Transfer-Check VfL Osnabrück: Keine Individualisten
In Osnabrück ist es ein altes Lied: Nach fast jeder Saison muss der VfL eine nahezu komplett neue Mannschaft aufbauen – zu viele Spieler haben höhere Ambitionen als dauerhaft in der 3. Liga zu kicken, außerdem unterschreiben viele Profis nur Verträge mit einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren. Und nicht zuletzt ist auch die sich in jedem Jahr neu zuspitzende finanzielle Lage bei den Lila-Weißen dafür verantwortlich, dass keine Konstanz im Kader herrscht. Die Länderspielpause nutzt liga3-online.de, um die Neuzugänge der vergangenen Transferperiode einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer überzeugte, wer enttäuschte und wo besteht noch Handlungsbedarf?
Königstransfer: Addy-Waku Menga
Im vergangenen Sommer konnte sich der VfL Osnabrück aufgrund der finanziellen Lage fast ausschließlich nur auf dem Regionalliga-Markt umschauen. Die Anforderungen an neue Spieler: Maximale Identifikation mit dem Verein, der Wille sich zu verbessern und natürlich: Ablösefreiheit. Keinen einzigen Cent gab der VfL im Sommer für einen Neuzugang aus. Einer der Neuzugänge brachte alles mit, inklusive Erfahrung: Addy-Waku Menga. Er selbst hatte mit dem Profigeschäft schon abgeschlossen, bis er vor der Saison doch nochmal beim VfL unterschrieb und den Regionalligisten VfB Oldenburg verließ. Bereits zwischen 2002 und 2007 ging der inzwischen 31 Jahre alte Stürmer bei den Lila-Weißen auf Torejagd, machte sowohl Höhen, als auch Tiefen mit. Nun erlebt der Kongolese seinen „zweiten Frühling“ – mit neun Toren in 17 Spielen führt er nicht nur die vereinsinterne Torschützenliste an, sondern zählt auch zu den drei erfolgreichsten Stürmern der 3. Liga in dieser Spielzeit. Damit ist Menga fraglos ein wichtiger Baustein in der Mannschaft von Trainer Maik Walpurgis und für den Verein bisher der wertvollste unter den ablösefreien Neuzugängen im Sommer.
Guter Griff: Groß, Willers, Salem
Neben Menga konnten aber auch weitere Neuzugänge auf sich aufmerksam machen und sich einen wichtigen Platz in der Mannschaft des VfL Osnabrück erkämpfen. Christian Groß, vor der Saison von den Sportfreunden Lotte verpflichtet, zählt im Mittelfeld der Osnabrücker als ein wichtiger Stabilisator. In dieser Saison verpasste der zentrale Defensivspieler bisher nur ein Spiel, alle anderen Partien bestritt Groß über die vollen 90 Minuten. Damit ist der 25-Jährige eine der Achsen im Spiel des VfL. Ebenfalls als eine Achse hat sich Tobias Willers etabliert. In den letzten fünf Spielen konnte sich der vor der Saison von Rasenballsport Leipzig gekommene Innenverteidiger seinen festen Platz in der Defensive erkämpfen. Seither stabilisiert er die Abwehr zusammen mit seinem Verteidiger-Partner David Pisot. In der Offensive konnte sich vor allen Dingen Milad Salem als einer hervortun, der technisch gut mit dem Ball umgehen kann. Zwar war der auf der rechten Mittelfeldseite beheimatete Offensivspieler in Sachen Tore bisher nur mäßig erfolgreich – in 14 Spielen erzielte er zwei Treffer – dennoch sind seine technischen Fähigkeiten gut für das Team, wenn er sie einbringen kann und darf. Denn zuletzt verlor er seinen Stammplatz in der ersten Elf des VfL. Dennoch sind alle drei Spieler gute und weiterhin vielversprechende Neuzugänge.
