Fortuna-Spielmacher Andersen: "Die 3.Liga? So stark wie nie!“
Kristoffer Andersen gehört bei Aufsteiger Fortuna Köln zu den erfahrenen im Team: 48 Zweit- und 59 Drittliga-Spiele stehen für den zentralen Mittelfeldspieler bisher zu Buche. Nachdem der Däne in den ersten fünf Partien dieser Spielzeit aufgrund einer Sperre sowie einer Verletzung nur einmal zum Einsatz kam, steigerte sich Andersen nach dem Comeback am 6. Spieltag kontinuierlich und hat somit großen Anteil am erfolgreichen September, in dem die Fortuna drei Siege in Folge feierte und so die Abstiegsränge verlassen konnte. Im Interview mit liga3-online.de spricht der 28-Jährige über die bisherige Saison, die Entwicklung der 3. Liga sowie die weiteren Ziele in dieser Spielzeit.
liga3-online.de: Herr Andersen, die jüngste Niederlage am letzten Sonntag gegen die U23 des VfB Stuttgart war aufgrund der mangelnden Chancenverwertung unnötig. Inwiefern beschäftigt Sie dieses Spiel noch?
In der Nacht nach einem Spiel schlafe ich immer schlecht. Gegen den VfB haben wir eigentlich fast alles richtig gemacht, nur eben das Tor nicht getroffen. Wenn du am Ende so ein Spiel verlierst, bleibt das natürlich erst einmal im Kopf hängen. Ab jetzt gilt es aber wieder den Fokus auf die nächste Partie am Samstag gegen Cottbus zu richten.
Mit einem Sieg gegen den VfB hätte die Fortuna den Abstand auf die Abstiegsplätze deutlich vergrößern können. Wirft diese Niederlage die Mannschaft jetzt zurück?
Nein, das glaube ich nicht. Natürlich wäre es wichtig gewesen gegen Stuttgart zu punkten. Das Tabellenbild sähe dann sogar noch besser aus, aber wir waren zuletzt sehr stabil und haben einen sehr guten September gespielt. Neun Punkte aus drei Partien haben uns sicherlich nicht Viele zugetraut. Wir müssen nur so weiterspielen wie zuletzt. Kompakt stehen, aggressiv sein und schnell nach vorne spielen. Das haben wir jetzt vier Mal in Folge gezeigt. Wichtig ist, dass wir jetzt nach einer Niederlage nicht wieder anfangen nachzudenken.
Die Fortuna holte bislang alle Punkte gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Was fehlt der Mannschaft derzeit noch um auch gegen eine Spitzenmannschaft zu punkten?
Gegen Chemnitz und Duisburg haben wir ja schon starke Leistungen gezeigt. Im Endeffekt müssen wir aber unsere Naivität abstellen. Gegen die Spitzenteams der Liga ist es umso wichtiger, dass wir Kompakt stehen. Viele Chancen werden wir nicht bekommen. Es gilt dann im entscheiden Moment konzentriert zu sein und die wenigen Möglichkeiten zu nutzen.
Zuletzt war die Fortuna das Überraschungsteam der Liga. Drei Siege in Folge, dabei blieb man jeweils ohne Gegentor. Der positive Aufschwung begründet sich auch mit Ihrem Leistungssprung. Warum hat es so lange gedauert, bis Sie richtig in Form gekommen sind?
Zum Saisonauftakt war ich gesperrt wegen meines Platzverweises im Relegationsspiel. Anschließend habe ich mich gegen Mainz verletzt und fiel erst einmal drei Wochen aus. Ich bin ein Spieler, der seinen Rhythmus über Spiele bekommt und weniger über Trainingseinheiten. Ich hatte fast vier Monate lang keinen Einsatz über 90 Minuten. Jetzt stimmen die Abläufe wieder.
Die Kombination mit Sascha Marquet als Partner neben Ihnen im Zentrum hat am Anfang der Saison nicht funktioniert. Mit Markus Pazurek an Ihrer Seite kam die Stabilität zurück.
Das Problem war, dass Sascha und ich uns zu ähnlich sind. Wir denken beide sehr offensiv. Wenn wir den Ball bekommen geht es für uns nur nach vorne. Bei Ballverlust fehlte dann häufig im Zentrum die Absicherung. „Patschu“ spielt deutlich defensiver, dadurch hatten wir zuletzt einfach mehr Kontrolle.
Gemeinsam mit Sascha Marquet sind Sie vor zwei Jahren mit Aachen aus der 3. Liga abgestiegen. Inwiefern kann diese Negativerfahrung für Sie in dieser Saison hilfreich sein?
Die damalige Situation in Aachen ist mit der heutigen bei der Fortuna überhaupt nicht zu vergleichen. Damals spielten wir mit vielen A-Jugendlichen und U23-Akteuren. Wir wussten nie was nach der Saison passiert, auch wenn wir den Klassenerhalt geschafft hätten. Irgendwann ging es nur noch darum, den Verein so gut es ging zu präsentieren. Am Ende hat einfach die Qualität gefehlt um auch sportlich die Klasse zu halten. Das ist hier bei der Fortuna anders. Die Qualität für den Klassenerhalt ist da. Das haben wir in den bisherigen Spielen auch gezeigt.
Nach dem VfR Aalen und Alemannia Aachen ist Fortuna Köln nun der dritte Verein mit dem Sie in der 3. Liga spielen. Inwiefern hat sich die Spielklasse in den letzten Jahren verändert?
Die Liga ist in den letzten Jahren explodiert. Es ist unfassbar welche Spieler sich mittlerweile in der 3. Liga tummeln. Es gibt fast nur noch große Vereine. Alle Mannschaften verfügen über eine sehr hohe Qualität. So stark wie in diesem Jahr, war die 3.Liga noch nie!
Die Fortuna ist ihre siebte Station in Deutschland. Was ist das Besondere an dieser Mannschaft und diesem Verein?
Der Zusammenhalt im Team ist einfach extrem groß. Ich bin ja auch erst seit einem Jahr dabei, aber die Integration funktionierte von Anfang an problemlos. Man spürt, dass hier in den letzten Jahren etwas herangewachsen ist. Natürlich auch bedingt durch die sportlichen Erfolge.
Das Team definiert sich insbesondere über den Wille, die Leidenschaft und die mannschaftliche Geschlossenheit. Reichen diese Tugenden aus, um den Klassenerhalt zu schaffen?
Nur mit Leidenschaft und Wille wird es schwer die Klasse zu halten. Dafür sind die Mannschaften in der 3. Liga einfach zu stark. Alle Teams arbeiten auf professionellem Niveau. Wir müssen in Zukunft unbedingt eine höhere individuelle Qualität vor dem Tor zeigen. Für uns wird es schwer werden genügend Punkte zu sammeln, wenn wir pro Spiel nur einen, oder manchmal auch gar keinen Treffer erzielen.
Danke für das Gespräch!
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