Zwischenfazit Regensburg: Rote Laterne statt Mittelfeld

13 Spieltage, und damit rund ein Drittel der Saison 2014/2015 sind bereits absolviert. Die nun anstehende Länderspielpause nutzt liga3-online.de, um ein erstes Zwischenfazit zu der bisherigen Saison der 20 Drittligisten zu ziehen. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf Jahn Regensburg, der mit gerade einmal 8 Punkten das Tabellenende ziert. Das Saisonziel "einstelliger Tabellenplatz" wurde bereits nach zwölf Partien zu "Klassenerhalt" korrigiert. Die Fans fordern die Entlassung des erfolglosen Trainers, der aber weiterhin das Vertrauen im Verein genießt.

Das lief bisher gut

Was lief in dieser Saison bisher gut für den Jahn? Hand aufs Herz, eigentlich nicht viel. Sogar der Auftaktsieg gegen den MSV Duisburg muss in die Kategorie "Glück" verschoben werden. Zwei Chancen sorgten früh für eine 2:0-Führung, das Spiel wurde am Ende nur deshalb nicht mehr her geschenkt, weil die Zebras mehrfach freistehend ihre Möglichkeiten nicht nutzten. Auch der zweite Saisonsieg beim VfB II war nicht überzeugend, hier hielten Keeper Loboué und das Aluminium die drei Punkte fest. Gute Leistungen gab es zumindest im Ansatz in Dresden und gegen Cottbus – was aber auch nichts hilft, wenn die entsprechenden Punkte ausbleiben. Dass nach so einer Negativserie mit einem einzigen Sieg gegen Großaspach wieder der Sprung über den ominösen Strich gelingen könnte, ist das einzige, was wirklich gut läuft für den Jahn.

Das lief bisher schlecht

Analog zu oben: Eigentlich alles! Wo fängt man an? Als einziger Drittligist konnte Regensburg noch kein Spiel zu null absolvieren, stellt die schwächste Abwehr und den schlechtesten Sturm. Zuletzt kassierte die Ostbayern sechs Ligapleiten in Serie (Vereinsrekord in der jüngeren Geschichte), schossen in den letzten fünf Partien nicht ein einziges Tor. Die genaue Minutenzahl beträgt 508 – das sind achteinhalb Stunden! Nur noch 35 Minuten fehlen bis zum diesem Vereinsrekord, den derzeit noch die Abstiegssaison 2005/06 innehat. Die Mannschaft ist nicht nur chancenlos gegen starke Gegner (Stuttgarter K., Wehen), sie liefert auch teilweise blutleere und fast unverschämt schwache Auftritte ab (Münster, Kiel). Dazu kommt das unentschuldbare Aus im Verbandspokal gegen Fünftligist  Weiden. Der Trainer scheint hilflos, hat in 115 Tagen Amtszeit noch keine Stammelf gefunden und überrascht wöchentlich mit scheinbar willkürlichen Aufstellungen. Auch bekommt es Schmidt offensichtlich nicht hin, die Spieler zu motivieren. Nach eigenen Angaben rufen diese nur maximal 70% ihres Leistungsvermögens ab. Zudem fällt mir Sebastian Nachreiner nach einer eigentlich harmlosen Bänderverletzung der Kapitän und Abwehrchef wahrscheinlich bis zur Winterpause aus. Romas Dressler, der beste Stürmer im Kader der Regensburger, konnte die Erwartungen als eine der "vier Stützen" ebenso nicht erfüllen – er ist die meiste Zeit verletzt.

Der stärkste Spieler

Der stärkste Spieler beim Jahn ist gleichzeitig die ärmste Sau: Dominik Bergdorf. Der 22-jährige kassierte bei seinem Debüt in Dortmund gleich mal fünf Gegentore und vertritt seit dem 8. Spieltag den verletzten Stephan Loboué. Bergdorf könnte als schlechtes Omen stehen, denn der Jahn verlor alle sieben Partien mit ihm im Tor – unter Loboué dagegen nur zwei von sechs. Doch am jungen Torhüter liegt die missliche Lage in Regensburg mit Sicherheit nicht, er bewahrte sein Team zuletzt immer vor noch höheren Niederlagen. Er zeigte paradoxerweise von Spiel zu Spiel bessere Leistungen und ist der Garant dafür, dass der Jahn an jedem Spieltag zumindest die Hoffnung auf einen Punktgewinn behält.

Der schwächste Spieler

Einen einzelnen Spieler hervorzuheben wäre bei dieser kollektiv schwachen Leistung nicht fair. Die ganze Mannschaft hat sich nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert, vor allem bei den Auftritten in Weiden, gegen Münster oder gegen Kiel. Kein Kampf, kein Aufbäumen, kein Wille – das grenzte an Arbeitsverweigerung.

Fazit

Rote Laterne statt Tabellenmittelfeld. Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim Jahn stark auseinander, was einige Gründe hat. Der Kader ist nicht gut genug. Die Abgänge der abwanderungswilligen Stammspieler (Kotzke, Müller, Amachaibou) konnten nicht adäquat ersetzt werden, mit Mario Neunaber wurde ein erfahrener Akteur nicht verlängert, der der Mannschaft jetzt gut tun würde. Dafür muss jetzt nachgerüstet werden. Die Verletzung von Nachreiner wiegt  zudem schwer. Der Trainer hat (noch?) keinen richtigen Zugriff auf die Mannschaft, die seine Vorgaben nicht umsetzen kann – oder will. Alles in allem: Es besteht Handlungsbedarf.

Prognose

Wenn nichts passiert, steigt Jahn Regensburg sang- und klanglos in die Regionalliga ab. Der Verein rüstet jetzt auf und wird in den nächsten Tagen wohl die Verpflichtung der erfahrenen Verteidiger Markus Palionis (59 Zweit- und 57 Drittligaspiele) und Jeff Gyasi (64 Drittligaspiele) bekannt geben, die beim nächsten Heimspiel im Kellerduell gegen Großaspach schon ihr Debüt feiern sollen. Auch ein Stürmer soll noch kommen. Die nächsten beiden Spiele gegen die SGS (17., ebenfalls seit sieben Spielen sieglos) und in Mainz (18., ein Sieg aus sieben Spielen) sind richtungweisend. Sollte sich aber mit der Kader-Verstärkung gegen diese schwachen Gegner nichts ändern, müssen auch andere Konsequenzen in Betracht gezogen werden. Denn dann zählen zwei der drei vom Verein aufgeführten Gründe der Krise nicht mehr. Aber auch die Mannschaft muss sich zusammenreißen und den Abstiegskampf annehmen. Tut sie das nicht, droht der Klassenerhalt ernsthaft in Gefahr zu geraten.

Foto: Regensburg1889.de