"Diesen Erfolg wollen wir uns nicht so einfach wegnehmen lassen"

Solche emotionale Erlebnisse wie beim Aufstieg in München am 1. Juni sind unbezahlbar. Wie bitter war es für Sie lediglich Zuschauer bei den ausgelassenen Feierlichkeiten zu sein.

Ich wäre gerne nach dem entscheidenden Treffer zu Oliver Laux und der Mannschaft gelaufen um mitzufeiern, aber mit der Schiene am Bein und den Stützen in der Hand ging es halt nicht. Es war schon ein kosmisches Gefühl, bei dem ich Freudentränen in den Augen hatte. Auch später in der Kabine saß ich nur am Rand und hielt Abstand aus Angst, dass mir Einer ausversehen ins Knie springt. Für mich persönlich fühlt sich der Aufstieg aber noch ein stückweit fremd an. Wenn man so lange auf ein Ziel hinarbeitet und dann den entscheidenden Schritt nicht mitgehen kann, fehlt einem Etwas. Ich möchte diese Emotionalität auf dem Platz erleben. Das bin ich mir selber noch schuldig.

Was hat sich aufgrund der Verletzung in Ihrem Alltag verändert?

Wenn die eigene Mobilität eingeschränkt ist, nimmt man die Dinge um sich herum ganz anders wahr. Anfangs, als ich mit den Stützen gegangen bin musste ich mir beispielsweise überlegen wie ich den Kaffee aus der Küche ins Wohnzimmer bekommen. Ich habe mit der Zeit gelernt nicht mehr alle Dinge für Selbstverständlich zu nehmen. Ich achte jetzt auch mehr auf mich und glaube, dass diese Erfahrung sehr wertvoll sein kann.

Sami Khedira ist aktuell das prominenteste Beispiel wie erfolgreich man nach einem Kreuzbandriss zurückkommen kann. Ist er in dieser Hinsicht ein Vorbild für dich?

Auf jeden Fall. Vor allem sein großer Wille, so schnell nach so einer schweren Verletzung zurückzukommen und dann auf absoluten Top-Niveau zu spielen. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich habe aber auch viele ehemalige Kollegen angeschrieben, die mir ihre persönlichen Erfahrungswerte geschildert haben. Das hat mir auch sehr geholfen.

Die Fortuna startet am Sonntag in die Drittliga-Saison. Was trauen Sie Ihrer Mannschaft zu?

Wir wissen von Anfang an worum es geht und das kann nur der Klassenerhalt sein. Jeder Spieler bei uns weiß genau, wie schwer es war in diese 3. Liga zu kommen. Diesen Erfolg wollen wir uns jetzt nicht so einfach wegnehmen lassen. Wir werden alle Eindrücke dieser 3. Liga aufsaugen und genießen. Die Leidenschaft, die in dieser Mannschaft steckt, kann uns durch die Saison tragen. Sicherlich werden wir das ein oder andere Mal auch Lehrgeld zahlen, aber wenn wir am Ende drin bleiben, wäre ich sehr glücklich.

Bei den Testspielen war Thomas Kraus Ihr Stellvertreter. Wie macht er sich im Kapitänsamt?

Bei Thomas habe ich ein richtig gutes Gefühl. Er bringt mit seiner Art Fußball zu spielen die Qualitäten auf den Platz, die uns als Mannschaft auszeichnen. Der große Diplomat wird er vielleicht nicht mehr, aber mit seiner Emotionalität wird er das Team führen.

Welcher drei Mitspieler sind in ihrem kicker-Managerteam gesetzt?

(lacht) Ich hoffe zwar, dass er sich nicht so häufig auszeichnen muss, aber unser Torwart Andre Poggenborg ist bei mir gesetzt. Dazu würde ich Thomas Kraus nehmen, weil er aufgrund seines Naturells bei den Zuschauern gut ankommt und für die Mannschaft unglaublich wichtig ist. Ich hoffe, dass die ehrliche Arbeit von Thommy auch beim kicker honoriert wird und er zweistellig trifft. Für die kreativen Momente würde ich zudem noch Kristoffer Andersen nehmen. Er lenkt unser Spiel und wird in dieser Saison zeigen, was er alles drauf hat.

Ihr letztes Drittligaspiel haben Sie am 14. Mai 2011 in Rostock bestritten, damals im Trikot von RW Ahlen. Wann folgt ihr Erstes im Dress der Fortuna?

An das Spiel in Rostock kann ich mich nicht gut erinnern. Wir haben mit Ahlen den sportlichen Klassenerhalt geschafft und Rostock ist damals in die 2. Liga aufgestiegen. Die Kulisse war beeindruckend. Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt schon wieder Gänsehaut. Eine genaue Prognose wann ich wieder fit bin möchte ich nicht abgeben, aber wenn es nach mir geht schnüre ich in diesem Jahr noch meine Fußballschuhe.

Weiterhin gute Genesung und vielen Dank für das Gespräch.

 
Foto und Interview: Yannick Bakic 

 

 

   

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