HFC zaubert in Münster und zittert im Vertragspoker
Der HFC findet so langsam Gefallen an Nervenkitzel-Punkten. Nach dem Wundersieg gegen Rostock und dem Punkt gegen die Stuttgarter Kickers in letzter Minute, holte die Mannschaft am vergangenen Wochenende in Münster, nach 1:0-Führung, einen 1:2-Rückstand auf und entschied die Partie am Ende verdient mit 3:2 für sich. Wichtigste Eckpfeiler dieses Erfolges war erneut die Achse Furuholm (19.)-Bertram (71.)-Gogia (77.), die sowohl die drei Tore erzielten, als sich auch gegenseitig die Bälle auflegten. Zum ersten Mal zeigte sich die Mannschaft von der Saale auch nach einem Systemwechsel relativ sattelfest.
Bertram überlegt, Sembolo ist ausgebootet
Zur Schonung vor dem in einer Woche stattfindenden Pokalfinale gegen den Erzfeind aus Magdeburg, ließ Sven Köhler mit Tim Kruse den wichtigen Stabilisator in Halle und stellte auf ein 4-3-3-System um, bei dem Furuholm und Brandt in der Zentrale wichtige Stabilitätsachsen bildeten, während rund um die beiden eifrig rochiert wurde. Hier spielte der HFC erstmals erfolgreich seine Flexibilität im Offensivspiel in einem neuen System aus, welche durchaus als Option für die kommenden Saison gesehen werden kann, allerdings unter dem Vorbehalt, dass mit Björn Ziegenbein und Sören Bertram zwei Spieler dieses Systems vom Sonnabend noch äußerst fraglich für die kommende Saison sind. Doch gerade Bertram betonte nach der Partie in Münster, wie sehr im diese Spielweise gefallen habe. Zudem gebe es laut BILD-Zeitung einen offenen Disput mit Bochums Trainer Peter Neururer, die den durchaus rückkehrwilligen Bertram nun zum Nachdenken angeregt haben soll, seine Zeit in Halle doch zu verlängern. Die Bochumer Trainerlegende hatte erwartet, dass sich Bertram persönlich bei ihm zurückmelden würde, sofern er denn zurückkehren wolle. Eine Ansicht, die Bertram so nicht teilen wollte. Profitieren konnte der Linksaußen in den letzten Wochen vom Ausfall eines anderen Leihspielers. Francky Sembolo laboriert seit Wochen angeblich mit einer Knieverletzung, inoffiziell wird aber vermutet, dass das Verhalten Sembolos im Vertragspoker mit dem HFC dazu geführt habe, dass der Kongolese seine letzten Wochen in Halle absitzen muss. Zu hoch waren die Gehaltsforderungen.
Kleinheider oder Kisiel?
Der Spielfreude in Münster tat dieses Thema freilich keinen Abbruch, denn auch ohne den einstigen Heilsbringer, der den HFC-Express nach der Winterpause erst so richtig in Fahrt gebracht hatte, verstehen es die Spieler von Sven Köhler nun, ihren Gegner schwindelig zu spielen. Dass dabei auch gelegentlich die eigene Defensive vernachlässigt wird, lässt sich in dieser Saison wohl nicht mehr abstellen und wird demnach eher ein Thema für die Sommervorbereitung. Ob die Defensive dann weiterhin von Pierre Kleinheider oder aber von Dominik Kisiel dirigiert wird, steht nach wie vor in den Sternen. Erste Gespräche zwischen Kleinheiders Berater und dem Verein, seien „angenehm“ gewesen, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Nicht unmöglich, dass Köhler, dem die Identifikation mit dem Verein wichtig ist, auch bei einem Verbleib Kleinheiders die Position im Tor in der Sommerpause zwischen den beiden Kontrahenten neu ausschreibt. Kisiel erhielt zuletzt vermehrt Lob für seine Professionalität, was man hingegen von der Farce um Kleinheiders neuen Vertrag nicht behaupten konnte.
Überfall nach dem Spiel
Größere Probleme als die Vertragsverlängerungen gab es aber rund um das Spiel des HFC am Sonnabend. Nachdem während der Partie neben Pyrotechnik auch wieder Böller im HFC-Block gezündet wurden, kam es Stunden nach dem Spiel zu einem Überfall vermummter Münsteraner auf eine kleine Fangruppe des HFC, die sich nach dem Spiel in einer Lokalität die Bundesliga angesehen hatte. Als die Gruppe danach aus der Lokalität trat, wurde sie von den Angreifern überrascht und attackiert, hierbei wurde laut Medienberichten wohl auch eine Frau angegriffen.
FOTO: Roman Richter