und wenn man vorne die Chancen nicht nutzt und sich hinten zu oft viel zu naiv anstellt, rächt sich das auch gegen eine vollkommen unerfahrene zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Innerhalb von sechs Minuten erzielte die Borussia drei Treffer (Harder, Solga, Bajner). Bei allen drei Toren präsentierte sich die Borussia deutlich gedankenschneller und cleverer. Sinnbildlich dafür das 3:0: Zwei Hallenser und ein Dortmunder blieben nach Zweikämpfen auf dem Boden liegen, der Pfiff des Schiedsrichters blieb jedoch zur Überraschung der Gäste-Defensive aus, die Defensive stand unsortiert und unkonzentriert und ließ so Solgas Großchancen zu.

So fiel der Sieg für Borussia Dortmund zwar zwei Tore zu hoch, aber insgesamt keinesfalls unverdient aus. Was die Borussia aus ihren Möglichkeiten machte, verdient allerhöchsten Respekt. Mit einer Leistung wie am Samstag dürfte die BVB-Zweite in dieser Saison wenig mit dem Abstieg zu tun haben. Der HFC machte zwar kein schlechtes, aber ein viel zu naives Spiel. So verließen sie auf der einen Seite wegen mangelnder Kreativität und Kaltschnäuzigkeit, auf der anderen Seite dank grandioser Effektivität des Gegners den Platz zurecht als Verlierer. Dennoch ist diese Niederlage eher unter der Kategorie „Betriebsunfall“ zu werten. Nach den starken Auftritten zuletzt sollte sich Köhler nicht allzu viele Sorgen machen, dass der HFC nun wieder abstürzen wird.

FOTO: Flohre Fotografie

 

   

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