Vorschau Dresden: Dynamo mit jugendlichem Neubeginn
Bevor die 3.Liga am Samstag, den 26. Juli 2014 in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf die SG Dynamo Dresden. Nach einer katastrophalen Saison mit nur fünf Siegen musste die Sportgemeinschaft nach drei Jahren Zweitklassigkeit den bitteren Gang in die 3. Liga antreten. Weder Peter Pacult noch Olaf Janßen schafften es, eine verschworene Mannschaft zu formen. Trotz nur eines Sieges in der Rückrunde hatten die Dresdner am letzten Spieltag die Chance, sich aus eignener Kraft in die Relegation zu retten. Ein Remis hätte den Dresdnern bereits gereicht. Allerdings verlor man das entscheidende Duell gegen Arminia Bielelfeld vor heimischem Publikum mit 2:3. Die SGD spielte in der vergangenen Saison 17 Mal Unentschieden. Auch dieser Rekordwert ist ein Grund für den Abstieg aus der 2.Liga.
Die Testspiele
In den bisherigen Testspielen präsentierte sich die neuformierte Dynamo-Mannschaft in einer guten Verfassung. Nach dem lockeren Aufgalopp beim Bezirksligisten FV Gröditz (8:0) folgten im Trainingslager zwei Achtungserfolge gegen ausländische Erstligisten: Durch ein Tor von Sylvano Comvalius besiegte man Asteras Tripolis mit 1:0. Auch Neftchi Baku (1:2) musste sich den Dresdnern beugen. Die bisher einzige Niederlage kassierte die Sportgemeinschaft gegen den rumänischen Erstligisten FC Botosani (3:5). Dynamo Dresden glänzte vor allem mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit. Auch das Zusammenspiel der praktisch komplett neu zusammengestellten Mannschaft funktionierte im Trainigslager bereits sehr gut. Mit schnellen Kombinationen und einer energischen Zweikampführung konnte man die favorisierten Gegner besiegen. Am kommenden Dienstag zeigt sich Dynamo beim Test in Oppach gegen Oberligist FC Oberlausitz Neugersdorf nochmals den Fans im Dresdner Umland. Zum Abschluss steht am kommenden Samstag das Testspiel gegen Celtic Glasgow im Rahmen der offiziellen Saisoneröffnung auf dem Programm.
Die Neuzugänge
Für den Neustart in der 3.Liga legte Dynamos sportlicher Geschäftsführer Ralf Minge Wert auf junge Spieler, die sich zu 100 Prozent mit dem Verein und den Fans identifzieren. Der prominenste Neuzugang ist unweigerlich Nils Teixeira, welcher vom Zweitligisten FSV Frankfurt nach Dresden kam. Für den Sturm wurde mit Sylvano Comvalius ein Stürmer aus der Regionalliga (Trier) an die Elbe geholt. Für zusätzlichen Offensivdrang soll Justin Eilers (VfL Wolfsburg II) sorgen. Dennis Erdmann (Schalke 04 II), Niklas Kreuzer (RW Erfurt) und Jannik Müller (1.FC Köln II) sollen die Defensive der Dresdner verstärken. Michael Hefele (zuletzt in Burghausen) kann in Dresden zu einem absoluten Führungsspieler reifen. Selbiges gilt für David Vrzogic (Bayern München II). Luca Dürholtz (Leverkusen II), den einst Real Madrid verpflichten wollte, kann zum „Strippenzieher“ im Mittelfeld werden. Aus dem eigenen Nachwuchs haben Marek Große, Tobias Heppner, Franz Pfanne und Dominic Baumann den Sprung zu den Profis geschafft.
Voraussichtliche Startelf
Sturm: Comvalius – Koch
Mittelfeld: Stefaniak – Dürholtz – Hartmann – Eilers
Abwehr: Vrzogic – Erdmann – Hefele – Teixeira
Tor: Kirsten
Wichtigste Spieler
Drei Spieler aus der Abstiegsmannschaft gehören beim Neustart in der 3.Liga zu den Führungsspielern, die voran gehen sollen. Neben Torhüter und Publikumsliebling Benjamin Kirsten, der in den letzten Jahren zu einem absoluten Führungsspieler reifte, sind das Robert Koch und Marco Hartmann. Koch, der in den letzten beiden Spielzeiten mit Leistungsschwankungen zu kämpfen hatte, soll laut Trainer Stefan Böger voran gehen und die junge Truppe führen. Eine ähnliche Rolle soll auch Marco Hartmann einnehmen. Neuzugang Nils Teixeira kann mit seiner offensiven und kommunikativen Art zum Liebling der Fans aufsteigen. Zudem wird ihm eine tragende Rolle in der Abwehr der neuzusammengestellten Dynamo-Mannschaft zuteil.
