Saisonfazit 1. FC Heidenheim: Durch Konstanz in die 2. Bundesliga
Mit 79 Punkten und einer Tordifferenz von 59:25 (+34) schaffte der 1. FC Heidenheim den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Dieselbe Anzahl an Punkten kann auch RB Leipzig aufweisen. Doch auf Grund eines um drei Tore schlechteren Torverhältnisses liegen die Ostdeutschen hinter den Ostwürttemberger, die somit als Meister den Sprung in die nächsthöhere Spielklasse geschafft haben. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison vom 1. FC Heidenheim genauer an.
Das lief gut
Defensivstark, erfahren und konstant. Mit diesen Worten kann man den ungefährdeten Aufstieg des 1. FCH beschreiben. Nur 25 Gegentore in 38 Spielen sind ein herausragender Wert. Im Vergleich zur Vorsaison konnte man die Anzahl an Gegentreffern (47) fast halbieren. Die Neuzugänge haben großen Anteil an der neugewonnenen Stabilität der Brenzstädter. Auch hat man aus den vergangenen Spielzeiten gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen. Meist versorgte man die Fans mit schönem Offensivfußball und dafür musste man oftmals auf einige Punkte verzichten. Man legte mehr Wert auf die Defensive, welche auch Erfahrungen gesammelt hat, um in der Liga erfolgreich zu sein. Die Offensive wurde dabei keineswegs vernachlässigt. Im Gegenteil, man war in der Breite sehr gut aufgestellt, sodass sich kein Gegner auf einen Spieler einstellen konnte. Und auch wenn man im spielerischen Bereich nicht immer zu überzeugen wusste, so sammelte man stets seine Punkte. So endeten sieben Partien in der Saison mit einem 1:0 Sieg für die Heidenheimer.
Das lief nicht gut
Bei einer solch dominanten Saison mit lauter Rekorden fällt es schwer irgendwelche Schwächen zu nennen. Diese aber waren durchaus vorhanden. Das größte Manko war die fehlende Kreativität gegen tiefstehende Gegner. Oftmals fehlte die zündete Idee, um eine kompakte Defensive in Verlegenheit zu bringen. Bezeichnend dafür waren Spiele gegen Hansa Rostock, Münster und auch Wiesbaden. Während es gegen die beiden erstgenannten Mannschaften noch jeweils knapp zu einem Sieg gereicht hat, endete das Heimspiel gegen Wiesbaden torlos. Erstmals waren auch einige Pfiffe der Fans zu vernehmen, die vom Auftreten der Mannschaft geschockt und enttäuscht waren.
Bester Spieler
Es verbietet sich und man kann schlichtweg keinen einzelnen Spieler aus der Meistermannschaft hervorheben. Die größte Überraschung war sicherlich Mittelfeldmann Sebastian Griesbeck, der vom unterklassigen SSV Ulm nach Heidenheim wechselte und sich auf Anhieb einen Stammplatz erarbeitete. Er überzeugte durch sein starkes Zweikampfverhalten und sein enormes Laufpensum und ist aus der zentralen gar nicht mehr weg zu denken. Aber auch Heidenheims Torwart-Legende Erol Sabanov überzeugte auch mit knapp 40 Jahren noch mit sehenswerten Paraden.
Schwächster Spieler
Große Erwartungen setzte man auf einen Spieler, der aber nie richtig in Heidenheim ankam. Lukas Kohler kam vom 1. FC Saarbrücken und wurde nach nur einem halben Jahr ohne einen Einsatz dorthin wieder ausgeliehen. Sein erstes Spiel der Saison in der Heidenheimer Voith-Arena bestritt er demnach auch nicht mit Heidenheim, sondern mit Saarbrücken. In Heidenheim plant man nicht mehr mit Kohler. Bei wem er nächste Saison spielen wird ist noch offen.
