Saisonfazit HFC: Leistungsschwankungen verhindern Erfolg
Wenn man in Halle vor Saisonbeginn verraten hätte, dass der HFC die Saison auf einem soliden 9. Platz beenden würde – die Mehrheit wäre wohl zufrieden gewesen. Platz 9, das klingt nach entspannter Saison ohne Krisen, Abstiegskampf oder größeren Ausfällen. Doch im Gegenteil, jeder der erkämpften 51 Punkte war für die Jungs von Sven Köhler unterm Strich ein Erfolg und für jeden Fan Balsam auf das zwischenzeitlich immer wieder arg belastete HFC-Herz. Mit immerhin 50 geschossenen Toren (Torverhältnis -5) waren die Saalestädter sogar im oberen Durchschnitt zu finden und gewannen am Ende fast genauso viele Spiele (14), wie sie verloren (15). Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des Halleschen FCs genauer an.
Das lief gut
Der HFC verstand es vor allem nach der Winterpause eindrucksvoll, die Gegner mit Angriffen zu überrollen. Frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ brachen vor allem bei Akaki Gogia und Sören Bertram im Jahr 2014 alle spielerischen Dämme und auch Timo Furuholm besiegte mit Nachdruck seine zwischenzeitliche Ladehemmung.
Trotz des stetigen Auf und Ab in den Ergebnissen klappte die Teambildung nach dem Umbruch im Sommer 2013 erstaunlich gut. Von Grüppchenbildung keine Spur, einstige „Problembären“ wie Gogia, die für Eskapaden bei ihren Ex-Clubs bekannt waren, rissen sich im Dienste der Mannschaft mächtig am Riemen und profitierten auch selbst vom unaufgeregten Umfeld in der Saalestadt.
Besonders deutlich zeigte sich das gute Auge für vielversprechende Neuzugänge bei den Torhütern. Nach dem Abgang von Legende Darko Horvat schon eine Art Königstransfer, wussten beide Keeper, ob Pierre Kleinheider oder Dominik Kisiel, sowohl für sich als auch miteinander den HFC zu bereichern. Umbruch eindeutig geglückt!
Das lief nicht gut
Selbstzufriedenheit, Faulheit, fehlendes Können? Bis heute weiß niemand so recht, wie es der Mannschaft des HFC gelingen konnte, in ihren Leistungen so kolossal zu schwanken. Auf regelrechte Freudenspiele folgten hohe Niederlagen gegen Abstiegskandidaten oder ideenlose Unentschieden. Immer dann, wenn man sich sicher war, die Mannschaft von Sven Köhler einschätzen zu können, tat sie im kommenden Spiel etwas völlig unerwartetes. Das ging nicht nur den Fans ans Herz, sondern verspielte der durchaus starken HFC-Mannschaft potenziell eine weitaus bessere Platzierung.
Ein Grund für die Niederlagen war wohlgemerkt recht leicht auszumachen: Die Defensive saß in der gesamten Saison nicht sattelfest. Die Viererkette war auch, symptomatisch, der Mannschaftsteil, in dem Sven Köhler am umfangreichsten rotierte. Auch wenn Spieler wie Marcel Franke oder Daniel Ziebig enorm wichtige Stützen der Mannschaft waren und im Fall von Franke gar das Interesse von Bundesligisten auf sich zogen, so waren sie auch immer wieder für einen kapitalen Patzer gut, den Keeper Kleinheider teils retten, teils aber auch nicht mehr ausbügeln konnte. Dazu kamen die Verletzungen von Pierre Becken oder Patrick Mouaya, sowie der kolossale Ausfall von Neuzugang Adli Lachheb, der die Stadt seines einstigen Karrieresprungs in der Winterpause mit hängendem Kopf verlassen musste, weil die Leistungen des ehemaligen Nationalspielers Tunesiens nicht einmal mehr für die Oberliga NOFV-Süd ausreichten..
Bester Spieler
Kein Spieler der Hallenser zeigte auf die gesamte Saison hin eine konstant gute Leistung. Spieler wie Akaki Gogia, Sören Bertram, Timo Furuholm, Björn Ziegenbein, Tim Kruse, Marcel Franke oder Robert Schick hatten in verschiedenen Phasen der Saison großartige Momente, tauchten dann aber immer wieder auch ab. Nur einer verstand es, vom ersten Spiel an voll da zu sein und praktisch fehlerfrei zu spielen: Pierre Kleinheider. Der Torwart, als Nummer 2 hinter Dominik Kisiel eingeplant, profitierte am dritten Spieltag von einer Verletzung seines Kollegen und gab den Platz im Tor danach mit Nachdruck nicht wieder her.
