Wiesbaden gegen Mainz: Das Derby, das eigentlich gar keins ist

Wenn man an einem romantischen Spätsommerabend in Wiesbaden am Rhein spazieren geht, sieht man die Sonne über Mainz untergehen. Je später der Abend wird, desto mehr senkt sich die Sonne hinter der Silhouette der Rheinland-Pfälzischen Landeshauptstadt und die letzten Strahlen blitzen zwischen dem Mainzer Dom und dem Landtag hindurch. Denn die Hessische und die Rheinland-Pfälzische Landeshauptstadt trennt nur der Rhein, also gefühlte 200 Meter. In wenigen Minuten kann man zu Fuß zwischen den Bundesländern hin und her laufen. Und vielleicht liegt in der Nähe auch der Kern in der Rivalität beider Städte. Denn wenn man bei dem abendlichen Spaziergang weiter läuft und einen Satz fallen lässt wie: "Ach in Mainz ist es doch auch schön“, kann es passieren dass man den einen oder anderen skeptischen Blick von der Seite kassiert. Andersrum ist es genauso. Nicht immer ganz ernst gemeint, aber vorhanden ist der Stolz auf die eigene Stadt und Skepsis gegenüber der anderen.

"Nachbarschaftsduell"

Perfekte Voraussetzungen also für ein Fußballspiel mit Derby-Atmosphäre,  Kampf und Leidenschaft. Die Stadien sind Luftlinie nur knapp neun Kilometer von einander entfernt, es spielt der Erste gegen den Drittletzten, Aufstiegsaspirant gegen Liga-Neuling, Mitfavorit gegen Favoritenschreck. Nur eine Sache fehlt bei dem Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften am Samstag in Wiesbaden: Das Derby. Denn vor dem Spiel war davon nie die Rede. Wiesbadens Trainer Marc Kienle freut sich: "Nachbarschaftsduell, da wird immer ein bisschen besonders drauf geguckt “. Auch auf der Mainzer Homepage ist der Begriff das höchste der Gefühle. Es ist auch das erste Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften, aber wenn das noch häufiger passiert könnte sich vielleicht noch ein richtiges Derby entwickeln.

Die Situation in Wiesbaden

Beim SV Wehen Wiesbaden läuft es derzeit rund. Die Hessen können personell fast aus dem Vollen schöpfen. Daniel Wein fehlt gesperrt und der Einsatz von Luca Schnellbacher ist wegen einer Muskelverhärtung fraglich, dazu fehlen die Langzeitverletzten Jonathan Kotzke und Patrick Funk. Die Wiesbadener konnten die Länderspielpause dazu nutzen wieder fit zu werden und die angeschlagenen Spieler wiederherzustellen. In der Tabelle thront man auf Platz eins, den man sich über die letzten Wochen erarbeitet hat. Den Platz gilt es für den SVWW erst einmal zu verteidigen und das am besten mit drei  Punkten gegen die junge Mannschaft von der anderen Seite des Rheins. Wahrscheinlich wird Sebastian Mrowca den gesperrten Daniel Wein ersetzen.

Die Situation in Mainz

Mainz 05 II ist endlich in der Liga angekommen. Die Länderspielpause nutzte Trainer Martin Schmidt, um das Spiel nach vorne zu verbessern. Besonderen Respekt hat man vor der Wiesbadener Offensive, die momentan die zweitstärkste der Liga ist. Für die Mainzer U23 kommt das Spiel gegen Wiesbaden vielleicht genau richtig. In der Vergangenheit konnte die Mannschaft in der Liga Fuß fassen und hat gerade gegen vermeintlich größere Mannschaften sehr gute Leistungen abgerufen. Auch Wiesbadens Kienle beeindruckte zum Beispiel das 4:0 der Mainzer gegen Preußen Münster. Zudem könnten die beiden jungen Devante Parker und Patrick Pflücke in Wiesbaden mitspielen.

Schwere Prognose für das Spiel

Am Samstag werden in der Brita Arena zwei grundverschiedene Mannschaften gegeneinander spielen. Die Wiesbadener als Favorit und mit Möglichkeiten in dieser Saison ganz oben mitzuspielen und die Mainzer, die sich gerade in der Liga gefunden haben und die neben dem Klassenerhalt vor allem die Ausbildung der Spieler im Sinn haben. Die rivalisierenden Städte, die ungleichen Voraussetzungen und der Anstieg der Formkurve in beiden Teams sprechen für ein interessantes Spiel, das hoffentlich mit viel Leidenschaft und Respekt geführt wird und in dem der kleine Favoritenschreck Mainz genauso die Möglichkeiten hat, wieder für Aufsehen zu sorgen, wie der Favorit Wiesbaden die Möglichkeit hat, sich weiter an der Spitze zu halten.

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