Mitläufer: Alvarez und Odenthal
Unter insgesamt 14 Neuzugängen kann sich naturgemäß nicht jeder neue Spieler durchsetzen. Im Team des VfL Osnabrück zählen zu den Spielern mit dem Prädikat „Mitläufer“ am ehesten Marcos Alvarez und Maik Odenthal. Beide Spieler sind im offensiven Mittelfeld beheimatet, konnten sich bisher jedoch noch keine feste Position in der Mannschaft erkämpfen. Alvarez, vor der Saison von den Stuttgarter Kickers gekommen, kam bisher zu zwölf Einsätzen, in drei Spielen stand er in der Startelf. Durchsetzen konnte sich der 23-Jährige bisher jedoch weder auf der Stürmer-, noch auf der offensiven Mittelfeldposition. Maik Odenthal steht zwar oft im Kader, kam bisher aber nur für eine Minute am 6. Spieltag für die Osnabrücker zum Einsatz. Im Kader steht Odenthal oft nur, damit die Lila-Weißen der U23-Regelung gerecht werden. Diese sieht vor, dass mindestens drei Spieler im Kader stehen müssen, die für eine Auswahlmannschaft Deutschlands auflaufen dürfen.
Flop: Sembolo und Freiberger
Auch sogenannte Fehleinkäufe lassen sich in der Transferliste des VfL Osnabrück ausmachen. So stechen vor allen Dingen die beiden Stürmer Francky Sembolo und Kevin Freiberger heraus, die ihrem eigentlichen Job – das Toreschießen – bisher noch nicht wirklich nachgekommen sind. Sembolo hatte lange Zeit mit einem „physischen Rückstand“ zu kämpfen, stand in den letzten fünf Spielen aber im Kader und durfte bereits zwei Minuten auf dem Feld stehen. Einen Arbeitsnachweis wird Sembolo im Laufe der Saison noch nachreichen müssen. Ähnlich verhält es sich bei Kevin Freiberger. Zu Beginn der Saison noch fester Bestandteil des Teams, warfen ihn einige kleinere Verletzungen immer wieder aus der Bahn. Seit dem 4. Spieltag wartet der von den Sportfreunden Lotte gekommene Offensivspieler auf einen Einsatz. In elf von insgesamt 17 Spielen in dieser Saison stand Freiberger nicht mal im Kader der Lila-Weißen.
Fazit
Der VfL Osnabrück steht jedes Jahr vor einer ähnlichen Aufgabe, der Kader wird in fast jedem Sommer komplett verändert. Dafür schaffen es die Lila-Weißen dennoch immer, eine gute Mischung zu schaffen. In diesem Jahr kommt der VfL aufgrund der finanziellen Lage aber eher über den Teamgeist, als über Individualisten. Eine richtige Säule ist im Kader des VfL in dieser Saison nicht auszumachen, was aber nicht schlimm zu sein scheint, schaut man auf die Tabelle: Mit 28 Punkten ist der VfL Osnabrück auf Platz 6 mittendrin im Aufstiegskampf. Passt das Mannschaftsgefüge – und das hat Trainer Walpurgis in dieser Saison gut zusammengebaut – kann sportlicher Erfolg auch ohne die großen Einzelkönner erreicht werden.
Ausblick auf den Winter-Transfermarkt
Handlungsbedarf besteht beim VfL Osnabrück wohl nur auf den offensiven Außenpositionen und generell bei der Erfüllung der U23-Regel – es gibt zu wenig Spieler im Kader der Lila-Weißen, die diese Regel erfüllen und gleichzeitig auch eine Verstärkung für das Team darstellen. Doch verbessern kann der VfL diese Situation im Winter nicht. Es ist schlichtweg kein Geld da, um die Mannschaft in der kommenden Transferperiode zu verstärken. Daher wird Trainer Walpurgis weiterhin mit dem jetzigen Personal arbeiten – Neuzugänge sollen nicht kommen.