Saisonfazit Stuttgart: Vom Tabellenkeller in den DFB-Pokal

Mit dem Spruchband „Gemeinsam vom Tabellenkeller in den DFB-Pokal“ verabschiedeten sich die Kickers-Spieler nach dem letzten Saisonspiel gegen RB Leipzig von ihren Fans. Zum Ende der Hinrunde standen die Blauen noch auf Platz 18, ehe man mit dem ersten Auswärtssieg in Erfurt die Abstiegsplätze endlich verlassen konnte. Ab dem zwölften Spieltag übernahm Trainer Horst Steffen das Team und vermittelte der Mannschaft attraktiven Fußball mit konstant guten Ergebnissen. Im Folgendem schaut sich liga3-online.de die Saison der Stuttgarter Kickers genauer an, welche die Schwaben mit 51 Punkten und einem Torverhältnis von 45:46 als Tabellenachter abschlossen.

Das lief gut:

Heimbilanz

Im heimischen Gazi-Stadion waren die Kickers eine Macht. Mit insgesamt 34 Punkten war man am Ende die fünftbeste Heimmannschaft der dritten Liga. Ins Auge fällt vor allem die starke Serie vom neunten bis zum 25.Spieltag, als man acht Heimspiele in Folge gewinnen konnte. Rechnet man das gewonnene  „Auswärtsspiel“ gegen den VfB Stuttgart II im heimischen Gazi-Stadion noch dazu, waren es sogar neun. Gestoppt werden konnte diese Serie erst vom Tabellenführer FC Heidenheim, die im Topspiel des 27. Spieltags einen 0:3 Rückstand noch zum 3:3 umwandelten. Die Heimstärke, da waren sich am Ende alle Akteure einig, war der Grund für das frühzeitige Entfernen aus der abstiegsgefährdeten Zone.

Konstanz unter Steffen

Als Horst Steffen die Mannschaft am zwölften Spieltag übernahm, gab es einige Skeptiker unter den Blauen. Immerhin hatte Steffen bis dato nur Jugendmannschaften trainiert und unter Interimstrainer Jürgen Hartmann gelangen immerhin zwei Sieg in drei Partien. Präsidiumsmitglied Guido Buchwald hätte diesen gerne als längerfristige Lösung behalten, allerdings entschied sich der Verein für Horst Steffen. Ein Grund für Buchwalds Rücktritt. Doch unter Horst Steffen kam die gewünschte Konstanz in den Verein. Mit seiner sympathischen und authentischen Art schaffte er es schnell aus den Kickers wieder eine echte Mannschaft zu formen und den Spielern für jedes Spiel einen Plan an die Hand zu geben. Die Heimspiele wurden wie oben beschrieben gewonnen und auch auswärts lief es ab dem 21. Spieltag besser für die Blauen. Nach dem ersten Auswärtssieg in Erfurt konnte die Mannschaft erstmals die Abstiegsplätze verlassen. Zwar stehen die Kickers in der Auswärtstabelle „nur“ auf Platz 16, doch verlor man nach dem ersten Auswärtssieg in Erfurt nur noch das letztes Auswärtsspiel in Burghausen. Steffen sorgte also für konstant gute Ergebnisse und für Ruhe im Vereinsumfeld. Horst Steffen hat wohl den größten Anteil an der gelungenen Rückrunde der Blauen.

Zeyers Neuzugänge

Michael Zeyer ist es gelungen den Kader innerhalb der Saison mit Spieler zu verstärken, die zuvor vereinslos waren. Ein wahres Kunststück, wenn man sieht wie gut sich diese Spieler bei den Blauen entwickelt haben. Lhadji Badiane, Randy Edwini-Bonsu sind mittlerweile ein fester Bestandteil des Kaders, Marco Calamita und Gerrit Müller sogar absolute Stammspieler.  Da der Verein kein Geld hat, um hohe Ablösesummen zu bezahlen, war dies genau die richtige Strategie. Zeyer hat ein glückliches Händchen bewiesen, denn die Neuzugänge konnten die Qualität des Kaders deutlich erhöhen.

Das lief nicht gut:

Saisonstart

Mit nur drei Punkten aus den ersten acht Spielen stand man am achten Spieltag auf den vorletzten Tabellenplatz mit schon vier Punkten Abstand zum rettenden Ufer. Dies hatte zur Folge, dass Massimo Morales als Trainer der Blauen entlassen wurde.

Auswärtsschwäche in der Hinrunde

In der Hinrunde konnten die Schwaben kein einziges Auswärtsspiel gewinnen. Erst im ersten Auswärtsspiel der Rückrunde in Erfurt gelang es Kapitän Enzo Marchese durch einen verwandelten Elfmeter in der Nachspielzeit den „Auswärtsfluch“ zu beenden.

Verletzungen

Die Kickers mussten lange Zeit auf ihre Leistungsträger verzichten. Mit Daniel Engelbrecht (Herzmuskelentzündung), Markus Krauss (Ellenbogenverletzung) und Marcos Alvarez (Knorpelschaden) fehlten den Kickers über lange Zeit drei wichtige Stammspieler. Daniel Engelbrecht musste sogar lange darum zittern, ob er überhaupt noch einmal auf den Fußballplatz zurückkehren kann. Da der Verein die Ausfälle durch Neuzugänge bzw. den eigenen Nachwuchs allerdings gut kompensieren konnte, wurden die auslaufenden Verträge mit Markus Krauss und Marcos Alvarez nicht verlängert.

