Schuldenerlass für den SV98 vorerst ausgesetzt
Schlechte Nachrichten für die Fans des Traditionsvereins SV Darmstadt 98. Mit insgesamt rund 780.000 Euro wollte die Stadt Darmstadt dem Drittligaaufsteiger ursprünglich unter die Arme greifen, um die wirtschaftliche Situation des Vereins zu verbessern. Doch daraus wird wohl vorerst nichts. Regierungspräsident Johannes Baron äußerte „grundsätzliche Bedenken“ an der finanziellen Unterstützung und hat den zum Hilfspaket zählenden Schuldenerlass über 538.000 Euro ausgesetzt, den die Stadtverordnetenversammlung im Juni beschlossen hatte. Bis Mitte Oktober hat der Magistrat nun Gelegenheit zu erklären, warum er – trotz schlechter Finanzlage der Stadt – auf die Rückzahlung der Schulden verzichten will.
Stadt hatte 2003 für Kredit gebürgt
Zu den 538.000 Euro Schuldenerlass kommen noch die Aufrüstung der Flutlichtanlage im Stadion am Böllenfalltor (ca. 220.000 Euro), sowie die Erneuerung der Kunstrasenplätze (ca. 30.000 Euro) hinzu. Die Aufrüstung der Flutlichtmasten von 400 auf 800 Lux war aufgrund von DFB-Auflagen nötig geworden, nachdem die „Lilien“ in die dritte Liga aufgestiegen waren. Die Stadt hatte für den Kredit im Jahre 2003 gebürgt und ihn übernommen. Dieser war, so Kämmerer André Schellenberg (CDU), allerdings überwiegend für den Bau der Kunstrasenplätze vorgesehen gewesen. Diesen nutzen beim SV98 allerdings zum überwiegenden Teil die Jugendmannschaften des Vereins.
"Vom Kredit profitiert nicht die erste Mannschaft"
Hoffnung besteht daher beim Verein, den Schuldenerlass doch noch durchzudrücken. Denn: In der Begründung des Magistrates, dem Schuldenerlass zuzustimmen, fehlt genau diese Erläuterung. Verzichten wolle man auf die Tilgung, „um den Verein auch nachhaltig wirtschaftlich zu stabilisieren und für den Spielbetrieb in einer höheren Liga vorzubereiten.“ Dies sei der Satz, an dem sich Regierungspräsident Baron momentan störe. Lilienpräsident Kessler zeigte wenig Verständnis für die Entscheidung des Regierungspräsidiums. Von dem Kredit profitiere nicht die erste Mannschaft, so Kessler am Samstag (24.) auf Echo-Online. Ebenfalls versteht Kessler die Haltung des Regierungspräsidiums gegenüber Darmstadt nicht ganz: „Für die Offenbacher Kickers beispielsweise gibt es Zuschüsse des Landes“, so Kessler weiter.
"Müssen jetzt sehen, welche Möglichkeiten es gibt"
Bürgermeister und Sportdezernent Rafael Reißer (CDU) sagte: „Wir müssen jetzt sehen, welche Möglichkeiten es gibt“. Kein Problem erwartet Reißer jedoch bei den Problempunkten Flutlichtanlage und Kunstrasenplätze. Hier steht die Stadt Darmstadt als Vermieterin des Sportgeländes am Böllenfalltor in der Verantwortung der Instandhaltung.
Finanzielle Probleme bei Klassenerhalt?
Relativ gelassen sieht SV98-Präsident Kessler bislang die Aussetzung des Schuldenerlasses durch das Regierungspräsidium. Kritisch werde es erst, wenn der Tilgungsverzicht letztendlich nicht genehmigt würde: „Dann wird es bei jeder Zulassung für die dritte Liga Diskussionen geben“, so Kessler. Dann könnte es sein, dass der Verein im Falle eines Klassenerhaltes in der kommenden Saison finanziell noch einmal deutlich kleinere Brötchen backen müsste.
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