Am längeren Hebel #39: Über Phantomtore und Phrasenschweine
Phantomtor. Phantomtor. Phantomtor. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich kann dieses Wort nicht mehr lesen. Ich schätze aber, es schickt sich, das mal zu erwähnen. Und im Google-Ranking steigen wir auch. Dass es am vergangenen Freitag ein Phantomtor gab, habt ihr mitbekommen? Sehr gut, dann lassen wir es dabei bewenden und kümmern uns um Fußball. Strittige Tore? Gerne. Keine Tore? Nicht mit uns. Löcher im Tornetz? Irgendwo hat der Spaß auch ein Loch. Spielwiederholungen? Zeitlupe reicht.
Vier Tore und ein Halleluja
Eine solche konnte man Minimum viermal anwenden beim Spiel zwischen dem Gewinner des Spieltages, Preußen Münster und dem BVB II. Zum zweiten Mal in Folge gewann Münster mit 4:0. Dabei traf jeweils Marcus Piossek zweimal. Und das auch noch regulär – ganz ohne Löcher im Tornetz. Krise beendet – sagt mein Kollege Christian Kalla. Zumindest die Ergebniskrise. Denn das Netz in Münster ist sicher noch nicht ganz geflickt. Eine gute Stunde dachte man nicht, dass hier Vier gewinnt. Und dann: Piossek – der – wie erwähnt- das Runde zweimal ins Eckige beförderte. Und nicht daneben vorbei. Gezählt hätte vielleicht Beides… Wenn ihr das Spiel auf DVD presst und verkauft, wird es kein Schlager – trotz der Torflut. Egal: drei Punkte und Platz 14. Halleluja. Und Münsters nicht mehr so neuer Trainer Loose äußerte sich dann auch noch: „Mir hätte auch ein 1:0 gereicht, aber ein 4:0 ist natürlich schöner für die Fans.“ Sagen Sie bloß!
Ach und in Stuttgart gewinnt nicht vier, sondern Elf. Elfmeter. Die Kickers, inzwischen immerhin mit einer Serie von drei Heimsiegen in Folge, bekamen in den letzten beiden Heimspielen vier Elfmeter zugesprochen. Viermal verwandelte Kapitän Enzo Marchese. Vier gewinnt also doch. Das ist mir wirklich gerade erst aufgefallen. Vier gewinnt und elf auch. Auch bei den Stuttgarter Kickers – aber nur Zuhause. Noch ein Wort zu Kingsley Onuegbu: geht!
Vollmann, Glas: leer
Ok, das Wortspiel ist doch sehr bemüht und auch nicht besonders gut. Dann passt es doch auch perfekt rein. Bemüht und doch nicht erfolgreich. Der Anfang war gut, das Ende total mies. Klingt irgendwie nach der Situation Vollmann und Wehen Wiesbaden. Denn Peter Vollmann ist nicht mehr Trainer vom SV Wehen Wiesbaden. Sieben Spiele, ein Sieg bedeuten das Ende des Trainers Vollmann. Trotz des sehr starken Saisonstarts. Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Unterhaching wurde es dem SVWW zu bunt, bzw. zu trist. Eigentlich war man besser, aber hilft ja alles nichts, wenn auf der Anzeigentafel der Gegner zwei mehr hat. Entscheidend ist wirklich die Anzeigentafel, wie wir seit Hoffenheim 2013 (ich hoffe, das wird so etwas wie „Waterloo“) wissen.
Einen weiteren könnte es bald erwischen. Andreas Bergmann könnte als nächster über Bord der Hansa-Kogge gehen. Denn wenn Stuttgarter Kickers zuhause gewonnen haben, dann hat Rostock auswärts verloren. Verlierer des Spieltages, Hansa Rostock. Die taumeln derzeit auf dem 15. Tabellenplatz und sind irgendwie auch phantomartig. Das aber nur, weil kaum etwas (Gutes) von Ihnen zu sehen ist. So viel Potenzial und so wenig davon wird abgerufen. Die Saison bisher ist zum Vergessen. Und wenn es so weiter geht, folgt Bergmann auf Vollmann. Denn so ist Fußball. Ich habe ins Phrasenschwein eingezahlt. Wirklich. Das hat aber zwei Löcher. Phantom-Phrasenschwein.
Ich muss mich an der Stelle noch einmal dafür entschuldigen, dass ich heute die Kolumne schreibe. Eigentlich wollte ich – wie versprochen – heute einen Gastautor Am Längeren Hebel sitzen lassen. Der Verein des Gastautors hat es aber schlicht nicht hinbekommen, binnen zwei Wochen eine Nachricht weiterzuleiten, bzw. zu bestätigen. Außerdem hielt er eine Kurznachricht, Absage, nach vorheriger Zusage, auch für unnötig. Wir sind ja nur der Marktführer und der Zuschauerschnitt ist so hoch, dass man Presse nicht nötig hat. Achtung Sarkasmus! Aber gewonnen haben sie am Wochenende. Der Ball zappelte zweimal im Netz, der Fisch ging mir durch ein Loch. Aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Versprochen. Gerade in diesen Tagen sind Wiederholungsspiele doch erwünscht. Und weil vier gewinnt noch ein letztes Mal zelebriert: Phantomtor.
„stay tuned“ und eine phantomtorfreie Woche
Uli Hebel
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FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de