Preußen Münster: Pokal-Knaller gegen Rekordmeister
Es ist DAS Spiel des Jahres für den SC Preußen Münster. In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals reist der FC Bayern München ins Münsterland und trifft am kommenden Sonntag (Anstoß 16 Uhr) im Preußenstadion auf die Adlerträger. „Ich weiß nicht, ob es so ein Spiel im Preußenstadion schon mal gegeben hat“, so wurde Trainer Ralf Loose nach der Auslosung im Juni zitiert. Und tatsächlich gab es bislang nur eine einzige Begegnung zwischen beiden Teams: im Januar 1994 traten die Bayern zu einem Testspiel gegen die Preußen an. Der damalige Oberligist aus Westfalen unterlag den Münchnern, in dessen Reihen damals Lothar Matthäus, Thomas Helmer, Mehmet Scholl und Bruno Labbadia spielten, mit 0:7. Kleines unrühmliches Schmankerl am Rande: die Preußen setzten die damaligen Zuschauerzahlen sehr niedrig an und versuchten somit Uli Hoeneß um einen Teil der Einnahmen zu „beschupsen“. Hoeneß verkündete daraufhin sehr wütend, dass der FCB nie wieder in Münster spielen werde. Die Zuschauerzahlen wurden schließlich nach oben korrigiert, doch die Bayern mieden fortan das Münsterland. Nach zwanzig Jahren gibt es am Sonntag nun das erste Wiedersehen – in einem Pflichtspiel.
Ralf Loose: Wir freuen uns auf die geschichtsträchtige Partie
Besiegte man in der vergangenen Saison in der ersten Runde noch den FC St. Pauli mit 1:0, sind die Chancen auf Runde zwei in 2014 nüchtern betrachtet gering bis aussichtslos. Auch die Bilanz des Cheftrainers Ralf Loose als Spieler gegen die Bayern liest sich eher bescheiden: ein Sieg, zwei Unentschieden, sieben Niederlagen. An den 02. April 1991 hat selbst er keine Erinnerungen mehr. Damals gewann Ralf Loose mit Fortuna Düsseldorf gegen die Bayern. Trotzdem ist auch die Vorfreude bei ihm auf diese Partie sehr groß: "Ich freue mich sehr auf die Bayern. Es ist ein geschichtsträchtiges Spiel für unseren Verein", erklärte er gegenüber liga3-online.de. Die Vorbereitung auf diese Partie hingegen verläuft business as usual – man vertraut dem bewährten Wochenrhythmus: während Donnerstag zwei Trainingseinheiten anstehen, wird am Freitag und Samstag jeweils einmal trainiert. Am Sonntag trifft sich das Team dann zum gemeinsamen Mittagessen beim Italiener und fährt im Anschluss ins Stadion. Auch Ralf Loose, der sich die Bayern am Mittwoch beim Supercup-Finale in Dortmund ansah, geht gelassen in die Partie, schließlich hat der Pokal ja seine eigenen Gesetze. "Wenn es nach achtzig Minuten Unentschieden stehen würde, kann sicherlich alles passieren“, beantwortete er die Frage nach einer Chance gegen den Rekordmeister. Dass seine Mannschaft, aufgrund der zahlreichen Diskussionen wie hoch die Niederlage ausfallen wird, verunsichert ist, konnte er nicht bestätigen. "Es ist normal, dass nur über die Höhe der Niederlage spekuliert wird, wenn ein Drittligist gegen die Bayern antritt. Die Münchner hauen doch auch in der ersten Liga alles weg“, so Loose.
Personelle Sorgen bei den Preußen
Personell ist die Lage bei den Adlerträgern derzeit angespannt. Mittelfeldspieler Kevin Schöneberg wird aufgrund einer Innenbandverletzung auch im Pokal fehlen. Benjamin Siegert laboriert weiterhin an einer Wadenverletzung. Sein Einsatz gegen die Bayern ist mehr als fraglich. Amaury Bischoff, der am Mittwoch wegen Oberschenkelbeschwerden mit dem Training aussetzen musste, dürfte hingegen für die Partie wieder fit werden. Genauso wie Markus Piossek, der am Mittwoch die morgendliche Trainingseinheit wegen Wadenproblemen abbrechen musste. Ersatztorwart Max Schulze Niehues, der im vergangenen Ligaspiel aufgrund einer Seitenstrangangina nicht mit nach Dresden reisen konnte, hat das Training wieder aufgenommen. „Max hat am Dienstag mit dem Lauftraining begonnen und heute ganz normal mittrainiert“, bestätigte Torwarttrainer Alex Ogrinc. Während die Preußen in der Liga mit einem eher durchwachsenen Start (ein Sieg, ein Unentschieden, zwei Niederlagen) glänzten, könnten sie nun im DFB-Pokal die letzten schwachen Auftritte überspielen.
Bayern ohne Martínez
Die Bayern, die am Mittwochabend das Supercup-Finale gegen die Borussia aus Dortmund klar mit 0:2 verloren, scheinen hingegen noch nicht voll im Saft zu stehen. Zudem plagen den Rekordmeister Verletzungssorgen. Rafinha zog sich im Training einen Außenbandriss im linken Sprunggelenk zu. Franck Ribery plagt eine Patellasehnenreizung im Knie und Thiago Alcantara ist nach seinem Innenbandriss im rechten Knie immer noch nicht einsatzfähig. Alle drei werden wohl gegen die Preußen nicht zum Einsatz kommen, ebenso wenig wie Javi Martínez, der sich bei der Partie gegen Dortmund vermutlich einen Kreuzband- und Außenbandriss zugezogen hat. Dennoch reisen die Bayern am Samstagabend gespickt mit sechs Weltmeistern nach Münster.
Somit scheint alles angerichtet zu sein im beschaulichen Münsterland. 16.870 Fans werden am Sonntag die Partie im Preußenstadion verfolgen. Ausverkauft! In 189 Länder wurden die Rechte für Live-Bilder und Zusammenfassungen des Spiels durch den DFB verkauft. Ein Grund mehr, den Bayern zu zeigen, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat.
FOTO: Sven Wundrig