Karsten Heine im Interview: "Wir wissen sofort, wo wir stehen"
Seit Oktober des vergangenen Jahres ist Karsten Heine Trainer beim Chemnitzer FC. Er übernahm den Posten von Gerd Schädlich, der aufgrund ausbleibenden Erfolgs zurücktrat. Unter Heine stabilisierte sich die Mannschaft in der Rückrunde und beendete die Saison auf dem zwölften Platz. Nun startete der 59-Jährige in seine erste Vorbereitung mit den Sachsen. Im Interview mit liga3-online.de spricht Karsten Heine über den Stand der Saisonvorbereitung, den Spielplan, die Veränderungen im Kader und blickt in die Zukunft und Vergangenheit der Himmelblauen.
liga3-online.de: Zum Saisonauftakt reist der Chemnitzer FC zum Halleschen FC. Dort steht seit kurzem Gerd Schädlich unter Vertrag, der den CFC natürlich gut kennt. Inwiefern wird das ein Vorteil für die Hallenser?
Karsten Heine: Ich schätze Gerd Schädlich als Menschen und Trainer ungemein. In Halle darf man sich glücklich schätzen, ihn dazugewonnen zu haben. Für dieses spezielle Spiel sehe ich jedoch keinen Vorteil. Scouting Einsätze gibt es von jedem Verein, zudem hat sich unsere Mannschaft inzwischen stark verändert.
Nach dem Auftakt in Halle treten Sie gegen Osnabrück und Bielefeld an. Hätten Sie sich insgeheim ein leichteres Auftaktprogramm gewünscht?
Nein, ganz im Gegenteil, ich bin sehr froh über den Spielplan. Wir wollten ohnehin zunächst auswärts antreten, um die Probleme durch den Stadionbau besser lösen zu können. Halle ist ein sehr attraktiver Auftaktgegner. Ein brisantes Ostderby, neben Gerd Schädlich wechselte schließlich auch der ein oder andere Spieler zwischen den Vereinen. Alles spricht für einen spannenden Auftakt. Wir treten gegen drei Aufstiegskandidaten an – neben Osnabrück und Bielefeld zähle ich auch den HFC dazu. Nach diesem Auftakt wissen wir sofort, wo wir stehen.
Wie sie bereits erwähnt haben wird an der Gellertstraße momentan gebaut. Ist das ein Vorteil, Nachteil oder bringt gar keinen Einfluss mit sich?
Einen Vorteil sehe ich darin, dass wir täglich sehen wie dort etwas heranwächst, worauf wir uns beim Chemnitzer FC alle freuen. Nach unserer Urlaubszeit konnte man bereits deutlich sehen, dass sich eine Menge getan hat. Andererseits haben wir immer noch eine Kapazität von 10.000 Plätzen, also sollten wir mit ansprechenden Leistungen die Zuschauer ins Stadion ziehen haben wir weiterhin genug Unterstützung. Wir nehmen den Bau einfach hin und freuen uns, dass es demnächst ein modernes Fußballstadion in Chemnitz gibt.
In Ihrem Kader gab es schon viel Bewegung. Dabei sind die Neuzugänge im Durchschnitt drei Jahre jünger als die Abgänge (Durchschnittsalter Zugänge 22,3 Jahre, Abgänge 25,8 Jahre). Eine bewusste Verjüngung des Kaders?
Nein, nicht in diesem Maße. Nach der für den CFC enttäuschenden letzten Saison planten wir, einige Umstrukturierungen vorzunehmen. Wir haben Spieler geholt, die in unseren finanziellen Rahmen passen. Es ist bekannt, dass wir recht gravierende Einsparungen vornehmen mussten. In unserem Anforderungsprofil haben wir insbesondere auf hungrige Spieler Wert gelegt, die etwas erreichen wollen, und unseren Weg trotz geringerem Etat mitgehen. In Gesprächen haben die Jungs dann einen guten Eindruck gemacht, und bisher sind wir sehr zufrieden.
Bei Ihren Neuzugängen handelt es sich um flexible Spieler, die mehrere Positionen einnehmen können. Kann man deshalb davon ausgehen, dass Sie im Trainingslager in Österreich kein festes Spielsystem einstudieren werden?
Es ist natürlich vorteilhaft, wenn eine Mannschaft zwei bis drei Systeme spielen kann. In erster Linie wird es im Trainingslager aber darum gehen, uns näher kennen zu lernen. Dazu haben wir 24 Stunden am Tag Zeit. Die Mannschaft soll zusammenwachsen, dann werden wir letztendlich sehen was mit den neu hinzugekommenen und etablierten Spielern am besten passt, wie wir uns aufstellen werden.
Bei einem Freundschaftsspiel in Pockau bekamen sie kürzlich besuchen von den Europapokalhelden der Saison 1989/90. Inwiefern nehmen die heutigen Spieler die Vereinshistorie wahr, spielt sie eine Rolle?
Das ist jetzt 25 Jahre her, viele Spieler aus der jetzigen Mannschaft waren damals noch nicht mal auf der Welt. Eine enge Bindung zu solch einem Ereignis fehlt daher. Nichtsdestotrotz zeigt es den Spielern, dass beim Chemnitzer FC eine große Tradition besteht. Zudem war es interessant, eine Trainerlegende wie Hans Meyer, der auch da war, einmal hautnah zu erleben. Wie gesagt, es spielt für die Spieler keine große Rolle, aber aufgenommen wurde es allemal.
Vor kurzem testeten Sie gegen Brøndby IF, dabei fielen insbesondere die beiden Innenverteidiger Marc Endres und Nils Röseler positiv auf. Ist die Basis für die neue Viererkette gelegt?
Zumindest hoffe ich, dass wir dort die wenigsten Probleme haben werden. Röseler und Endres sind beide jung, aber haben dennoch eine gewisse Erfahrung. Marc Endres hat mit Heidenheim ein Aufstiegsjahr hinter sich, auch wenn er nicht allzu oft gespielt hat, hat er hoffentlich das Gen drin. Damit will ich nicht gesagt haben, dass wir nächstes Jahr aufsteigen. Aber Marc Endres weiß, was es heißt, über eine lange Saison konstant spielen zu müssen. Und Nils Röseler hat in Holland in der ersten Liga gespielt. Spricht alles für die beiden. Nicht vergessen darf man Kevin Conrad, der letztes Jahr sehr stabil gespielt hat. Zudem Tom Scheffel, der, wie Conrad, sowohl Rechts- als auch Innenverteidiger spielen kann.
Im DFB-Pokal treffen Sie auf Mainz 05, die mit Kasper Hjulmand einen hierzulande noch recht unbekannten Trainer verpflichtet haben. Erschwert das die Vorbereitung?
Das tangiert uns momentan noch gar nicht. Wir freuen uns, mit Mainz einen attraktiven Gegner zu haben, eine sehr spielstarke Mannschaft. Zudem hat Mainz sogar fünf Spieler zur WM abgestellt. Es ist eine Riesenherausforderung, an einem Freitagabend dieses Pokalspiel zu bestreiten. Aber jetzt ist es zu früh, sich damit zu befassen. Wir müssen zunächst andere Dinge klären und wollen unsere Saisonvorbereitung gut gestalten.
Vielen Dank und viel Erfolg in der kommenden Saison!
FOTO: Roman Richter