Saisonvorschau Hansa: Über den Teamgeist zum Aufstieg?

Bevor die 3. Liga am Samstag, den 26. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den F.C. Hansa Rostock. Die Saison 2013/2014 war mal wieder eine Spielzeit zum Vergessen. Nicht nur, dass der vielfach erhoffte und großartig angekündigte Neubeginn kläglich scheiterte, sondern auch das erneute Verpassen der Qualifikation für den DFB-Pokal machten aus der schlechten eine ganz schlechte Saison, vom 13. Tabellenplatz mal ganz zu schweigen. Während Trainer Andreas Bergmann nicht mal den Sommer in Rostock erlebte, durfte Neu-Coach Dirk Lottner trotz guter Ansätze nicht nach der Sommerpause wieder nach Rostock kommen. Als Krönung traten kürzlich auch noch Sportvorstand Uwe Vester und vergangene Woche der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Abrokat zurück, so dass mal wieder die Chance für den nächsten Neuanfang an der Ostseeküste besteht.

Die Vorbereitung

Wie es in einer Vorbereitung so üblich ist, steigerte sich das Niveau der Gegner mit zunehmender Dauer. Nach den Spielen zur Eingewöhnung gewannen die Rostocker gegen den Oberligisten Schönberg 95 mit 3:0, sowie die Spiele gegen den Regionalligisten Berliner AK und den dänischen Zweitligisten Bronshoj BK jeweils mit 2:0. Als Abschluss der Vorbereitung und Höhepunkt gleichermaßen gab es dann noch eine Partie gegen Schalke 04. Trotz der 0:3-Niederlage präsentierten sich die Hanseaten gegen den Champions League-Teilnehmer in guter Form. Netter Nebeneffekt dabei: Die Einnahmen des vom Schalker Hauptsponsor finanzierten Spiels kamen komplett dem Projekt „Hansa Rostock und ich“ zugute. Insgesamt standen sieben Spiele auf der Agenda, die mit Ausnahme des Aufeinandertreffen mit Schalke allesamt siegreich gestaltet werden konnten (35:4Tore) und dabei schon einen Einblick in die Spielphilosophie von Peter Vollmann  ermöglichten.

Die Neuzugänge

Die Rostocker haben sich mit sieben Neuzugängen verstärkt und neben erfahrenen und gestandenen Profis mit Zweit-und Drittliga-Erfahrung, wie Christian Stuff, Kai Schwertfeger, Christian Bickel und Marcel Ziemer, auch zwei junge hoffnungsvolle Spieler mit Potential wie Markus Gröger und Aykut Erdogan verpflichtet. Während der Vorbereitung kam mit Jovan Vidović zusätzlich noch ein kopfballstarker und gestandener Innenverteidiger die Hansa-Jungs sowohl qualitativ als auch quantitativ verstärken wird. Außerdem stoßen mit Martin Pett und Dennis Srbeny zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft  fest zum Profikader, die in der letzten Saison bereits Profiluft schnuppern konnten. Gerade letzterer dürfte zu den Gewinnern der Vorbereitung zählen und ist gemeinsam mit Marcel Ziemer mit sechs Toren aus sieben Spielen bester Torschütze. Coach Peter Vollmann hat bei der Zusammenstellung seines Kaders wieder einmal Wert auf eine gute Mischung gelegt. Die neuen Spieler verfügen über ein gutes Potenzial und das Team wurde auf Schlüsselpositionen gezielt verstärkt. Mit Christian Bickel hat man sich jemanden mit hohen Standardqualitäten auf die Kogge geholt, der ferner das Mittelfeld der Ostseestädter weiter beleben wird. Ebenfalls hohe Qualität wird Marcel Ziemer in den Sturm bringen und endlich wieder für mehr Torgefahr in der hanseatischen Offensivreihe sorgen. Das Gegenstück dazu ist Christian Stuff, der neue Fels in der Brandung, der mit seiner Erfahrung der Rostocker Abwehrkette ebenfalls ein deutliches Qualitätsplus bescheren wird.

Voraussichtliche Startaufstellung

Sturm:                                                       Ziemer

Mittelfeld:                Blacha, Krauße, Schwertfeger, Christiansen, Bickel

Abwehr:                              Radjabali-Fardi, Ruprecht, Stuff, Weidlich

Tor:                                                                    Hahnel

Wichtigster Spieler

Die deutsche Nationalmannschaft hat es bei der WM vorgemacht: Der wichtigste Spieler ist die Mannschaft. So ist es auch beim F.C. Hansa. Das Team gewinnt und verliert gemeinsam. Hansa kann viel über den Zusammenerhalt erreichen. Allerdings kommt es natürlich auch auf David Blacha und Marcel Ziemer an, ob die beiden ihre Torquoten halten können, denn zum Fußball gehören nun mal Tore. Genauso wichtig ist aber natürlich auch die Defensive, deren Kopf Neuzugang und Kapitän Christian Stuff sein wird. Auch Torwart Jörg Hahnel, der bereits Ende der vergangenen Saison in Topform war, scheint diese halten zu können und wird seinem Team dabei einige Punkte halten können. Der wichtigste Spieler ist und bleibt aber das Team.