Schwächster Spieler
Mit Ausnahme des bereits gewechselten Adli Lachheb war es eine Saison zum Vergessen für Kapitän Maik Wagefeld. Von einer gravierenden Verletzung geplagt, musste Wagefeld erst zusehen, wie die Mannschaft ohne seine Erfahrung völlig den Halt verlor und sich dann, ohne ihn, aus dem Loch befreite. Mit der Verlängerung von Tim Kruse fehlt es nun gar ein wenig an Platz für den Routinier, ungeachtet dessen, dass nach wie vor keine Einigkeit darüber herrscht, ob Wagefeld jemals wieder das Trikot des HFC tragen wird. Ein Karriereende wird zumindest in Sachsen-Anhalt durchaus diskutiert.
Saisonhighlight
Das Highlight einer dramatischen HFC-Saison war mit Sicherheit das Heimspiel gegen Hansa Rostock. Eine Partie, die an Unterhaltung kaum zu überbieten war und in letzter Sekunde mit einem Sonntagsschuss von Toni Lindenhahn gekrönt wurde. Zuvor hatten die Hallenser einen 0:2-Rückstand aufgeholt und in der Schlussphase das 3:3 kassiert.
Negatives Saisonhighlight
Besonders schmerzhaft waren für die Hallenser die beiden Partien gegen RB Leipzig. Bereits das Hinspiel war brisant und wurde als Auftaktpartie live im TV übertragen. Lange hielten Köhlers Mannen im eigenen Stadion gegen die Leipziger Nachbarn gut mit, mussten sich dann aber letzten Endes ärgerlich geschlagen geben. Noch heftiger war die Niederlage in Leipzig, wo man geschlossen mit mehreren tausend Fans angereist war und am Ende eine schaurige Abwehrleistung der eigenen Mannschaft mit ansehen musste.
Bewertung der Transfers
Anders als in der Vorsaison, waren 2013/2014 sowohl die Sommer-, als auch die Wintertransfers solide beim HFC. Im Sommer wurde ein Umbruch vorgenommen, der Spieler wie Marcel Franke, Akaki Gogia, Pierre Kleinheider, Sören Bertram oder Robert Schick nach Halle spülte, die allesamt zu überzeugen wussten. Zudem kam mit Timo Furuholm der Goalgetter der vergangenen Rückrunde fest an die Saale und fügte sich sofort in die neu formierte Mannschaft ein. Lediglich Adli Lachheb und Pierre Merkel hatten einige Probleme, sich in Halle zurechtzufinden, bei Merkel ging es zum Saisonende hin klar aufwärts. Im Winter rüstete der HFC dann gewohnt stark nach und holte sich mit Tim Kruse einen Strippenzieher, sowie mit Francky Sembolo einen knipsenden Allrounder ins Team, die einen großen Anteil daran hatten, dass die Hallenser nach der Winterpause den Abstiegsbereich schleunigst verlassen konnten.
Bewertung des Trainers
Es ist Tradition in Halle, dass Sven Köhler in jeder Saison mindestens einen Monat lang mit Gegenwind zu kämpfen hat. Der, nach der Entlassung von Union Berlins Uwe Neuhaus, dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball bisher konnte trotzdem bisher immer die Ruhe bewahren und zudem in dieser Saison auf den klaren Rückhalt der Vereinsführung vertrauen. So wurde Köhlers Vertrag auch erneut verlängert. Sven Köhler ist, trotz all der Kritik, die Konstante im stetig wachsenden Verein und mit der Ruhe und der Willenskraft, die er seit jeher an den Tag legt, wird der HFC auch in naher Zukunft den nächsten Schritt gehen können.
Fazit
Der HFC hat eine gute Saison gespielt, die nur durch die stetige Erfolgsinkonsequenz verbaut wurde. Mit anderen Worten: Es wäre durchaus mehr drin gewesen für Gogia, Bertram und Co., aber das letzte Quäntchen fehlte und so wurde es am Ende ein Mittelfeldplatz, der weniger aussagt, als die einzelnen Saisonspiele, sowohl die Siege als auch die Niederlagen. Die Defensive beispielsweise war zwischenzeitlich nicht drittligatauglich, während die Kombinationen im Mittelfeld und Angriff definitiv gehobenes Drittliganiveau „mit Sternchen“ waren.
Ausblick
Der HFC ist eines der Teams, deren Kaderplanung schon im vollen Gange ist. Mit Sascha Pfeffer aus Chemnitz und Dominik Rau aus Aue stehen die ersten Transfers bereits fest, zudem bleiben Leihspieler Sören Bertram und Stützen wie Pierre Kleinheider, Tim Kruse oder Björn Ziegenbein dem HFC weiter erhalten. Auch die umworbenen Akaki Gogia und Marcel Franke wollen in Halle bleiben. Der Kern des Teams steht also bereits fest – eines Teams wohlgemerkt, was massives Potenzial hat. Dieses gilt es für Sven Köhler nun wieder einmal herauszukitzeln, dann gibt es für den HFC in der kommenden Saison kein eindeutiges Limit nach oben.