Powerplay des 1. FC Heidenheim wurde nicht belohnt

Wenn es den Begriff „Einbahnstraßenfußball“ noch nicht geben würde, dann hätte man ihn spätestens nach der Partie des 1. FC Heidenheim gegen den SV Wehen Wiesbaden entdeckt. Eine mangelnde Chancenverwertung und ein beispielsloser Kampf einer Defensivreihe verhinderten, dass am Samstag auch nur ein Tor in der Heidenheimer Voith-Arena fallen wollte. Wiesbadens Interimscoach Bernd Heemsoth wollte dabei aus einer sicheren Defensive agieren. Zwei kompakte Viererketten sollten es den Heidenheimer schwer machen sich Chancen zu erarbeiten.

Heidenheim uninspiriert, Perger unüberlegt

Und der Plan von Heemsoth ging auf. Es dauerte 20 Minuten ehe Kolke – der überraschend für Stammtorhüter Gurski zwischen den Pfosten stand – dass erste Mal eingreifen musste. Den Schuss von Morabit konnte er aber problemlos parieren. Auch aus Standards kamen die Heidenheimer nicht zum Zug, da die Wiesbadener in der Defensive zwar kompromisslos spielten, aber ohne dabei viele Fouls zu verursachen. Nach einer halben Stunde gab es dann ein klares Foulspiel. Wiesbadens Linksverteidiger Perger wollte zu motiviert einen langen Ball von Sökler unterbinden. Seine Grätsche im FCH-Strafraum war ebenso unüberlegt, wie auch unnötig. Schiedsrichter Christian Dietz zückte die rote Karte. Der gelbe Karton hätte vermutlich gereicht, doch im gegnerischen Strafraum ist so eine Aktion von Perger einfach nur überflüssig. Defensiv standen die Wiesbadener dennoch so gut, wie zu Beginn der Partie. Nach vorne wollte Heemsoth immer wieder „Nadelstiche setzen“, doch diese gab es in der ersten Halbzeit nicht zu sehen. Grund hierfür war sicher auch der unermüdliche Einsatz von Vunguidica. Als Alleinunterhalter im Sturm hatte er es schon schwer genug. Deshalb beschränkte auch er sich fast ausschließlich aufs Bälle erobern und war damit am eigenen Strafraum ein ums andere Mal erfolgreich. „In der ersten Halbzeit sind wir auf einen Gegner getroffen, der sich als Ziel gesetzt hatte, kompakt zu stehen und möglichst wenig zuzulassen. Das ist ihnen auch gelungen“, so Schmidt.

Kolke und das Aluminium retten für Wiesbaden 

Bis zum Halbzeitpfiff gab es für die Heidenheimer dann auch keine nennenswerte Chance mehr. Im zweiten Spielabschnitt sollte Bagceci  – kam für Reinhardt in die Partie – für mehr Gefahr in der Hälfte des Gegners sorgen und Schmidts Plan ging auf. „Mit dem Wechsel wollten wir mehr Druck auf die Außenbahnen bringen, damit es uns gelingt hinter die Abwehr zu kommen. Das ist uns am Anfang auch ganz gut gelungen. Wir hatten ein, zwei gute Möglichkeiten. Das hat jeder gesehen“, so Schmidt. Damit hat er die dreifach Chance nach gut 50 Minuten gemeint. Eine Flanke landete vor den Füßen Göhlerts, doch dessen Schuss wurde geblockt. Sökler kam an den Ball, ließ einen Gegner aussteigen, aber scheiterte aus fünf Metern an Kolke. Die Gefahr war aber noch nicht vorbei. Nun landete der Ball bei Malura, alle zehn Wiesbadener Akteure waren im eigenen Sechzehnmeterraum und warfen sich in den Schuss. Denn Ball konnten sie zwar nicht blocken, aber das war auch nicht nötig, da der Ball nur den Außenpfosten traf. Was nun folgte war eine erdrückende Überlegenheit der Hausherren. Im Eishockey wird es Powerplay genannt, Heemsoth bevorzugte jedoch den Vergleich mit Handball. „Heidenheim hat wie beim Handball die Bälle um die Abwehr laufen lassen, sind durch Flanken oder Chipbälle hinter die Abwehr gekommen. Ich muss meinem Torwart ein Kompliment machen, der einige hohe Bälle abgefangen hat.“

