Geheimtipp? Der Hallesche FC rüstet für den Zweitliga-Aufstieg

Als am Dienstag die Mannschaft Belgiens ins WM-Turnier einstieg und fast 70 Minuten lang von aggressiv verteidigenden Algeriern an den Rand einer Niederlage gedrängt wurde, spottete die Netzwelt. Der sogenannte „Geheimfavorit“ sei wieder einmal nur ein übereifriger Hype. Das Risiko, wie Belgien große Erwartungen zu schüren und am Ende vielleicht unter dem eigenen Druck zusammenzufallen, will Sven Köhler, Trainer des Halleschen FC nicht eingehen, und nannte in den vergangenen Tagen in der „Mitteldeutschen Zeitung“ noch ein weiteres Beispiel: „Nehmen wir Saarbrücken. Die galten vor einem Jahr als Geheimfavorit für den Aufstieg und sind am Ende abgestiegen.“ Bei den Saarbrückern war vor allem aus obersten Vereinskreisen das Ziel „Aufstieg“ zu hören, am Ende scheiterte man kolossal.

Achse der Mannschaft bleibt erhalten

Das soll dem HFC nicht passieren, auch wenn die Hallenser so etwas wie die Belgier, also der Geheimtipp, der 3. Liga sind. Die Mannschaft, die vor allem in der vergangenen Rückrunde zeitweise dominanten und begeisternden Angriffsfußball zelebrierte und in Person von Spielmacher Akaki Gogia sogar zu zaubern wusste, ist bis auf einige marginale Änderungen dieselbe geblieben. Der gravierendste Verlust blieb am Ende der Saison Leihspieler Francky Sembolo, der sich im Poker um eine Weiterbeschäftigung verzockt haben soll und für den es laut HFC-Chef Ralph Kühne eine „null Komma null“-prozentige Chance auf eine Rückkehr gibt. Die Achse der Mannschaft um Pierre Kleinheider, Marcel Franke, Tim Kruse, Akaki Gogia, Sören Bertram und Timo Furuholm spielt auch in der kommenden Saison im HFC-Trikot, und das, trotz aller Dementis, wohl um einen Platz im oberen Teil der Tabelle – wenn nicht gar im obersten.

Pfeffer und Rau stärken die Breite

In die gleiche Kerbe schlagen nämlich auch die bisherigen Verpflichtungen der Saalestädter. Mit Dominic Rau reagierte der HFC auf den Doppelabgang in der Verteidigungszentrale von Pierre Becken und Kristian Kojola. Der massive Rau kann sowohl als Ersatzmann für Stammverteidiger Franke, als auch neben ebendiesem eingesetzt werden, je nach Gegner hat Köhler hier nun die Wahl zwischen „baumlang“ (Franke-Rau) oder „ausgeglichen“ (Franke-Mouaya, Rau-Mouaya). Noch massiver ist der Qualitätsgewinn im ohnehin schon stark besetzten Mittelfeld. Mit dem gestandenen Drittligarecken Sascha Pfeffer sorgt ein Linksaußen für Druck auf Bertram, der zudem auch auf der relativ vakanten Rechtsaußen-Position agieren kann. Hier ist Tony Schmidt momentan im Aufbautraining, Toni Lindenhahn nicht immer konstant gut und Spielmacher Gogia zwar eine Option, aber etwas verschenkt. Zudem ist Pfeffer Ur-Hallenser und wird für einen wichtigen Identifikationsfaktor sorgen.

Königstransfer Banovic

Der Königstransfer zieht jedoch die Fäden im defensiven Mittelfeld – bzw. grätscht sie weg. Ivica Banovic, 2004 Bundesligameister mit Werder Bremen und mit 149 Bundesligaeinsätzen auf dem Konto nun mit Abstand der erfahrenste Hallenser, ackert nun an der Saale und soll, wenn man Sven Köhler und Ralph Kühne richtig deutet, auch mental der wichtige Faktor sein, der seit der schweren Verletzung von Routinier Maik Wagefeld gänzlich gefehlt hat. Zwar konnte Tim Kruse in der vergangenen Rückrunde mit seiner routinierten Art den Verlust etwas kompensieren, aber Köhler wollte einen Chef, einen verlängerten Arm, und bekommt ihn nun mit Banovic. Der ist hochmotiviert, wohlwissend, dass er vom Potenzial her nicht gerade zu einer „grauen Maus“ gewechselt ist. Halle ist heiß auf mehr Erfolg.

Interne Lösung für dritten Stürmer?

Dazu beitragen sollen nach Aussagen von Ralph Kühne auf jeden Fall noch ein Stürmer hinter Timo Furuhom und Pierre Merkel, sowie ein Linksverteidiger. Mit Leihspieler Robert Schick, der diese Position bekleiden kann, gab es zuletzt keine Fortschritte, sein Verein FSV Frankfurt verlangt eine Ablöse und die zahlt der HFC nicht. So schaut man sich auf der Linksverteidigerposition extern um, während im Sturm je nach Trainingsleistung auch eine interne Lösung möglich wäre. Vor allem der junge Deutsch-Algerier Mustapha Amari trainiert regelmäßig mit der ersten Mannschaft, stand in der vergangenen Saison auch schon mehrfach im Spieltagskader und könnte sich in der Vorbereitung durchaus empfehlen, ebenso wie die A-Junioren Max Barnofsky und Alexander Schmitt, die ebenfalls mittrainieren werden.

FOTO: Marcus Bölke

   

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