Jens Truckenbrod: "Müssen mit Kampf und Leidenschaft auftreten"

Die aktuelle Woche steht bei vielen Drittliga-Fans im Zeichen des Derbys zwischen dem SC Preußen Münster und dem VfL Osnabrück (Samstag, 14 Uhr, live im Ticker von liga3-online.de). Nachdem sich liga3-online.de schon damit befasst hat, welche fünf Gründe für einen Sieg der Hausherren oder der Gäste sprechen, haben wir uns auch mit Jens Truckenbrod, dem Kapitän des SC Preußen Münster unterhalten. Der 34-jährige Routinier sprach mit uns über das bevorstehende Derby und seine Erfahrungen in Thüringen, sowie die bisherige Saison seines Teams. Zudem verriet er, warum die Adlerträger das Spiel am Samstag für sich entscheiden werden. Truckenbrod stieß im Sommer 2011 aus Jena zum SCP, wo er seither unumstrittener Stammspieler ist und insgesamt genau 100 Partien absolvierte.

liga3-online.de: Hallo Herr Truckenbrod. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wie geht es Ihnen?

Jens Truckenbrod: Mir geht es gut, Alles bestens, Alles wunderbar (lacht). Wir sind gut vorbereitet für dieses spezielle Spiel, wie ich es immer nenne.

Weil sie es jetzt schon ansprechen: Am kommenden Wochenende steht das mit Spannung erwartete Derby gegen den VfL auf dem Programm. Ist auch ein Spieler mit ihrer Erfahrung vor so einem Spiel angespannt?

Es hilft mir natürlich sehr, dass ich schon einige Derbys gespielt habe. Dennoch ist man angespannt. Wenn ich das Kribbeln gar nicht mehr hätte, müsste ich wohl mit dem Fußballspielen aufhören. Jedes Derby hat seinen eigenen Charakter und Verlauf und so wird es auch dieses Mal wieder sein.

Bereitet man sich als Team in der Woche vor so einem Derby anders als normal vor, oder hat solch ein Spiel keinen Einfluss aufs Training?

Die Vorbereitung ändert sich eigentlich nicht. Man ist nur noch fokussierter und muss alles richtig kanalisieren. Das sagt man doch so, oder? (lacht)

Ist in den Tagen vor dem Derby eine besondere Atmosphäre in der Stadt zu spüren und bekommt man die Vorfreude der Fans mit?

Ja, das merkt man auf jeden Fall. Man wird auch immer mehr damit konfrontiert. Man saugt es förmlich auf und weiß um die Brisanz. Somit sind die Sinne noch geschärfter vor diesem Spiel.

Die Polizei hat nach Rücksprache mit dem Verein die Gäste-Choreografie und das Mitbringen von Fahnen und Bannern für beide Seiten verboten. Wie stehen Sie zu dieser Entscheidung?

So etwas gehört einfach zu einem Derby dazu. Durch so etwas wird die Stimmung transportiert. Aufgrund dieser Entscheidung wird einfach etwas fehlen. Es ist toll, wenn man auf den Platz läuft und dann die Choreographien in den Fankurven sieht. Somit wird auch die Stimmung von den Rängen auf den Rasen transportiert.

Haben Sie Bedenken, dass dies negative Auswirkungen auf das Verhalten der Fans haben könnte, die darüber enttäuscht sind?

Ich kann die Enttäuschung der Fans voll und ganz nachvollziehen. Dennoch hoffe ich, dass es ein friedliches Spiel bleibt.

Nach der Roten Karte ist Torhüter Daniel Masuch gesperrt. Er hat schon einige Derbys erlebt. Ist er dennoch traurig, ausgerechnet dieses Spiel zu verpassen und in wie weit fühlt man als Teamkollege mit?

Daniel ist eine wichtige Stütze im Team und es ist wirklich schade, dass er und Dennis Grote (Gelbsperre, Anm. d. Red) bei diesem tollen Spiel fehlen werden. Nach dem Spiel in Stuttgart war bei Daniel zunächst die Enttäuschung über den Platzverweis und kurz darauf die schmerzlich Realisierung, dass er gegen Osnabrück fehlen wird. Es ist schade für die Jungs, dass sie nicht dabei sein können. Man spielt ja schließlich nicht allzu oft vor so einer Kulisse.

Welchen Unterschied gibt es zwischen diesem Derby und dem Thüringen-Derby zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt, das sie als Spieler des FCC vier Mal miterleben durften, vor allem in Hinblick auf die Erwartungshaltung und die Rivalität der Fanlager.

Das ist eine gute Frage (überlegt). Derby ist Derby. Ich habe in beiden Derbys Unschönes gesehen, aber auch wirklich tolle Sachen. Und die Rivalität zwischen Münster und Osnabrück sowie Jena und Erfurt nimmt sich nichts und ist in beiden Fällen sehr hoch.

Als Sie im Sommer des vergangenen Jahres Ihren Vertrag nach einer grandiosen Saison bei Preußen Münster verlängerten, rechneten Sie sicherlich nicht damit, in dieser Saison gegen den Abstieg zu spielen. Woran lag es Ihrer Meinung nach, dass die Mannschaft so schlecht aus den Startlöchern kam?

Dafür gibt es viele Gründe. Dazu müsste ich sehr weit ausholen, was den Rahmen des Interviews sprengen würde (lacht). Aber ein großes Problem ist, dass wir nicht mehr der Underdog sind. Jede Mannschaft hat uns auf der Rechnung, das war letztes Jahr nicht immer der Fall, was es uns leichter gemacht hat. Doch nun wollen die Teams erst einmal zu Null spielen und machen die Räume eng. Damit haben wir unsere Probleme. Wir waren zu hastig und haben selber Fehler gemacht und Räume angeboten. Dann kommst du in einen Negativlauf und dann wird es immer schwieriger, sich zu befreien. Bei uns ist die Formkurve eine andauernde Welle, da uns einfach noch die Konstanz fehlt.

Unter dem neuen Trainer Ralf Loose konnte sich das Team dennoch etwas stabilisieren. Welchen Einfluss hatte der Trainerwechsel auf das Team, was macht er anders als sein Vorgänger Pavel Dotchev?

Wir haben zu Beginn der Saison sehr viele Gegentore bekommen. Da hat er die Hebel angesetzt. Er legt sehr viel Wert darauf, dass wir hinten kompakt stehen. Das ist uns auch gelungen, wir haben drei der ersten vier Spiele in der Liga zu Null gespielt. Aber wir haben immer noch unsere Probleme im Offensivspiel.

Hat die Mannschaft mittlerweile verinnerlicht, dass es dieses Jahr nur über den Willen und den Kampf gehen kann?

Wir waren beziehungsweise sind eine sehr spielstarke Truppe. Doch wenn wir locker lassen, dann bringt uns das auch nicht weiter. Es ist im Fußball immer so, dass auch andere Tugenden gefragt sind, das gilt für uns aber gerade jetzt mehr denn je. Wir müssen mit Kampf und Leidenschaft auftreten, wie wir es zuletzt gegen Elversberg und Stuttgart gemacht haben.

Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss noch folgenden Satz: Der SC Preußen Münster gewinnt das Derby gegen den VfL Osnabrück, weil…

wir die Derbys lieben und mit unseren Fans im Rücken eine Macht sind.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.

FOTO: Sven Wundrig // Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi

   

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