Möhrle im Interview: "Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe"
Als der FC Energie Cottbus im Mai dieses Jahres den bitteren Abstieg in die 3. Liga hinnehmen musste, war schnell klar, dass nahezu alle Spieler den Verein verlassen würden. Nicht so jedoch Kapitän Uwe Möhrle, der seinen auslaufenden Kontrakt bereits Mitte Juni um zwei Jahre bis 2016 verlängerte und damit ein wichtiges Zeichen setze. Der 34-jährige Innenverteidiger solle mit seiner Erfahrung aus 123 Bundesliga- und 201 Zweitligaspielen beim Neuaufbau in der Drittklassigkeit helfen, hieß es damals. Mit 23 Punkten aus 14 Partien und nur drei Zählern Rückstand auf die Spitze kann dieser bisher als gelungen angesehen werden. Möhrle kam in allen 14 Drittliga-Spielen der bisherigen Saison zum Einsatz und ist maßgeblich daran beteiligt, dass die Elf von Trainer Stefan Krämer mit nur elf Gegentoren die zweitbeste Abwehr der Liga stellt. Im Interview mit liga3-online.de spricht der Innenverteidiger über den 2:0-Sieg gegen Duisburg, seine Erfahrung aus Bundesliga-Spielen und über das anstehende Spiel gegen die Stuttgarter Kickers
liga3-online.de: Herr Möhrle, letzten Samstag habt ihr gegen einen starken Gegner, den MSV Duisburg, gewonnen. Wie fällt Ihr Fazit zu dieser Partie aus?
Uwe Möhrle: Der MSV hat eine richtig gute Mannschaft beisammen. Es ist kein Zufall, dass dieses Team zwölf Spiele ungeschlagen blieb. Für uns war es wichtig, nach der Niederlage in Köln eine Reaktion zu zeigen. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht. Und auf dieser Leistung können wir aufbauen.
Energie steht mit zwölf Punkten auf Platz zwei der Auswärtstabelle. Im heimischen Stadion der Freundschaft holte man einen Zähler weniger, steht aber in der Heimtabelle nur im Mittelfeld. Worin besteht Ihrer Meinung nach der größte Unterschied, wenn ein Team Heimrecht bzw. eine Auswärtshürde zu meistern hat?
Es ist gar nicht so einfach zu erklären. Es ist schon sehr auffällig, dass viele Heimteams in der Dritten Liga Probleme haben. Oft versuchen sich die Gegner kompakt aufzustellen, um dann schnell auf Offensive umzuschalten. Es ist zum Trend geworden, dass es einige Mannschaften bis zur Perfektion durchführen. Damit wird es immer schwieriger, solche Teams zu bespielen und selbst gefährlich zum Abschluss zu kommen. Wir machen es auch mit unserer guten Auswärtsbilanz vor. Allerdings gilt es an der Heimbilanz zu feilen.
Mit Ihren 34 Jahren sind Sie der zweitälteste Spieler des Teams. Welche Rolle kommt Ihnen dabei zu?
Ich versuche meinen Erfahrungsschatz einzubringen, um den Jungs zu helfen. Und mit dem Alter bringt mich besonders auf dem Platz nichts mehr so schnell aus der Ruhe.
Wie sehr profitieren die jungen Spieler von Ihrer langjährigen Erfahrung in der 1. und 2. Bundesliga?
Das müsste man besser die Jungs fragen. Man versucht natürlich immer, den jungen Spielern Halt zu geben. Schließlich war man ja auch selbst mal in dem Alter. Da ist man froh gewesen, Tipps oder auch Unterstützung zu bekommen. Während des Spiels müssen die Jungs es alleine schaffen. Für ihr Alter machen sie das schon richtig gut. Und darauf kann Energie stolz sein.
Sie haben in Ihrer Karriere bei einigen Vereinen gespielt. Und dementsprechend unterschiedliche Trainer erlebt. Worin unterscheidet sich ihr aktueller Trainer Stefan Krämer von den anderen?
Es ist immer schwierig die Trainer miteinander zu vergleichen. Stefan Krämer ist ein positiv verrückter Trainer, der sehr detailversessen arbeitet. Er weiß genau, wie man Trainingseinheiten richtig steuert und welche Trainingsinhalte einzusetzen sind. Er bringt eine sehr gute Stimmung in das Team und ist ein positiv denkender Mensch.
Sie erlebten mit Hansa Rostock, VfL Wolfsburg, MSV Duisburg, FC Augsburg und Energie Cottbus viele Stationen im Profifußball. Wie hat sich der Fußball in Ihren Augen der letzten Jahre verändert?
Man geht ja selbst mit der Zeit und nimmt diese Veränderungen selbst an. Es ist schon so, dass das Spiel an sich körperbetonter geworden ist. Man braucht eine gute Physis, um Profifußball spielen zu können. Es gibt viele gute ausgebildete Spieler, die jedes Jahr neu dazu kommen. In den letzten Jahren hat sich das Medieninteresse insbesondere mit den ganzen sozialen Netzwerken sehr verändert.
Wie sehen Sie die Rolle der zweiten Mannschaften in der Liga? Bei vielen Fans ist der Stand aufgrund der mangelnden Attraktivität und des geringen Zuschaueraufkommens nicht sehr gut. Welche Argumente bringen Sie dagegen?
Für die Vereine ist es eine sinnvolle Art, die jungen Spieler weiterzuentwickeln. Die Talente spielen auf einem guten Niveau. Es ist sicherlich schwierig, wenn dann immer mal Profis dazukommen. Und die Vereine dann entsprechend öfter gewinnen und damit teils Wettbewerbsverzerrung betreiben.
Ihr Vertrag läuft bis Juni 2016. Könnten Sie sich vorstellen, eine Aufgabe beim FC Energie Cottbus zu übernehmen. Gibt es schon konkrete Ideen, wie dieser Posten aussehen könnte?
Grundsätzlich sind bis dahin noch eineinhalb Jahre Zeit. Aber es ist schon so, dass ich dem Fußball auch nach der aktiven Zeit erhalten bleiben möchte. Wenn ich dann beginne, meinen Trainerschein zu machen, wird es sicher mit einem Posten nach der aktiven Profilaufbahn konkreter.
Am Samstag reist ihr zur stärksten Heimmannschaft der Liga, den Stuttgarter Kickers. Was erwarten Sie für ein Spiel und wie kann man die noch daheim ungeschlagenen Kickers bezwingen?
Das wird ein interessantes Spiel, da eine heimstarke Mannschaft auf eine starke Auswärtsmannschaft trifft. Da kann man sich auf ein heißes Spiel freuen. Die Kickers haben im letzten Spiel eine richtige Klatsche bekommen, so wie wir vor der Partie gegen Duisburg auch (0:3 bei Fortuna Köln, Anm. d. Red.). Da stehen die Zeichen mit Sicherheit auf Wiedergutmachung. Und wir müssen einfach wieder an unsere starken Auswärtsauftritte sowie an das letzte Heimspiel anknüpfen. In der Dritten Liga müssen alle an ihr Leistungslimit rankommen, sonst hat man keine Chance im Spiel zu bestehen oder zu gewinnen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für den weiteren Saisonverlauf.
FOTOS: Flohre Fotografie // Tusche