Heidenheim vergibt beste Chancen 

Denn durch Flachpässe kam der 1. FCH kaum zu einer Torchance. Die vielbeinige Abwehr der Gäste war einfach nicht zu überwinden. Für Schmidt spielte auch der Rasen eine entscheidende Rolle. Auf dem es „nicht einfach gewesen sei, sauberen und technisch feinen Fußball zu spielen.“ Von der Tribüne machte der Platz wahrlich keinen guten Eindruck, aber Tore schießen müssen letztendlich die Spieler. Auch wenn die Wiesbadener sehr diszipliniert agierten, gab es genügend Chancen, die die Heidenheimer hätten nutzen können. Sei es der schlechte Platz, die gute Defensivarbeit der Gäste, oder die fehlende Kreativität der Hausherren. Chancen ergaben sich nur aus hohen Bällen. Morabits Kopfball nutzte Kolke für eine schöne Flugeinlage. Eine viertel Stunde vor Spielende gab es dann die letzten großen Chancen für die Hausherren. Nach einer Ecke stand Titsch-Rivero im Fünfmeterraum völlig blank. Er traf den Ball jedoch nicht voll und so war es mehr eine Art Vorlage für Malura, der am langen Pfosten, ebenso wie Titsch-Rivero, ohne Gegenspieler den Ball nicht ins leere Tor einschieben konnte. Auch der frisch eingewechselte Niederlechner bekam noch seine Chance. Anstatt jedoch den Ball überlegt ins lange Eck zu schieben, donnerte er den Ball mit Vollspann ins Fangnetz.

Wiesbaden ohne Torschuss, der Sieg war dennoch greifbar nahe 

Es erweckt den Eindruck, dass Chancen der Wiesbadener einfach übergangen wurden. In Wirklichkeit gab es aber einfach keinen Torabschluss, der für Gefahr sorgte. Die einzelnen Konter wurden schlampig zu Ende gespielt. „Wir haben auch einige Konter nicht richtig zu Ende gefahren“, bestätigte auch Heemsoth. Am Ende bestand sogar noch die Möglichkeit auf einen Sieg. Grupp fasste sich ein Herz, marschierte durchs Mittelfeld bis er schlussendlich im Strafraum ankam. Dort kam es zu einer leichten Berührung mit Marc Schnatterer, welche für den Schiedsrichter aber nur schwer zu sehen war. Doch statt  eines vertretbaren Elfmeters, entschied er auf Schwalbe und zeigte Grupp die gelbe Karte. Ein Sieg wäre aber des Guten zu viel gewesen. Durch eine beispielhafte Abwehrarbeit haben sich die Wiesbadener aber diesen Punkt verdient und waren damit mehr als zufrieden. Dies zeigt allein schon die Tatsache, dass Torhüter Kolke schon nach 35 Minuten wegen Zeitspiels den gelben Karton sah. Auch als die Nachspielzeit schon abgelaufen war, bekamen die Gäste einen Eckball zugesprochen. Doch anstatt den Ball in die Mitte zu schlagen und durch die gefährlichen Kopfballspieler Vidovic und Herzig für Gefahr zu sorgen, entschied man sich den Ball kurz zu spielen und an der Eckfahne zu verteidigen. Das war aber gar nicht mehr nötig, da der Schiedsrichter daraufhin die Partie abpfiff.

Der 1. FCH blieb im zweiten Heimspiel in Folge ohne Sieg. Zudem hielt die Serie der Wiesbadener, die bisher noch kein Spiel in Heidenheim verloren haben. In der Tabelle hat sich für beide Mannschaften auch nichts geändert. Mit fünf Punkten Vorsprung bleibt Heidenheim auf Platz eins, Wiesbaden bleibt auf dem siebten Rang. Im nächsten Spiel hat der SV Wehen Wiesbaden den SSV Jahn Regensburg zu Gast. Die Heidenheimer treten die weiteste Reise der Saison an und gastieren nächsten Samstag um 14 Uhr beim Aufsteiger Holstein Kiel.

   

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