Stärken
Gab es in den letzten Jahren noch viele „Einzelkämpfer“ im Schwarz-Gelben Trikot, sticht dieses Mal die Mannschaft als solche heraus. Die bisherigen Impressionen aus der Vorbereitung vermitteln eine ausgelassene Stimmung rund um die Mannschaft und das Trainerteam. Obwohl viele neue Gesichter integriert werden mussten, hat sich bereits ein „Wir“-Gefühl entwickelt. Die jungen Spieler, welche zuletzt noch in der Regionalliga spielten, brennen auf die neue Spielklasse und wollen sich in dieser beweisen. Trainer Böger arbeitete zuletzt viele Jahre im Nachwuchs und kennt sich dementsprechend aus, sodass er eine junge und hungrige Mannschaft formen kann. Genaue Ziele wurden für die erste Saison nach dem Abstieg (noch) nicht formuliert. Ohne Druck kann die junge Mannschaft befreit aufspielen und ihre Unbekümmertheit als Trumpf nutzen. Die Dresdner werden nicht als Favorit auf einen der vorderen Plätze am Saisonende gehandelt. Diese Tatsache könnte sich noch als Faustpfand im Saisonverlauf herausstellen. Benjamin Kirsten, Robert Koch, Marco Hartmann, aber auch ein Cristian Fiel sind die „Leader“ im Team und können die „Jungen Wilden“ immer wieder neuantreiben.
Schwächen
In der Vergangenheit fehlte es den Dresdnern an der nötigen Konstanz auf den wichtigen Position. Trainer kamen und gingen. Der Neuaufbau in der 3.Liga braucht seine Zeit. Ob Trainer Böger und seine Mannschaft diese in einem ausreichenden Maße bekommen, ist die Kernfrage. Das Umfeld im Verein wird bei Misserfolgen schnell unruhig und der Saisonstart mit den Auswärtsspielen in Cottbus und Osnabrück ist alles andere als leicht. Schnell kann die positive Stimmung ins Gegenteil kippen. Einige Spieler laufen zum ersten Mal in der 3.Liga auf und müssen sich erst an die neue Liga gewöhnen. Wie die junge Mannschaft dann mit dem Druck umgehen kann, ist eine spannende Frage. Die Erwarungshaltung ist in Dresden traditionell hoch, woran schon so manche Dynamo-Mannschaft in der Vergangenheit gescheitert ist. Schnell wird dann auch der Trainer in Frage gestellt. In den vergangenen Jahren war die Fluktuation auf dieser Postion besonders hoch. Stefan Böger ist der dritte Trainer innerhalb eines Jahres.
Trainer
Stefan Böger ist seit Sommer der neue Mann auf dem Trainerstuhl bei der SG Dynamo Dresden. Der gebürtige Erfurter trainierte zuletzt die deutsche U16-Nationalmannschaft. 2006 verpasste Böger mit dem VfB Lübeck nur knapp den Aufstieg in die 2.Bundesliga. Böger gilt als kommunikativer Trainer und soll aus den begrenzten Möglichkeiten in Dresden eine schlagkräftige Truppe formen. Der Aufstieg in die 2.Liga ist kurzfristig kein Thema. Dennoch wird sich auch Böger an den Erfolgen messen lassen müssen. Stefan Böger ist am 1. Juni 1966 geboren und war als Spieler unter anderem für den MSV Duisburg und den Hamburger SV aktiv am Ball.
Prognose
Nicht zum ersten Mal steht man in Dresden vor einem Neuanfang. Die Fans halten weiter die Treue. Über 9.000 Dauerkarten wurden abgesetzt. Die magische 11.000er-Marke aus der Vorsaison ist somit gar in Reichweite. Auch die Mitgliederzahlen stiegen in der Sommerpause weiter an. Kann sich die junge Mannschaft mit engagierten Auftritten in die Herzen der Fans spielen, ist im fußballverrückten Dresden einiges möglich, auch wenn die 2.Liga wohl in kommenden beiden Jahren nicht mehr als ein Traum bleiben dürfte. Bestätigt sich der so oft zitierte Zusammenhalt, setzt man weiter auf den Nachwuchs und verzichtet man auf hausgemachte Skandale, könnte in Dresden endlich Ruhe einkehren und sich eine Mannschaft mit Herz entwickelten, die in einem bis zwei Jahren wieder ganz vorne in der 3.Liga mitspielen kann. In dieser Saison sollte eine Platierung unter den Top 10 der Liga möglich sein. Der Saisonstart beweist sich mit den Spielen gegen Stuttgart II, Cottbus, Osnabrück und Münster gleich als Prüfstein für die neue Mannschaft. Hier wird sich zeigen, ob die Dresdner ihre Hausaufgaben gemacht haben und der Neustart in der 3.Liga so richtig beginnen kann.
FOTO: Jens Liebsch