Unnötige Brandherde: Drei Gründe für Halles Sieglosigkeit
In dieser Saison ist die 3. Liga die reinste Achterbahnfahrt. Zwischen dem Dritten und dem Drittletzten liegen gerade einmal elf Punkte, abgesehen von Tabellenführer Heidenheim schaffte es bisher kein Team kontinuierlich erfolgreich zu spielen. So strauchelt auch der Hallesche FC nach jeweils einer Niederlagen- und einer Siegesserie wieder etwas. Zuletzt gab es in drei Spielen keinen Sieg, vor allem bei den Auswärtspartien in Rostock und Stuttgart wirkte die Elf von Trainer Sven Köhler relativ statisch, beim Heimspiel gegen Saarbrücken regierte unterm Strich die Nachlässigkeit. Doch die sieglose Serie auf die Unberechenbarkeit der Liga zu schieben, greift, wie bei den anderen Vereinen, auch beim HFC zu kurz. liga3-online.de hat genau hingeschaut:
1. Die Personalnot
Fast schon traditionell beschäftigt der HFC im Moment eine stattliche Anzahl an verletzten Spielern. Neben den Langzeitverletzten Björn Ziegenbein und Maik Wagefeld, sowie den kurzfristig angeschlagenen Tony Schmidt, Adli Lachheb und Anton Müller, befinden sich mit Pierre Becken und Patrick Mouaya auch zwei Spieler seit Wochen im Aufbau, für die ein Platz in der Startelf der Hallenser schlicht noch zu früh kommen würde. Das hemmt vor allem die gefürchtete Rotation von Sven Köhler, die zu Saisonbeginn für den Umschwung nach vier Niederlagen sorgte. In Rostock war auch der bislang starke Robert Schick gesperrt, gegen Saarbrücken Torjäger Timo Furuholm, sodass sich die Offensive des HFC seit Wochen praktisch selbst aufstellt. Kein Wunder, dass in Stuttgart erst mit der Einwechslung von Pierre Merkel als zweitem Stürmer und Überraschungsmoment der Spielfluss besser lief. Köhler überlegt nun, langfristig mit zwei Stürmern zu spielen.
2. Unruhe im Umfeld
Auch wenn der HFC in der Tabelle noch im Soll steht, rumort es kräftig hinter den Kulissen. Doch weniger die Vereinsoffiziellen und mehr die Fans erhöhen den Druck auf Mannschaft und Trainer. In der Kritik steht unter anderem auch Torheld Timo Furuholm, welcher seit nun mehr sechs Spielen keinen Treffer mehr erzielen konnte. Dass diese Kritik nicht immer sachlich über die Bühne geht, gehört zum HFC. Die Hallenser vergöttern ihren Verein und gehen oft kritischer mit Misserfolgen ins Gericht, als es bei anderen Vereinen üblich ist. Diese Leidenschaft, die den HFC in der Vergangenheit zu so manchem Überraschungssieg getragen hat, sorgt in dieser anderen Form allerdings für Unruhe und das eigentlich ohne stichhaltigen Grund. Denn die Mannschaft bewegt sich im Soll, zudem hatte man in der Siegesserie immer wieder klar betont, nur auf den Klassenerhalt zu schauen. Dass die Enttäuschung nach drei sieglosen Spielen nun klar greifbar ist, ist verständlich, allerdings wäre es wichtig für die Moral der Spieler, seitens der Fans nicht in aktionistische Panik zu verfallen, wie es in Problem Nummer Drei deutlich wird.
3. Die unnötige Trainerdiskussion
Eigentlich gehört Sven Köhler schon fast zum Inventar in Halle. Seit 2007 im Amt führte der Freiberger den HFC zum langersehnten Aufstieg zurück in den Profifußball, hatte aber zu keiner Zeit das Vertrauen bei den eigenen Fans, wie er es innerhalb der Mannschaft genießt. Und so wurde in den letzten Tagen schnell wieder ein Schuldiger für die schlechten Ergebnisse der letzten drei Spiele ausgemacht, mit dem Unterschied, dass sich Präsident Michael Schädlich nun dem Druck der Fans ausgesetzt sieht, die eine Verlängerung von Köhlers 2014 auslaufenden Vertrages vorerst auf Eis gelegt sehen wollen. Zwar stärkte Schädlich zuletzt medienwirksam Köhlers Rücken, der Druck auf beide wächst aber mit jedem nicht gewonnenen Spiel, grundlos. Denn wie der stets selbstkritische Köhler vergangene Woche zu Protokoll gab: „Wir sind nicht am Optimum, aber im Soll.“ Kurios auch, dass die Panik in Halle groß war, als Chemnitz vor einigen Wochen mitten in der Hallenser Siegesserie Interesse an Köhlers Arbeitskraft bekundete und man nun zumindest von Seiten nicht weniger Fans die Verlängerung des Erfolgstrainers in Frage stellt.
So gibt es nicht nur innerhalb der Mannschaft, sondern auch rund um den Verein Unruheherde, die ein konzentriertes Arbeiten beim HFC momentan erschweren. Optimal wäre es, wenn der gesamte Verein die unbändige Energie, die er bündelt, dafür aufbringen könnte, den HFC zum nächsten Sieg zu treiben, möglichst schon nach der Länderspielpause in Duisburg.
FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de