Arminia überzeugt mit Kampf, Leidenschaft und Zusammenhalt

Die Stimmung auf der Bielefelder Alm war wohl schon lange nicht mehr so ausgelassen, wie am Dienstagabend. Vielleicht seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga vor knapp anderthalb Jahren nicht mehr. Aber was die Fans der Ostwestfalen von ihrer Mannschaft in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Hertha BSC zu sehen bekamen, kann dem leidgeplagten Fan der Arminia schon das Herz aufgehen lassen. In einer typischen Pokalpartie gegen einen Bundesligisten zeigte der Tabellenführer der 3. Liga all das, was man als Außenseiter zeigen muss, um in so einem Spiel zu bestehen. Kampfeswille, Leidenschaft, Mut und Zusammenhalt.

120 Minuten fehlerfrei

Oftmals wurde der Mannschaft in den letzten Wochen vorgeworfen, dass sie immer wieder gröbere Fehler in ihrem Spiel hätte und das damit Gegner zu Toren eingeladen würden. Besonders in den Partien gegen Rostock, Cottbus und Münster schenkten die Arminen in der Liga dem Gegner immer wieder durch schlechtes Stellungsspiel und katastrophale Fehlpässe beste Möglichkeiten. Nicht so gegen die Berliner Hertha. Über die gesamte Spieldauer und die Verlängerung hinaus zeigte das Team die beste Saisonleistung und blieb beinahe völlig ohne Fehler. Besonders auffällig war der viel kritisierte Rückkehrer Julian Börner, der in einer perfekten Leistung den ehemaligen Champions-League-Sieger Salomon Kalou gänzlich aus dem Spiel nahm und beinahe jeden Angriff der Berliner zusammen mit der Viererkette stoppte. Torhüter Alexander Schwolow sprach nach der Partie davon, dass man der Mannschaft ein großes Kompliment machen müsse, was sie für eine fehlerfreie Leistung gezeigt hätten. Die dazu verbunden offensive Konterstrategie sorgte zusätzlich dafür, dass man in der 1. Halbzeit zwingend hätte in Führung gehen müssen, wäre da nicht der Torhüter der Berliner Thomas Kraft auf dem Posten gewesen.

SchücoArena wird zum Hexenkessel

Gepusht von rund 23.000 Zuschauern, davon etwa 1.700 aus Berlin, liefen die Arminen von Beginn an jedem Ball nach und versuchten ihn in ihre Reihen zu bringen, ohne dabei auch nur einmal die Ordnung zu verlieren. Nachdem sich schon mit den Riesenchancen durch Schütz und Börner andeutete, dass in Ostwestfalen an diesem Abend eine Überraschung möglich schien wurde die Alm immer mehr zu einem wahren Tollhaus. Ohne Unterbrechung peitschte die Südtribüne der Arminia ihre Mannschaft nach vorne und bein Wechselgesang zwischen ihr und dem Rest des Stadions dürfte dem ein oder anderen Spieler auf dem Rasen sicherlich eine Gänsehaut wiederfahren sein. In jedem Fall beflügelte es die Spieler bis an ihre Grenzen zu gehen. Marc Lorenz und Alexander Schwolow zeigten sich nach der Partie sichtlich beeindruckt von den Anhängern und sprachen von "geilen Fans" und einer "überragenden Atmosphäre". Auch wenn ihnen mit zunehmender Spieldauer immer mehr die Kräfte schwanden, so waren sie sich dennoch für keinen Zweikampf zu schade. Insbesondere Dennis Mast fiel hierbei auf, der selbst in der 116. Minute noch einmal zu einem 50-Meter-Vollsprint anzog und nur knapp den in der Mitte wartenden Fabian Klos verpasste.

Ironie vom Punkt

Nachdem die Bielefelder die letzten beiden Verlängerungen in der eigenen Arena verloren hatte (2:4 gegen Darmstadt und 2:3 gegen Leverkusen), ging es diesmal dann ins Elfmeterschießen. Da wurde dem informierten Fan der Blauen dann schnell unwohl, wenn man sich die etwas dürftige Elfmeterbilanz der Bielefelder in den letzten Jahren anschaut. In den letzten drei Jahren in Folge lag die Trefferquote bei Elfmetern nie höher als 50 Prozent. Dass dann gleich vier der fünf Schützen ihre Elfmeter verwandelten, passte einfach zu der grandiosen Leistung der Mannschaft. Sollte die Arminia in der Lage sein diese Euphorie, Leistungsbereitschaft und Energie in Liga und Pokal zu erhalten, muss selbst das Achtelfinale im Pokal noch nicht das Ende gewesen sein.

FOTO: Tusche

   

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