"Unvergesslicher Tag": So lief der Flug der Lilien-Fans

189 Fans begleiteten den SV Darmstadt 98 am vergangenen Samstag zum Auswärtsspiel bei Hansa Rostock nicht wie sonst üblich mit dem Auto oder dem Bus, sondern mit einem eigenes gecharterten Flugzeug. Bereits am Vormittag hob die Boeing 737-800 von SunExpress ab und war rund 70 Minuten später bereits in Rostock. Am Abend ging mit drei Punkten im Gespäck genauso schnell wieder zurück zum Flughafen Frankfurt. Das Präsidium, das teilweise selbst an Bord war, bedankte sich am Dienstag in einer Mitteilung bei den Fans. "Das vergangene Wochenende hat gezeigt, dass der Verein, die Mannschaft, das Team um das Team und unsere fantastischen Fans eine Einheit sind! Eine Einheit, die nach vielen Rückschlägen und Zitterspielzeiten bis zum Saisonende jetzt den Moment des Erfolgs genießen kann – und sich diesen Erfolg auch gemeinsam verdient hat." liga3-online.de war am Samstag in der "Lilien-Air" dabei und fasst für Euch den Tag im Minutenprotokoll noch einmal zusammen.

06.50 Uhr, Darmstadt, Parkplatz am Böllenfalltorstadion: Gut die Hälfte der Flugzeugbesetzung füllt so langsam die zwei angemieteten Shuttle-Busse, die direkt zum Frankfurter Flughafen fahren. Der Rest reist privat an. Kaffee ist das gefragteste Produkt an diesem frühen Morgen. Müde Gesichter allenthalben, doch die Augen funkeln erwartungsfroh.

08.12 Uhr, Flughafen Frankfurt am Main, Sicherheitskontrolle: „Ach, die fliegen alle zum Fußball?“, fragt eine Frau mit großem Sonnenhut. Sie ist auf dem Weg in die Sonne der Karibik und beobachtet vergnügt die blau-weiß gekleideten Menschen, die sich in der Schlange zur Sicherheitskontrolle angeregt über das kommende Spiel unterhalten. „Die Fans haben das Flugzeug selbst gechartert“, erzählt „Lilien“-Präsident Rüdiger Fritsch, der mit seiner Frau ebenfalls mitfliegt. „Ach, das ist ja toll“, entgegnet die Frau mit dem Sonnenhut. „So was erlebt man ja auch nicht alle Tage!“

08.41 Uhr, Flughafen Frankfurt am Main, Rollfeld: Vor der Treppe hoch zum Flieger bildet sich eine Traube, die „Lilien“-Fans staunen nicht schlecht: Neben der Eingangstür ist ein großer „Lilienair“-Aufkleber angebracht. Kameras werden gezückt, Auslöser gedrückt.

09.13 Uhr , An Bord des Fluges XG 4499: „Auswärtsfliegen ist schön“, hallt es durch die mit 189 Passagieren voll besetzte Boeing. Während die meisten Fans im extra angefertigten Begleitheft mit Grußwort der Mannschaft und Lilien-Quiz schmökern, geht die Crew, mittlerweile mit blau-weißen Schals ausgestattet, durch den Gang und serviert Getränke. Das Bier wird bereits knapp.

10.39 Uhr, Flughafen Rostock-Laage, Terminal: Das weitläufige und an diesem Tag mehr oder weniger verlassene Terminal des Rostocker Flughafens, füllt sich allmählich. Der Weg der ankommenden Darmstädter führt schnurstracks zum aufgebauten Frühstücksbuffet, zur Auswahl stehen Bockwurst, belegte Brötchen, Donuts, Saft, Kaffee, und, und, und. Die Stimmung ist gut, „mal sehen, was uns heute noch so alles erwartet“, sagt ein Fan kauend.

11.24 Uhr, Flughafen Rostock-Laage, Terminal: Das Gruppenfoto wird vom umgedichteten Evergreen „Wer nicht fliegt, ist Offenbacher“ unterlegt. So langsam steigt die Anspannung. Vor dem Terminal fahren bei strahlendem Sonnenschein und rauem Ostseewind die Busse ein.

12.16 Uhr, Rostock, Im Shuttle-Bus: Der Bus-Konvoi wird vom Straßenrand argwöhnisch betrachtet, ab und an ist auch ein Lächeln auszumachen. In den Bussen ist es verhältnismäßig ruhig, der Akku wird noch einmal aufgeladen. Einzig ein Auto, das es irgendwie schafft, versehentlich zwischen die Busse zu geraten, sorgt für Aufregung seitens des Busfahrers und Erheiterung bei den Fahrgästen.

12.47 Uhr, Rostock, Ostseestadion: In der Schlange vor der Gästekasse wird über die blauen Flutlichtmasten diskutiert, die an vergangene Zeiten erinnern. Im Stadion selbst gibt es neben Bratwurst auch Fischbrötchen. „Sollte man auch bei uns einführen“, ist des Öfteren zu vernehmen.

14.20 Uhr, Rostock, Ostseestadion: Dominik Stroh-Engel trifft zum 1:0 und läuft jubelnd zum Gästeblock. Die rund 400 Fans liegen sich in den Armen, strahlende Gesichter überall. Die Anhänger intonieren „Steh auf für den SVD!“. Per Smartphone-App wird schnell die Live-Tabelle aktualisiert.

15.58 Uhr, Rostock, Ostseestadion: Nach dem Abpfiff strömen lachende und feixende Menschen die Treppen herunter. Viele schütteln ungläubig den Kopf, das Bier ölt die vom Singen strapazierten Kehlen. Die Busse stehen schon bereit.

18.19 Uhr, Flughafen Rostock-Laage, Wartebereich: Jubel brandet auf. Im TV läuft die Sportschau und Torjäger Stroh-Engel erzielt erneut das 1:0. Noch einmal wird die Sieger-Faust geballt und sich zugeprostet. Die anschließenden Bundesliga-Partien werden nur noch mit einem Auge verfolgt.

19.06 Uhr, An der Bord des Fluges XG 4498: „Jetzt setzt euch endlich hin und hört auf die Crew, sonst kann das Flugzeug nicht starten“, unterbindet Organisator Roger Menzer die erneuten Hüpf-Einlagen an Bord. Bierselige Unterhaltungen und Gelächter schallen durch die Kabine. Kurz darauf hebt das Flugzeug ab, ein Fan mit beachtlichem Alkohol-Pegel wittert eine Verschwörung und schläft beleidigt ein.

21.51 Uhr, Darmstadt, Parkplatz am Böllenfalltorstadion: Allmählich löst sich die Gruppe auf. „Sowas machen wir jetzt alle zwei Wochen“, sagt einer. „Hat Stuttgart nicht auch einen Flughafen?“, fragt ein anderer und verschwindet mit einem Lächeln in der Dunkelheit.

FOTO:  FU Sportfotografie

 

 

 

   

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