Jahn verzaubert Regensburg

Die erste Überraschung des Abends verkündete gestern beim Heimspiel gegen den VfR Aalen Stadionsprecher Christian Sauerer. Ronny Philp, am Samstag erst wegen eines Muskelfaserrisses verletzt ausgewechselt, spielt! Eigentlich hatten sich alle in Regensburg damit abgefunden, dass der Neuzugang zwei bis drei Wochen ausfallen wird. Aber Mannschaftsarzt Dr. Harlass-Neuking und DFB-Physiotherapeut Klaus Eder haben Philp für das Spiel wieder fit bekommen.

VfR Aalen ohne Chance

Thomas Kurz wurde für zwei Spiele nach seinem Platzverweis in Osnabrück gesperrt. Für ihn spielte Talent Martin Zurawsky zum ersten Mal von Beginn an. Und der legte wie der Rest der Mannschaft los wie die Feuerwehr, das erste Tor fiel bereits in der 8. Minute. Mahmut Temür brachte einen Freistoß in den Strafraum der Aalener, die Mauer wehrt ab, aber Jim-Patrick Müller ergattert sich die Kugel und netzt ein zum 1:0. Der VfR war noch gar nicht richtig im Spiel, da klingelte es schon wieder. Gästekeeper Bernhardt konnte einen super Pass von Temür auf Tobias Schweinsteiger abwehren und ins Mittelfeld zurückköpfen, wo sich Michael Klauß aus knapp 40 Metern traute direkt abzuziehen und nach seinem schönen Tor gegen Stuttgart II erneut ein Traumtor in der 22. Minute erzielte. Der VfR schien beeindruckt. Der Jahn kombinierte Aalen sprichwörtlich schwindelig, die Gäste können nur mit Müh und Not die Bälle abwehren.

Regensburg zaubert

In der zweiten Halbzeit fanden die Baden-Württemberger zwar besser ins Spiel, aber die Defensive des SSV Jahn stand sehr gut. Und die „Rothosen“ konnten sich weitere Chancen erarbeiten. André Laurito, diese Saison bereits zwei Mal mit den Kopf erfolgreich, hätte in der 52. das 3:0 machen können – diesmal ging sein Kopfball aber knapp vorbei. Nur zwei Minuten später schießt Oliver Hein knapp am Tor vorbei. Aber in Minute 61 war es dann soweit. Ronny Philp, um diesen Namen kommt man momentan in Regensburg nicht vorbei, spielt sich auf der ganzen rechten Seite vom Jahnstrafraum an gegen drei Aalener durch und spielt in den 16er von Aalen Jimmi Müller an, der einen weiteren Schwarz-Weißen alt aussehen lässt. Müller passt auf Klauß, der ebenfalls einen großen Anteil an der momentanen Erfolgsserie des SSV hat und den Ball volley ins Tor hämmert. Kurz darauf wird Philp unter Standing Ovations und lauten „Ronny Philp!“-Rufen ausgewechselt. Da er immerhin gerade einen Muskelfaserriss hinter sich hatte, wollte ihn Trainer Markus Weinzierl schonen.

3:0 für den Jahn nicht genug

Aber auch danach ging das Spiel hauptsächlich nur auf das Tor von Aalen. Das 4:0 erzielt dann Kapitän Tobias Schweinsteiger per Elfmeter in der 82. Minute. Auch er wird bei seiner anschließenden Auswechslung bejubelt, für ihn kommt Benedikt Schmid, ein Stürmer aus der zweiten Mannschaft. Knapp 3.000 Zuschauer sehen den bisher höchste Heimsieg des Jahn in der Dritten Liga. Die Fans am Turm singen „Ohhh, wie ist das schön…“ und „Spitzenreiter! Spitzenreiter!“. 13 Punkte nach 5 Spielen mit 12:2 Toren, das ist selbst für den Jahn, der bekanntlich gut in die Saisons startet, der beste Start seit Jahren. Und die Mannschaft zaubert auf dem Platz. Noch dazu verzaubert sie die Region mit ihrem ansehnlichem Spiel, tollem und vor allem erfolgreichen Kombinationsfußball. Das das möglich ist, mit dem kleinsten Etat der Dritten Liga von nur 1,5 Mio Euro, mit einem Minikader, von dem auch noch 6 Spieler fehlen, gleicht einem Wunder. Eine Möglichkeit, meint Markus Weinzierl, ist, dass „bei dem kleinen Kader jeder weiß, dass er gebraucht wird.“ Selbst die Perspektivspieler, zum Beispiel Youngster Zurawsky oder Amateurspieler Benedikt Schmid, die ohne Verletzungen beim Jahn wohl nur zu kleinen bis gar keinen Einsätzen kommen würden, geben alles. Und spielen dabei genauso gut wie die anderen!

Ziel bleibt der Klassenerhalt

Auch nach den sensationellen Spielen des Jahn sieht Weinzierl aber keinen Grund, das Ziel „Klassenerhalt“ nach oben zu verändern: „Wir haben 13 von 40 Punkten. Das ist ein schöner Lauf, wir freuen uns über die Momentaufnahme“. Er wüsste, was in einer langen Saison alles passieren kann, er kenne die Stärken und Schwächen seines Kaders. Aber über so etwas mag man nicht nachdenken in der Oberpfalz. Jeder freut sich im Moment über die Wahnsinns-Spiele des Jahn und genießt es, Tabellenführer zu sein. Je länger der Jahn diesen Lauf hat, desto schöner. Aber am kommenden Samstag beim Aufsteiger Darmstadt geht es wieder um drei Punkte gegen den Klassenerhalt.

SSV Jahn Regensburg: M. Hofmann – Philp (66. Kasal), Laurito, Neunaber, Binder – Hein, Zurawsky (76. J. Schmid) – Müller, Temür, Klauß – Schweinsteiger (82. B. Schmid)
Bank: Wiegers, Popa, Ziereis, Schwander / Trainer: Weinzierl

VfR Aalen: Bernhardt – Traut, Kister, Mössmer, Schulz (54. Valentini) – Ruiz, A. Hofmann, Grech, Haller – Sauter (54. Calamita) , Lechleiter (64. Weiss)
Bank: Reus, Gorka, Herröder, Neziri / Trainer: Hasenhüttl

Tore:
1:0 Müller (8.), 2:0 Klauß (22.), Klauß (61.), 4:0 Schweinsteiger (81. FE)

Schiedsrichter: Gerach (Landau)

Zuschauer: 2.945

   

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