Preußen haben Niederlage gegen Darmstadt selbst zu verantworten

Der SV Darmstadt 98 kann spätestens nach dem 33. Spieltag endgültig vom Aufstieg in die 2. Bundesliga träumen. Das Team von Trainer Dirk Schuster setzte sich beim SC Preußen Münster mit 2:0 durch – und das, obwohl Toptorjäger Dominik Stroh-Engel bereits nach 25 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz flog. Während Darmstadt angesichts von nun 14 Zählern Vorsprung auf Rang vier der Relegationsrang nur noch theoretisch zu nehmen ist, dürfte der SC Preußen wohl mehr denn je das Saisonende herbeisehnen.

Bei den Preußen muss sich personell einiges tun

Denn die Adlerträger, die sich nach dem beeindruckenden 2:0 gegen Spitzenreiter Heidenheim vor drei Wochen auch gegen die Hessen einiges ausrechnete, schöpften zu keiner Minute des Spiels ihr Potential ab. Die Innenverteidigung um Dominik Schmidt und Simon Scherder hatte so ihre liebe Mühe mit der Gäste-Offensive – und nach vorne ging wieder einmal nur wenig. Man darf sehr gespannt sein, was sich im Sommer personell tun wird an der Hammer Straße. Der Abgang vom besten Preußen-Akteur dieser Saison, Dennis Grote, steht fest. Für die Dresdner Leihgabe Soufian Benyamina besitzt Münster keine Kaufoption, Marcus Piosseks Zukunft ist noch nicht einhundertprozentig geklärt, Matthew Taylors im Juni auslaufender Vertrag wurde bislang noch nicht verlängert.

Rogier Krohne: "Eine Katastrophe"

Fakt ist, dass in der Offensive etwas passieren muss. Das zeigte sich auch am Samstag, als neben der fehlenden Laufbereitschaft wieder einmal der Mangel an Kreativität und Spielwitz auffiel. Dies sollte sich auch nach der Einwechslung des zuletzt gesperrten Amaury Bischoffs nicht ändern, der letzte Saison noch so überragende Spielgestalter bleibt in diesem Jahr ein Schatten seiner selbst. Dass der SC Preußen gegen Darmstadt auch trotz des Heidenheim-Erfolgs als Außenseiter in die Partie ging und voraussichtlich weniger Spielanteile haben wird, war vor Anpfiff allen klar. Dementsprechend ist das Ergebnis von 0:2 im Grunde alles andere als tragisch. Überaus enttäuschend war die Leistung aber dennoch, vor allem nach Dominik Stroh-Engels frühem Platzverweis: „Wenn man 65 Minuten in Überzahl agieren kann, ist das viel zu wenig. Wir haben alle nicht die Laufbereitschaft an den Tag gelegt, die notwendig ist, um gegen Darmstadt bestehen zu können“, so Benjamin Siegert. Stürmer Rogier Krohne sprach gar von einer „Katastrophe“. Wer so lange einen Mann mehr auf dem Platz habe, müsse mindestens einen Punkt holen.

Ruhe muss wieder einkehren

Genau das schafften die Adlerträger aber nicht – und dafür waren noch nicht einmal die jederzeit disziplinierten und kampfbereiten Lilien verantwortlich, sondern eben die Gastgeber selber. Simon Scherder leistete sich nach einer knappen Stunde ein unnötiges, ja fast schon dummes Foul im Strafraum. Und mitten in der letztlich sehr harmlosen Schlussoffensive schafften es gleich mehrere Preußen nicht, Sandro Sirigu bei seinem Alleingang zu stoppen. Das 2:0 sechs Minuten vor Schluss war der endgültige Genickschlag für den SCP.

Dieser sollte die Niederlage nun schleunigst abhaken. Die Saison ist mehr oder weniger gelaufen, der Klassenerhalt ist so gut wie geschafft, nach oben geht zwar noch einiges, würde tatsächlich aber eine insgesamt schwache Saison und die folglich Bewertung dieser mächtig verfälschen. Ohnehin sollte der SC Preußen Münster in den kommenden Tagen und Wochen versuchen, wieder Ruhe einkehren zu lassen. Die Geschichte um die Entbindung des erst 42 Tage im Amt gewesenen sportlichen Leiters Detlev Dammeier, die ja seit einigen Tagen mit dem Abgang von Grote seinen Negativhöhepunkt erlebte, hat viel Nerven gekostet. Der Vorstand um Carsten Gockel hat viel Kredit bei den Fans verloren. Das zeigte sich auch am Samstag, als die Fans neben unzähligen „Vorstand raus“-Rufen auch ein Plakat in die Luft hob, auf dem geschrieben stand: „Preußen Münster ist kein Zirkuszelt. Vorstandclowns zurücktreten“. Angesichts dieser Ereignisse rückte das 0:2 gegen den SV Darmstadt 98 ja fast schon wieder in den Hintergrund…

FOTO: Sven Wundrig