Kommentar: Preußen Münster – Angst ist der falsche Charakterzug

Der Sturm hat sich gelegt an der Kieler Förde. Nur bei den Norddeutschen scheinen die Wogen geglättet, die das Duell der direkten Konkurrenten für sich entscheiden konnten. Umso rauer bläst der Wind nun im sonst so idyllischen Münsterland. Holte man vor der Winterpause noch aus sechs Spielen zwölf Punkte, steht dem im neuen Jahr ein mageres Pünktchen aus drei Spielen gegenüber. Die Partie gegen die Störche aus Kiel glich in allen Mannschaftsteilen der Gäste einer Bankrotterklärung.

Nicht vorhandene Offensive

Auf eines konnten sich die Adlerträger in dieser Saison immer verlassen: die Offensive. Mit 34 Treffern hielt man ganz gut mit den oberen Teams der Tabelle mit. Zudem probierte Ralf Loose im spanischen Trainingslager in Estepona zu Jahresbeginn noch ein 4-4-2-System. In den vergangenen drei Partien blieb es dann allerdings beim altbewährten 4-2-3-1 – erfolglos. Weder Matthew Taylor noch Neuzugang Soufian Benyamina konnten entscheidende Akzente setzen. Mittelstürmer Rogier Krohne, der eventuell für ein Knipsertor gut sein könnte, fristet sein Dasein auf der Auswechselbank und kam in den vergangenen drei Spielen nicht einmal zu einem Einsatz als Joker. Folgerichtig sahen die ca. 300 mitgereisten Preußenfans in Kiel nicht eine nennenswerte Torchance ihrer Mannschaft.

Fehlender Teamgeist

Noch vor der Partie gegen die Kieler berichtete Ralf Loose im Interview, dass die Moral innerhalb der Mannschaft stimme und der Teamgeist gestärkt sei. Man habe in der Vorbereitung akribisch daran gearbeitet und befände sich auf einem guten Weg. All diese Eigenschaften ließen die Adler am Samstag vermissen. Münster zeigte sich lustlos und unmotiviert – nahezu leblos. Ohne Selbstvertrauen und Engagement agierten Spieler wie Mehmet Kara und Marcus Piossek. Es hagelte Standardsituationen wie am Fließband. Dominik Schmidt und Marco Pischorn, beides groß gewachsene Innenverteidiger, sahen nur wenig Land im eigenen Strafraum. Zudem wurden sie von den eigenen Mitspielern kläglich im Stich gelassen. Kaum jemand erklärte sich bereit, nach hinten zu arbeiten und bei Ballverlusten auszuhelfen.

Anspruch und Wirklichkeit

Dass die Preußen in dieser Saison nichts mehr mit dem Aufstieg zu tun haben, dürfte seit dem vergangenen Spiel den letzten Optimisten bewusst geworden sein. Großes hatte man zu Saisonbeginn vor. Auf den angestrebten Höhenflug folgte nun die krachende Bruchlandung. Der gefährliche Abwärtsstrudel ist dabei, die Adler mit sich in die Tiefe zu reißen. Die Abstiegsränge auf Distanz lassen, sollte die oberste Devise für die restlichen 14 Saisonspiele lauten. Nicht mehr und nicht weniger. „Jeder Spieler sollte sich vor Augen halten, was es heißt, die Farben dieses Vereins zu tragen“, sagte Ralf Loose unmittelbar nach dem Spiel gegen Kiel. Auch diejenigen Spieler, die buchstäblich in der Luft hängen. Die noch nicht wissen, was mit ihrem Vertrag nach dieser Saison passiert, müssen alles geben. Für den Verein. Für die Fans.

Besinnung auf alte Tugenden

Wie sagte Oliver Kahn in seiner aktiven Zeit einmal in einem Interview: Wir brauchen Eier! Vermutlich kennt sie jeder Profispieler: Diese Momente, wenn es nicht mehr läuft und man Angst hat, den Ball anzunehmen, weil der nächste Fehler schon im Entstehen ist. Hier muss der Schalter im Kopf umgelegt werden – eine nicht ganz leichte Aufgabe für das Trainerteam um Ralf Loose. Aber: Die Fans verzeihen Fehler, vorausgesetzt Einsatz und Bereitschaft, alles für das Team zu geben, stimmen. Ganz zentrale Tugenden und Werte die ein Fußballspiel ausmachen, müssen wieder aktiviert werden. Schönwetterfußball war gestern. Ab sofort zählen Wille, Einsatz, Leidenschaft, Zweikampfhärte und Verantwortung – eines Jeden!

Am kommenden Spieltag treffen die Adlerträger im heimischen Stadion auf die SV Elversberg. Ein mageres Pünktchen trennt die beiden Kontrahenten voneinander. Eine Niederlage der Adler würde das Preußenpulverfass vermutlich zum Überlaufen bringen; ein überzeugender Sieg den Verantwortlichen und der Mannschaft wieder etwas Luft verschaffen…

FOTO: calcio-culinaria.de

 

 

   

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