Am Längeren Hebel #47: Eine reinigende Woche!?
Ich meine mitbekommen zu haben, dass irgendetwas mit der Vergabe der Olympischen Winterspiele nach Sochi nicht gestimmt hat. Irgendwie komme ich nur nicht drauf, was genau. Ist auch chronisch unterrepräsentiert. Außerdem glaube ich dem IOC – und seinem Halbbruder FIFA – dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Ich spreche sowohl von der Vergabe, als auch von den Sicherheitsbestimmungen. Die Klamotten der deutschen sind so schön bunt, ich kann sowieso an nichts Schlechtes denken. Alles eitel Sonnenschein. Genau wie bei einer anderen Wintersportart, namens Fußball und damit herzlich Willkommen zu „Am Längeren Hebel“.
Bei Anruf: Reue
Während ich diese Zeilen schreibe, freue ich mich wirklich. Etwas Tolles ist passiert. Ich verlasse mich irgendwie immer auf solche romantischen Dinge wie Selbstreflektion oder Selbstreinigung unter Menschen. Wenn beispielsweise ein Fan im Stadion sich rassistisch äußert (was immer noch zu oft vorkommt) wird schon irgendein hellerer Kopf anwesend sein, der direkt die Tür zumacht. Und wenn derjenige selbst sich hinterfragt und merkt, dass er über die Strenge schlug ist Olympiastart mit Fußball-WM gepaart, gefühlsmäßig. So geschehen beim Spiel Burghausen gegen Erfurt. Fans beschimpften Rückkehrer Carsten Kammlott nach dem Spiel. Und jetzt kommt es: Gestern Abend meldete sich ein Fan beim Verein und entschuldigte sich für sein Verhalten. Verein und Spieler werteten als „faire Geste“. Hebel meint: Mehr davon, bitte. Ich bin grundsätzlich ein Verfechter guter Kinderstube (auch in Stadien), vor allem aber davon, dass man dem Gegenüber mal in Kenntnis darüber setzen könnte, dass man einen Fehler bereut. Dem geht voraus, dass man ihn erkennt. Das, im Übrigen, geht über die Spielfeldlinien aller Fußballfelder hinaus. Vielleicht sogar bis zum IOC. Transparenz und Fehler einräumen. Dann klappt es auch mit der Außerdarstellung. Gewinner der Woche also: ein Fan, der einsichtig und reumütig ist und war.
Dislike: Like-Seiten zum Dislike
Einen gelobt, den anderen angeprangert. Ich bin ja kein Stück besser, ich weiß schon. Tatort Facebook. Soviel zum Thema Reinigungsfunktion. Folgende Seite hat mehr als 11.000 Gefällt-Mir-Klicks: Pfeifverbot für Tobias Stieler. Haben wir denn nichts aus der Tragödie um Babak Rafati gelernt? Zur Erklärung, Stieler ist Schiedsrichter, pfiff u.a das Spiel am Wochenende zwischen Hansa Rostock und dem VfL Osnabrück. Vor dem Spiel waren es 9.000 Likes. Man kann über die Leistung eines Protagonisten, darin zählen sowohl Schiedsrichter als auch Spieler oder auch Fans, immer geteilter Meinung sein, aber so eine Art Hetze? Muss nicht sein, soll nicht sein. Mal nachdenken: Wie würdet ihr euch fühlen, wenn da euer Name stehen würde? Es gibt sogar Gerüchte, dass Schiri Stieler dem FC St. Pauli nahe stehe. Indiz: eine Postleitzahl im Gebiet. Betrüger entlarvt. Nein im Ernst: Bitte lasst uns auch hier gegenseitige Reinigung betreiben. Verlierer der Woche: Der Gründer dieser Seite.
Ach und Wollitz will zurück in meine Kolumne. Schimpfende Sprechchöre, die den einstigen Publikumsliebling des VfL Osnabrück verunglimpfen. Die Worte gebe ich nicht wieder. Kinderstube usw. – ihr wisst schon. VfL-Fans sollen bereits Drohungen gegen Wollitz geäußert haben und beim Auswärtsspiel zwischen Wollitz` Viktoria Köln und Lotte dann also Schmährufe. Wollitz der Woche? Habt ihr Bock? Und gespielt wurde auch diese Wochenende – im Schelldurchlauf. Stuttgarter Kickers: sieben Heimspiele, keine Niederlage. Respekt. Heidenheim: ist klar. Leipzig: Die werden doch nicht drittklassig bleiben wollen. Der Sport kam diese Woche ein bisschen kurz, gebe ich ja zu. Ich passe mich doch nur den Berichterstattungen zum aktuellsten Thema an: Sochi 2014. Kennt ihr eigentlich noch den Olympischen Gedanken? Sollten die Herren des IOC mal drüber nachdenken.
„stay tuned“ und eine reinigende Woche
FOTO: Flohre Fotografie