Pro und Contra: Das mögliche Karriereende von Maik Wagefeld
Am vergangenen Mittwoch gab es die endgültige Bestätigung: Maik Wagefeld, 33-jähriger Kapitän des Halleschen FC, wird aufgrund seiner Achillessehnenverletzung in dieser Saison nicht mehr ins Team von Sven Köhler zurückkehren. Für Wagefeld ist diese dritte schwere Verletzung innerhalb der letzten anderthalb Jahre die hartnäckigste. Allgemeinhin gilt ein Achillessehnenriss bei Sportlern über 30 Jahren durchaus als Grund für ein Karriereende, auch, wenn die Sehne nur angerissen ist, wie es bei Wagefeld der Fall ist. Und so steht überregional nun zur Debatte, ob der Leitwolf der Hallenser womöglich vor dem endgültigen Karriereende steht. Hierbei ist nicht außer Acht zu lassen, dass das Thema nicht nur für Wagefeld persönlich, als auch für den krisengebeutelten HFC von großer Bedeutung ist. liga3-online.de hat zu Wagefelds Zwiespalt Meinungen gesammelt und eine Pro-Contra-Darstellung erarbeitet, welche Argumente für bzw. gegen ein Karriereende des Routiniers sprechen würden.
Sollte Maik Wagefeld seine aktive Karriere als Fußballspieler und Kapitän des Halleschen FC beenden?
Pro: Der Kämpfer muss zur Ruhe kommen – seiner Gesundheit wegen!
Maik Wagefeld spielt seit dem Sommer 2011 in Halle und ungefähr seit diesem Zeitpunkt laboriert der Mittelfeldspieler mit kleineren und größeren Verletzungen. Wagefeld war schon immer für eine gelungene und seltene Kombination aus robuster Spielweise und starker Spielübersicht bekannt, ebenso aber auch für seine Verletzungsanfälligkeit. Im Dress von Dynamo Dresden riss sich der gebürtige Riesaer innerhalb eines Jahres gleich zweimal das Innenband und viel monatelang aus. Bekannt ist, dass Wagefeld im Trikot des HFC über mehrere Monate mit gereizter Achillessehne auflief und trotz Schmerzen nicht nur Trainings-, sondern auch Spielpraxis sammelte. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ zitierte dazu Halles Mannschaftsarzt Thomas Bartels in den vergangenen Tagen. Er habe, so die „MZ“, „in [seiner] Karriere noch keinen Fußballer erlebt, der wie Maik Wagefeld mit einer gebrochenen Hand oder einem gebrochenen Finger gespielt“ habe. Wagefeld sei „nur vier Wochen nach einem Adduktorenabriss […] wieder aufgelaufen.“
Analogie zum Fall Ballack in der Nationalelf
Bartels bezeichnet Wagelfeld als Kämpfer, vergisst dabei aber nicht anzumerken, dass der geschundene Körper des Kämpfers mit fortgeschrittenem Alter immer anfälliger für Verletzungen geworden sei. So rächt sich jetzt der unbändige Wille Wagefelds, auch mit einer vermeintlich leichten Blessur direkt wieder auf dem Trainingsplatz gestanden zu haben. Gerade in Bezug auf seine Achillessehnenverletzung muss man dem 33-Jährigen den Vorwurf machen, zu unachtsam mit seinem Körper umgegangen zu sein und sich auf Kosten der eigenen Gesundheit der Mannschaft geopfert zu haben, die nun aber den leidlichen Preis für Wagefelds verbissenen Willen zu spielen alleine zahlen muss. Wagefeld wirkte auch in der vergangenen Saison, als er vor dem Spiel gegen Rostock in Halle wieder vor dem Sprung in die Startelf stand, trotzig, beinahe starrsinnig auf seine Rolle in der Mannschaft fixiert. Dabei hatte der HFC in den Wochen während seiner Verletzungsabwesenheit großartige Spiele gezeigt und sich aus dem Tabellenkeller ins Mittelfeld katapultiert. Zudem wurde ihm immer wieder vorgeworfen, das Spiel unnötig zu verlangsamen, ein Vorwurf, mit dem alternde Spieler auf seiner Position immer wieder konfrontiert werden. Der ehemalige Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack ist ein gutes Beispiel, sowohl für diesen Vorwurf, als auch für Wagefelds Situation, denn Wagefeld ergeht es nun ähnlich, wie der deutschen Fußballlegende im Nationalteam. Auch dieser musste nach Verletzungen seine Rolle im Nationalteam von Medien und Fans überdenken lassen und verlor am Ende sowohl die Kapitänsbinde als auch den Platz in der Mannschaft von Joachim Löw.