Stärken

Wie bereits zuvor angesprochen, ist die größte Stärke von Hansa Rostock der Teamgeist. Dazu kommt die Variabilität des hanseatischen Mittelfeldes, das ständig in Bewegung und somit schwer auszurechnen ist. Eine neue Geheimwaffe hat Hansa aber noch in petto: Zu den guten Standardschützen Shervin Radjabali-Fardi und Sascha Schünemann gesellt sich mit Christian Bickel jemand, der nicht nur gute Vorlagen geben, sondern Freistöße hin und wieder auch ganz humorlos verwandelt. Mit den großen kopfballstarken Verteidigern Christian Stuff (1,99m), Jovan Vidović (1,97m) und Steven Ruprecht (1,96m) und noch einigen anderen guten Kopfballspielern wird bei Standards immer Gefahr im gegnerischen Strafraum bestehen. Allgemein lässt sich hervorheben, dass jede Position im Rostocker Kader doppelt und mit guter Qualität besetzt ist, sodass man die lange Saison auch gut bestreiten kann. Die Mannschaft ist generell, wie bei Peter Vollmann üblich, in einem sehr guten Fitnesszustand und somit in der Lage, auch das eine oder andere Spiel einmal in der Schlussphase für sich zu entscheiden, was gerade in dieser ausgeglichenen 3. Liga sehr wichtig sein kann. Stark ist natürlich auch die traditionell gute Unterstützung der Hansafans, die trotz der weitesten Wege der Liga ihr Team überall pushen und so auch sicherlich wieder das eine oder andere Heimspiel in der Ferne feiern werden.

Schwächen

Eins ist klar: Wenn die Hansakogge oben angreifen will, muss die heimische DKB-Arena wieder zur Festung werden und die Heimschwäche der letzten Saison ad acta gelegt werden. Ebenso verhält es sich mit der Elfmeterschwäche, doch hier ist möglicherweise Besserung in Sicht, schließlich ist mit Alex Mendy der gefährlichste Elfmeterverursacher der Vorsaison nicht mehr in Rostock. Keine wirkliche Schwäche, aber Hansa wird auch die eine oder andere Schwächephase bei seinen jungen Spielern einkalkulieren müssen, denn die sind ein wichtiger und völlig natürlicher Bestandteil ihrer Entwicklung. Wenn sich Max Christiansen, Robin Krauße & Co die Auszeit nicht alle gleichzeitig nehmen, dürfte das kein großes Problem sein. Viel schwerer dürfte es werden, Marcel Ziemer bei einem potentiellen Ausfall zu ersetzten, denn Halil Savran ist nicht gerade als Torjäger, sondern eher als arbeitender Stürmer bekannt und Mustafa Kucukovic konnte in der letzten Saison eher weniger überzeugen.

Der Trainer

Der Aufstiegsheld ist zurück. Peter Vollmann führte die Kogge 2011 nach dem erstmaligen Abstieg in die Dritte Liga unverzüglich zurück in die 2.Bundesliga zurück und hat seitdem Kultstatus an der Ostseeküste. Mit seiner Art Fußball spielen zu lassen, hat er Erfolg, außerdem gilt er völlig zurecht als Kenner der 3.Liga. Doch er kennt nicht nur die Liga, sondern auch viele Spieler und bereitet sich und jeden einzelnen Spieler gewissenhaft auf jedes Spiel vor. Wenn man ihn dieses Mal in Ruhe arbeiten lässt, was leider manchmal nicht so selbstverständlich in Rostock zu sein scheint, kann er sich komplett unsterblich in der Hansa-Welt machen.

Prognose

Der Blick geht nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern auch nach oben. Da will Hansa hin und es ist auf jeden Fall möglich, klar ist aber auch: Es wird kein Spaziergang. Die Liga ist außerordentlich ausgeglichen und da können Kleinigkeiten entscheiden. Wichtig ist, dass die Kogge von größeren Verletzungen verschont bleibt und dann ist, wenn jeder Spieler sein Potential abruft, sicher auch ein Platz in der Spitzengruppe möglich. Ob es am Ende zum Aufstieg reicht, bleibt abzuwarten. Schlägt Mr-1:0 David Blacha wieder zu? Was für Kräfte ein guter Saisonauftakt freisetzen kann, weiß man in Rostock spätestens seit dem ersten vollmannschen Aufstieg. Um es maritim zu formulieren: Auf der Euphorie-Welle surfen, um wieder in ruhigere Gewässer zu gelangen. Man muss die Mannen von der Ostsee nicht unbedingt auf dem Zettel haben, unterschätzen darf man sie aber auf keinen Fall, denn was man mit Teamgeist erreichen kann, haben wir in der Sommerpause gerade erleben dürfen!

FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

   

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