Jansen: "Können uns die Heimschwäche auch nicht erklären"
Der Hallesche FC erlebt bisher eine wechselhafte Saison. Während man in der Fremde souverän und konstant punktet und bisher noch ohne Niederlage ist, läuft es im heimischen ERDGAS Sportpark gar nicht. Nur ein Punkt aus fünf Spielen – eine magere Ausbeute für die Mannschaft von Trainer Sven Köhler. So richtig gut läuft es an der Saale bisher nur für einen: Maximilian Jansen. Der 21-jährige Bochumer wechselte vor der Saison aus der U23 des VfL nach Halle und überraschte seitdem mit nicht weniger als neun von neun Startelfeinsätzen. liga3-online.de sprach mit dem Mittelfeldspieler über seinen Wechsel nach Halle, die negative Heimserie, die Rolle als Geheimfavorit auf den Aufstieg und die Verletzung von Ivica Banovic.
liga3-online.de: Herr Jansen, Sie sind im Sommer nach einem Probetraining aus Bochums U23 nach Halle gekommen. Haben Sie sich nach Ihrem ersten großen Wechsel gut eingelebt? Wie gefällt es Ihnen hier an der Saale?
Maximilian Jansen: Ich habe mich schnell in Halle eingelebt. Der Verein hat sich sehr um mich gekümmert, mir geholfen, eine Wohnung zu finden. Jetzt wohne ich ganz in der Nähe von einigen Mitspielern, sodass man auch außerhalb des Trainings viel Kontakt hat und einem das Einleben auf jeden Fall leicht gemacht wird.
Sie sind seit Saisonbeginn bereits Stammspieler. Hat es Sie überrascht, so schnell in die erste Mannschaft eingebunden worden zu sein?
Überraschend war es auf jeden Fall. Die vielen Verletzungen auf meiner Position haben sicherlich auch dazu geführt, dass ich mit dem Saisonbeginn in der Startelf stand. Doch es ist natürlich schön, das Vertrauen vom Trainer zu bekommen und sich als junger Spieler Woche für Woche in der 3. Liga beweisen zu können. Das will ich nun auch weiterhin.
Gerüchten zufolge sind Sie auf besonderen Wunsch von HFC- und VfL-Legende Dariusz Wosz nach Halle vermittelt worden. Ist da etwas dran?
Ja, das stimmt. Dariusz Wosz hat immer auf mich und meine Stärken vertraut, mein Potenzial gesehen. Als unsere U23 im letzten Winter zum Hallenturnier in Halle angetreten ist, war ich wegen einer Verletzung leider nicht dabei, aber als es im Sommer um einen Wechsel ging, hat er mir den HFC ans Herz gelegt. Es war schön, dass es dann mit dem Probetraining auch so gut geklappt hat.
Was macht Ihren neuen Trainer Sven Köhler aus?
Er ist ein sehr leidenschaftlicher Trainer. Er zeigt immer den unbedingten Willen zu gewinnen und lebt uns Spielern das auch genauso vor.
Der HFC ist ein Novum in dieser Saison, in der Auswärtstabelle steht ihr auf Platz 1, in der Heimtabelle seid ihr hingegen Letzter. Haben Sie in irgendeiner Form eine Vorstellung, woran es liegen könnte, dass ihr so unterschiedliche Ergebnisse erzielt? Einige Heimspiele waren ja, trotz der Sieglosigkeit, nicht schlecht!
Ja, das stimmt. Im Endeffekt geht es uns wie allen anderen auch, wir verstehen es einfach nicht. Alle Spieler, die bei uns auf dem Platz stehen, geben wirklich alles dafür, diese Serie zu beenden, und auswärts funktioniert das mit dem Punkten ja auch sehr gut. Dass wir uns zuhause so schwer tun, können wir uns nicht erklären, aber wir arbeiten mit jeder Niederlage noch härter daran, diese Serie endlich zu beenden.
Der Mannschaft wird immer wieder nachgesagt, dass sie manche Spiele im Kopf verliert. Nach Rückständen, besonders zuhause, wurde oft die Körpersprache anders, man ließ sich sprichwörtlich hängen.
Das kann ich so nicht bestätigen. Ich weiß, dass wir alle auf dem Feld unser Bestes geben. Klar, nach einem Gegentor reagiert man vielleicht mal zwei oder drei Minuten etwas geschockt, aber dann kämpfen wir danach auch wieder um den Ausgleich.
Gibt es Spieler in der Mannschaft, die intern oder auf dem Feld die Führung an sich reißen und Klartext reden? Oder fehlt es dem HFC an Führungsspielern?
Nein, wir haben durchaus einige Spieler, an denen man sich als junger Spieler auch orientieren kann. Mir persönlich hat Ivica Banovic am Anfang sehr geholfen. Wir waren im Trainingslager zusammen auf einem Zimmer. Doch auch Spieler wie Tim Kruse führen die Mannschaft, bei Marco Engelhardt hat man von Anfang an gemerkt, dass er ein Leitwolf ist, der die Mannschaft antreibt.
Mit Ivica Banovic sprechen Sie einen wichtigen Spieler an. Wie schwer wiegt sein Ausfall, gerade wenn Sie sagen, dass ihr von Anfang an gut harmoniert habt.
Bano würde uns, wenn er fit wäre, absolut verstärken. Er hat eine unwahrscheinliche Qualität.
Der HFC wurde vor der Saison von Medien und Trainern einheitlich zum Geheimfavoriten für den Aufstieg auserkoren. Haben Sie das mitbekommen? Würden Sie sagen, dass auch diese Erwartungshaltung euer Spiel negativ beeinflusst hat?
Natürlich bekommt man mit, was geschrieben wird. Aber wir als Mannschaft haben unsere ganz eigene Zielsetzung, völlig unabhängig davon, wo uns andere sehen. Wir wollen in jedem Spiel unser Bestes zeigen, wir wollen gewinnen und das in jedem Spiel aufs Neue.
2014 war das Weltmeisterjahr, Ihr erster großer Wechsel wurde vollzogen. Wo sehen Sie sich zur nächsten WM in vier Jahren? Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Ich verfolge da keinen vorgefertigten Plan. Ich hoffe natürlich darauf, gesund zu bleiben. Mein Vertrag läuft in Halle noch zwei Jahre. Und in dieser Zeit möchte ich so viel wie möglich spielen.
Dann wünschen wir Ihnen natürlich, dass Sie fit bleiben und dem HFC so oft wie möglich weiterhelfen können. Alles Gute für Sie und auf drei Punkte am Wochenende in Cottbus. Vielen Dank für das Interview.
FOTO: Marcus Bölke