Die teuerste Rechnung geht aber nach wie vor an Maik Wagefeld selber und aus Rücksicht auf noch mindestens 30 Jahre Berufstätigkeit, sollte der Kämpfer, nachdem er all die Jahre seine Knochen für den HFC, Dresden, Rostock oder Nürnberg hingehalten hat, sich und seinem Körper nun die verdiente Ruhe gönnen.
Contra: Wagefelds Charisma wird dringend gebraucht – notfalls auch in der nächsten Saison!
Im Zuge der Sorgen um Maik Wagefeld konnte man in den letzten Tagen irgendwo in den Weiten des Internets folgenden absolut treffenden Satz ausmachen: „Einen Spieler vom charakterlichen, taktischen und kämpferischen Kaliber Wagefelds, wird der HFC in absehbarer Zeit kein zweites Mal verpflichten können.“ Diese Worte sitzen. Und sie sind wahr, denn als Wagefeld 2011 von der Elbe an die Saale wechselte, sprach man von einem mächtigen Coup für den damaligen Viertligisten. Dass die Mannschaft von Sven Köhler als nominell schwächste des damaligen Regionalliga-Dreigestirns, bestehend aus RB Leipzig, Holstein Kiel und eben dem HFC, souverän aufstieg, war auch ein Verdienst der Leitwölfe Nico Kanitz, Darko Horvat und – Maik Wagefeld. In der Regionalliga hob sich der ehemalige Zweitligaspieler spielerisch doch deutlich von seiner Mannschaft ab, besaß aber schon damals die Gabe, seine Mitspieler nicht mit Fantasiepässen zu überraschen, sondern in sein Spiel zu integrieren, sie zu leiten und notfalls auch verbal zu Höchstleistungen zu drängen. Während Sven Köhler auf der Bank der stille Taktiker war, fungierte Wagefeld als rechter Arm des Trainers auf dem Platz, gab der Mannschaft die Struktur, die der leicht introvertierte Köhler dem Team nicht zu geben vermochte. Positiv für Wagefeld: Weil mit Darko Horvat ein ebenfalls äußerst charismatischer Führungsspieler die Abwehr in seinem Rücken strukturierte und führte, konnte sich Wagefeld auch als Sechser gänzlich auf das Spiel vor sich konzentrieren. Die Probleme begannen in der laufenden Saison. Darko Horvat wurde durch den bärenstarken Pierre Kleinheider ersetzt, der allerdings noch bei Weitem nicht den Einfluss der halleschen Torwartlegende besitzt. So blieb die gesamte Verantwortung auf den Schultern von Maik Wagefeld, auch für die Organisation der Verteidigung. Eine Rolle, in die der Routinier reinwachsen wollte, und sich somit zwang, trotz Schmerzen aufzulaufen.
Wer ist der Lautsprecher?
Als Wagefelds Verletzung zuschlug, fehlte dem HFC vollends die Struktur und als dann auch die Euphorie der Siegesserie verbraucht war, gelang nichts mehr. Der Hallesche FC – führungslos. Nun soll zwar mit Tim Kruse ein Ersatz gefunden worden sein, von Kruse sagt aber selbst Halles Manager Ralph Kühne, dass dieser kein Lautsprecher sei. Nur: Wer ist dann Halles Lautsprecher, wenn der Trainer ebenfalls eher ein ruhiger Taktiker ist? Daniel Ziebig ist auf seinem linken Verteidigungsflügel viel zu weit vom Spielgeschehen entfernt, er kann höchstens die Abwehr managen. Im Offensivspiel fehlt es an Struktur, fehlt Wagefeld. Und auch wenn dieser in dieser Saison nicht mehr fit werden sollte, so gibt es auch noch eine nächste Saison, in der das Problem nicht kleiner wird. Der HFC braucht einen Spieler von Wagefelds Kaliber, und sei es nur als Tutor für einen potenziellen Nachfolger oder eben als besagter „Lautsprecher“, den man in Halle zurzeit so schmerzlich vermisst.
FOTO: Hallescher FC