Bester Spieler:

Enzo Marchese

Der Kapitän war auch diese Saison wieder der wichtigste Spieler der Kickers.  Zwölf Tore sieben Vorlagen gelangen dem Italiener in dieser Spielzeit und er war nicht nur deshalb aus dem Mittelfeld der Schwaben nichtmehr wegzudenken. In Elfmetersituationen zeigte er sich besonders nervenstark und verwandelte jeden seiner acht Elfmeter (Bestwert in der dritten Liga). Der Verein ist froh, dass der 31-Jährige seinen auslaufenden Vertrag bei den Kickers verlängern hat.

Unglücklichster Spieler:

Julian Leist

Der gebürtige Stuttgarter war zu Beginn der Saison als Abwehrchef der Blauen aus dem Kader nicht wegzudenken. Der Fanliebling, der aus der eigenen Jugend stammt, hat sich über die Jahre ein großes Standing im Umfeld der Blauen erarbeitet. Bis zum 19.Spieltag bestritt Leist bis auf ein Spiel alle Partien über die kompletten 90 Minuten. Dann setzte Horst Steffen auf Nick Fenell, da er im Spielaufbau besser ist. Für Leist kamen bis Saisonende nur noch zwei Einsätze dazu, teilweise stand  er nicht mal mehr im Kader sondern musste auf der Tribüne platz nehmen. Leist blieb in der Rückrunde hinten den Erwartungen zurück, an Nick Fennell und Marc Stein gab es kein vorbeikommen für ihn. Ihm wurde nahe gelegt sich trotz laufenden Vertrages einen neuen Verein zu suchen.

Saisonhighlight

Zu den absoluten Saisonhighlights zählte in jedem Fall der erste Auswärtssieg in Erfurt am 21.Spieltag. Immer wieder mussten sich die Kickers- Akteure zuvor fragen gefallen lassen, womit den die die Auswärtsschwäche zu bergründen sei. Nachdem den Blauen dann endlich der erste Sieg in fremden Stadion gelang, der zudem noch hochverdient war, feierte die Mannschaft mit T-Shirts der Aufschrift: „Schluss mit dem Gejammer!“  Erstmals unter Steffen, und pünktlich vor der Winterpause konnte man damit auch die Abstiegsplätze verlassen. Ein weiteres Highlight war das Topspiel gegen Heidenheim am 27.Spieltag, in welchem man zwischenzeitlich 3:0 führte. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Fans sogar vom dritten Tabellenplatz träumen.

Negatives Saisonhighlight

Als der bis dato sieglose Ex-Trainer Massimo Morales vor dem Auswärtsspiel am achten Spieltag noch den damaligen Vizekapitän Julian Leist aus dem Kader strich, lagen die Nerven bei den Fans und Vereinsverantwortlichen blank. Denn schon zuvor hatte er einige langjährige Kickers-Spieler mit nicht nachvollziehbarer Begründung aus dem Kader gestrichen. Der SVK drohte seine Identität zu verlieren, nach der 0:2 Pleite in Heidenheim handelte der Verein und Morales musste gehen.

Getätigte Transfers

Insgesamt kann man mit den getätigten Transfers zufrieden sein. Marc Stein, Gerrit Müller, Marco Calamita, Elia Soriano und sogar Mark Redl entwickelten sich zu Stammkräften. Doch die Rückholaktion von Patrick Milchraum erwies sich als Flop, ebenso wie die Verpflichtung von Paul Grischok oder Stefan Maletic.

Trainer

Er ist sicherlich eine der positiven Trainerüberraschungen der dritten Liga in dieser Spielzeit. In seiner ersten Profi-Saison hatte er den größten Anteil, weshalb es mit den Kickers seit Herbst 2013 steil bergauf ging. Für seinen Vorgänger Massimo Morales war nach acht Spieltagen schon Schluss, da er kein einziges Saisonspiel gewinnen konnte.

Fazit

Die Kickers spielten eine gute Saison, wenn man den verpatzten Start einmal weglässt. Die Neuzugänge konnten sich gut integrieren und die Mannschaft hat sich weiterentwickelt. Zwar spielte bis zum vorletzten Spieltag noch um Platz vier mit, allerdings hat man kein Spiel gegen die Top Drei der Liga gewinnen können. Insgesamt aber eine gelungene Saison der Blauen, die sich im Vergleich zur letzten Saison deutlich verbessert haben.

Ausblick

Es ist schwierig eine Prognose für die nächste Saison abzugeben. Bis Februar wird man alle seine Heimspiele in Reutlingen austragen müssen, sicherlich ein Nachteil. Allerdings macht die gelungene Rückrunde der Kickers Hoffnung, dass man nächste Saison oben angreifen kann. Kurz gesagt, es ist nach oben und unten alles möglich.

FOTO: Julian Lehnhardt

 

   

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