Trotz Herzfehler: Daniel Engelbrecht auf dem Weg zurück

Daniel Engelbrecht blickt mittlerweile auf eine fast einjährige Leidenszeit zurück. Am 20. Juli, dem ersten Spieltag der Drittliga-Saison 2013/2014, bricht der damals 22-Jährige beim Spiel der Stuttgarter Kickers gegen den FC Rot-Weiß Erfurt zusammen. Aufgrund der extrem hohen Temperaturen gehen er und die Betreuer von einem Kreislaufzusammenbruch aus. Doch nur drei Wochen später, es ist sein erster Einsatz seit dem erstmaligen Zusammenbrechen, wird ihm beim Spiel gegen Holstein Kiel erneut schwindlig und schwarz vor Augen. Der gebürtige Kölner wird genauer untersucht – es wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert.

Engelbrecht: Hatte Angst, mit Freunden in ein Restaurant oder ins Kino zu gehen

Er bekommt einen Defibrillator eingesetzt, der ihn im Falle eines Herzstillstandes wiederbeleben soll. Bei einer Probe im Januar dieses Jahres, ob das Gerät zuverlässig arbeitet, rennt er durch das Treppenhaus der Klinik. Das Herz ist überfordert, hört auf zu schlagen. Der Defibrillator funktioniert und holt ihn zurück ins Leben. Von da an hat der Stürmer mit psychischen Problemen zu kämpfen. Im Mai wurden seine Herzzellen verödet, um die Herzrhythmusstörungen, die er zuvor zwei bis drei Mal täglich hatte, einzudämmen. "Es war dann so schlimm, dass ich mich nicht einmal mehr bewegen oder reden konnte. Ich konnte in diesen Situationen lediglich darauf hoffen, dass es schnell wieder aufhört, weil ich ansonsten bewusstlos werde. Ich hatte deshalb sogar Angst, mit Freunden in ein Restaurant oder ins Kino zu gehen. Auch im Stadion fühlte ich mich als Zuschauer unwohl. Wenn die Leute jubelten, hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen", sagte er in einem Interview auf "dfb.de".

Habe nie daran gezweifelt, zurückzukommen

Mittlerweile ist sein Team in die Vorbereitung gestartet, auch der 23-Jährige kann wieder trainieren, wenn auch nur individuell. Für ihn ist es jedoch der erste Schritt zurück in den Profifußball. "Das ist für mich natürlich ein riesengroßer Schritt. Wobei man dazu sagen muss, dass ich noch nicht richtig am Trainingsbetrieb teilnehmen kann. Es sind eher Arbeitsversuche, um irgendwann wieder richtig einzusteigen. Das heißt nicht, dass ich wieder gesund bin." Eine Prognose, wann er wieder spielen kann, lässt sich jedoch nicht stellen: "Ich muss versuchen, Schritt für Schritt wieder in den Trainingsbetrieb hineinzukommen. Wie gesagt: Alle drei bis vier Wochen wird kontrolliert, wie mein Herz mit der steigernden Belastung zurechtkommt. Das lässt sich nicht abschätzen. Ich möchte mir auch mit Zeitplänen keinen Druck machen. Ich bin einfach froh, dass ich überhaupt wieder ohne Probleme laufen kann", so der frühere Spieler des VfL Bochum. Ein Karriereende kam für ihn dennoch nie in Frage: "Viele Menschen haben sich Sorgen um mich gemacht und mir zum Karriereende geraten. Aber ich selber habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass ich wieder zurückkommen kann – auch jetzt nicht."

"Mir hat das die Augen geöffnet"

Aus der bislang schwierigsten Zeit seines Lebens hat er viel gelernt, wie Engelbrecht sagt. "Ich habe einiges an Lebensweisheiten dazu gewonnen – schon alleine wegen der Nah Tod-Erfahrung. Wenn sich früher ein Spieler einen Kreuzbandriss oder einen Knorpelschaden zuzog, tat mir das extrem leid. Mittlerweile halte ich so etwas gar nicht mehr für sonderlich schlimm."  Es gibt wichtigere Dinge im Leben: "In dem Moment, als ich fast tot war, war mein letzter Gedanke, wie gerne ich meine Familie und meine Freunde noch einmal sehen würde. Es gibt so viele Dinge, die man erst in solchen Situationen richtig schätzt. Mir hat das die Augen geöffnet. Das Leben kann so schnell vorbei sein. Niemand weiß, wann der Tag kommt."

Auch wir von liga3-online.de wünschen Daniel Engelbrecht alles Gute für die Zukunft!

Hier gibt es das komplette Interview zum Nachlesen

FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button