Fortuna Köln: In neuer Rolle gegen Regensburg
Das Duell am kommenden Samstag zwischen dem Aufsteiger Fortuna Köln und dem Tabellenschlusslicht SSV Jahn Regensburg darf man getrost als ein Big-Point-Spiel betiteln. Schließlich treffen zwei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt aufeinander. Nach dem Sieg in der vergangenen Woche in Wiesbaden hat Kölns Cheftrainer Uwe Koschinat alle Hände voll zu tun die Erwartungshaltung zu senken. Von der eher ungewohnten Favoritenrolle können sich die Südstädter trotzdem nicht freimachen.
Wehen-Coup bringt Selbstvertrauen
Den unerwarteten 1:0-Coup beim Spitzenreiter SV Wehen Wiesbaden am vergangenen Wochenende wusste Fortuna Trainer Uwe Koschinat bereits auf der Pressekonferenz nach dem Spiel realistisch einzuordnen. „Wir müssen nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wir haben hier drei sehr glückliche Punkte geholt“, sagte der 43-Jährige vor der versammelten Presserunde. Zwar hatte Koschinat noch im Vorfeld der Partie ein „Highlight“ angekündigt. Nach dem Spielverlauf hätte es das aber für seine Mannschaft eigentlich nicht geben dürfen. Dennoch besiegelte ein später Treffer von dem in den letzten Wochen eher glücklosen Thomas Kraus den Auswärtssieg für die Fortuna. Der Stürmer ließ sich allerdings nicht als Held des Tages feiern, sondern verwies mannschaftsdienlich auf seinen Torhüter Andre Poggenborg: „Manchmal braucht man halt einen überragenden Torwart. Pogge hat uns fünf, sechs Mal im Spiel gehalten“, lobte Kraus seinen Kumpel. Fortunas Nummer Eins brachte in den 90 Minuten zuvor die Wiesbadener Offensive mit seinen zahlreichen Paraden zur Verzweiflung.
Neue, problematische Rolle
Die sicherlich nicht-einkalkulierten Punkte gegen das Spitzenteams aus Wiesbaden sind für die Kölner aus tabellarischer Sicht wertvoll und unterstützen zudem das sowieso schon gewachsene Selbstvertrauen der Mannschaft. Die folgenden vier Spiele gegen vier direkte Konkurrenten werden dadurch allerdings nicht einfacher. Das weiß auch Uwe Koschinat: „Aufgrund der tabellarischen Situation werden wir von Außen zum ersten Mal in eine leichte Favoritenrolle gedrängt. Die Problematik daran ist die veränderte Erwartungshaltung des Umfeldes.“ Zudem ergänzt der 43-Jährige, dass es „bis jetzt nur ganz selten kritische Stimmen gab. Das kann sich möglicherweise gegen Regenburg ändern, wenn es nicht so läuft wie erhofft. Dagegen gilt es zu arbeiten, mit einem klaren Kopf.“
Der Jahn braucht den Dreier
Koschinat bremst die aufkommende Euphorie und mahnt den berüchtigten zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Zwar kennt auch der Fußball-Lehrer die negative Bilanz des kommenden Gegners (Regensburg gewann nur eins der letzten zwölf Spiele). Allerdings weiß der Fußball-Lehrer auch, dass diese Serie nicht für den seit zehn Tagen im Amt stehenden neuen Trainer Christian Brand gilt. Für den ehemaligen Bundesliga-Spieler ist es nach der misslungenen Premiere gegen Arminia Bielefeld (0:1) das erste Auswärtsspiel mit seiner neuen Mannschaft. Dennoch liegt der größere Druck auf Seiten der Gäste. Die Verantwortlichen in Regensburg wissen, dass am Samstag im Kölner Südstadion nur ein Sieg zählt, wenn man in der Rückrunde noch realistische Chancen auf den Klassenerhalt haben möchte.
Leistungsträger fallen aus
Für die Fortuna erschwert die Aufgabe gegen die Ostbayern, neben der neuen Favoritenrolle, auch die Ausfälle von gleich mehreren Leistungsträgern. Kristoffer Andersen verletzte sich im Spiel gegen Wiesbaden nach rund 20 Minuten am Knie und musste frühzeitig ausgewechselt werden. Eine genauere Untersuchung zu Beginn der Woche bestätigte die zunächst befürchtete Verletzung am Innenmeniskus nicht. Fest steht allerdings, dass für den 28-Jährigen die Hinrunde gelaufen ist. Michael Kessel (grippaler Infekt) wird gegen Regenburg ebenfalls fehlen. Auch der Einsatz von Stürmer Ercan Aydogmus (Adduktoren-Probleme) steht auf der Kippe. Daniel Flottmann befindet sich nach seinem Kreuzbandriss zwar seit dieser Woche wieder vollumfänglich im Mannschaftstraining, ein Einsatz am Wochenende käme allerdings zu früh.
Wer ersetzt Andersen?
Warum ausgerechnet Andersen, mag man bei den Kölner sagen. Der Däne ist gleichzeitig Gehirn, Lunge sowie Herz das der Mannschaft und fehlt dem Aufsteiger nun in den restlichen vier Spielen vor der Winterpause. Was macht man, wenn die zentrale Figur des eigenen Spiels fehlt? Cheftrainer Uwe Koschinat bleiben verschiedene Möglichkeiten. Zum einen könnte Sascha Marquet den verletzten Andersen eins zu eins ersetzen (Koschinat: „Kein unrealistisches Szenario“). Der Neuzugang aus Aachen, der in seinen ersten fünf Monaten bei der Fortuna noch nicht vollends überzeugen konnte, würde so eine erneute Chance auf seiner favorisierten Position im zentralen Mittelfeld bekommen. Die Fortuna könnte zudem weiterhin in ihrem einstudierten 4-4-2-System agieren. Eine andere Alternative würde eine Systemveränderung nach sich ziehen, für die Koschinat zwar ebenfalls das Spielermaterial besitzt. Allerdings liegt der Fokus beim Cheftrainer eher auf der erfolgreichen Grundordnung: „Ich möchte das Spiel gewohnt aktiv in unserem 4-4-2 angehen.“
Festung Südstadion
Die Zahlen sprechen eindeutig für die Kölner. Zu Hause ist die Fortuna seit fast drei Monaten ungeschlagen. Aus den letzten fünf Partien im Südstadion sammelte der Aufsteiger elf von möglichen 15 Punkten. Bemerkenswert ist insbesondere die Tatsache, dass man dabei lediglich einen(!) Gegentreffer kassierte. Ein Dreier gegen die schlechteste Auswärtsmannschaft – Regensburg verlor acht seiner neun Partien in der Fremde – scheint vorprogrammiert. Sollte es am Samstag auch so kommen, wären es gleichzeitig die berüchtigten „Big Points“ für den Aufsteiger.
So könnte die Fortuna spielen:
Poggenborg – Kwame, Hörnig, Uaferro, Fink – Pazurek, Marquet – Dahmani, Oliveira Souza – Rahn, Kraus