Saisonhighlight
Es gab zwei ganz besondere Momente in dieser Saison. Sportlich war es das Spiel in Elversberg. Rückstand in der ersten Minute, Elfmeter verschossen und eine rote Karte und das alles noch in der ersten Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel Schritt Heise zu einem Freistoß, hob den Ball über die Mauer und traf zum 1:1. Dabei blieb es und als das Ergebnis aus Leipzig bekannt wurde gab es kein Halten mehr. Der Aufstieg war perfekt. Emotional wurde es dann noch einmal in der letzten Spielminute des 38. Spieltags. Torwartlegende Erol Sabanov verließ unter minutenlangem Applaus das Feld und beendete seine Karriere als Profifußballer.
Saisontiefpunkt
Einen kleinen Durchhänger hatten die Ostwürttemberger in der Rückrunde. Nach zwei Remis in Folge gab es bei Preußen Münster eine 0:2-Niederlage. Doch nicht nur die Niederlage machte dem Team zu schaffen, viel mehr war es das schwache Auftreten. Nach einer beeindruckenden Serie schienen die Heidenheimer ins wackeln zu kommen und nach der Niederlage fürchteten einige schon, dass der vermeintlich sichere Aufstieg noch verspielt werden könnte. Aber auch diesen Tiefpunkt haben sie gemeistert und schnell wieder zu alter Form gefunden.
Bewertung der Transfers
Sehr erfolgreich waren die getätigten Transfers im vergangenen Sommer. Linksverteidiger Heise verpasste keine einzige Minute und erzielte zudem das Aufstiegstor. Im zentralen Mittelfeld spielten lange Zeit Griesbeck und Reinhardt, die sich sehr gut ergänzten und mit großem Einsatz die Defensive stärkten. Vorne war Smail Morabit ein echter Glücksgriff. Zuerst ausgeliehen wurde er in diesem Sommer nun fest vom VfL Bochum verpflichtet. Der im Winter verpflichtende Vier spielte meist unauffällig, wenn er aber gebraucht wurde war er da. Sökler war zu Beginn der Saison gesetzt, später jedoch nur noch als Joker gefragt. Er hatte einige starke Szenen und Spiele, blieb aber auch oft weit hinter den Erwartungen. Ein Missverständnis war die Verpflichtung von Lukas Kohler. Timo Beermann verletzte sich in der Vorbereitung schwer, sodass er diesen Sommer quasi noch einmal als Neuzugang angesehen werden kann.
Trainer
Seit sieben Jahren Trainer in Heidenheim hat er heuer den Sprung in die 2. Liga geschafft. Also Belohnung wurde sein Vertrag bis 2020 verlängert. Auch wenn vereinzelt immer wieder kritische Stimmen über Schmidt zu vernehmen sind. Er geht seinen Weg und die Spieler, allen voran Kapitän Marc Schnatterer, setzen sich für ihren Coach ein, wenn sich einige Fans über strittige Personalentscheidungen oder die falsche Spielweise aufregen.
Fazit
Verdient. Der Aufstieg der Brenzstädter ist in dieser Saison hochverdient. In fünf Jahren Zugehörigkeit der 3. Liga belegte man stets einen einstelligen Tabellenplatz. Man liegt in der ewigen Tabelle an der Spitze, obwohl einige Teams sogar seit Gründung der 3. Liga dabei sind. Zuletzt wurde zweimal der Relegationsplatz, nur wegen eines Punktes verpasst. Vergangene Saison auf sehr tragische Art und Weise, da man es selbst in der Hand hatte diesen zu erreichen. Diese Saison steht man seit dem siebten Spieltag an der Tabellenspitze und krönte sich am letzten Spieltag zum 3. Ligameister.
Ausblick
Alle in Heidenheim freuen sich nun auf das Abenteuer „2. Liga“. Es soll jedoch nicht nur ein Abenteuer werden, bei dem man kurz in die größeren Stadien Deutschlands vorbeischaut und dann nach einer Saison womöglich wieder den Gang in die 3. Liga antreten muss. Mit den vorhandenen Mitteln will man den Klassenerhalt schaffen und sich auch in der 2. Liga etablieren. Man setzt dabei auf bewährtes Personal und verstärkt das Team nur gezielt. Sollten sich der 1. FCH rasch an die 2. Bundesliga gewöhnen, so ist der Klassenerhalt alles andere als nur ein Wunschgedanke.
FOTO: FU Sportfotografie