Jahn Regensburg: Zu harmlos für die 3. Liga?
Neuer Trainer, altes Leid. Auch unter Christian Brand kann sich der SSV Jahn Regensburg nicht vom Tabellenende lösen. Sowohl gegen Arminia Bielefeld als auch bei Fortuna Köln verloren die Oberpfälzer mit 0:1 – dabei waren sie nicht unbedingt chancenlos. Dass es im Augenblick nicht für Punkte reicht, dürfte vor allem der Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor geschuldet sein. Nur 17 Tore in der Hinrunde (schwächste Offensive der Liga) sprechen da eine deutliche Sprache: Die wenigen Chancen, die der Jahn bekommt, werden kläglich vergeben.
Stabile Defensive genügt nicht
In der Defensive agiert Regensburg nicht einmal schlecht. Dass der Gegner gänzlich ohne Chance bleibt, ist selten zu erreichen. Es ist auch durchaus zu verkraften, wenn es hinten mal klingelt. Auch wenn beim 0:1 durch Marquet (27.) die SSV-Abwehr unorganisiert war – weder Arminia Bielefeld, noch Fortuna Köln konnten sich gegen eine sonst stabile Verteidigung viele Möglichkeiten erspielen. Aber sobald der Jahn im Vorwärtsgang ist, fehlen die Ideen. Vielleicht auch die Mittel. Den drei offensiven Akteuren in Brands 4-3-3-System gelingt es viel zu selten gefährlich im gegnerischen Strafraum aufzutauchen. Und wenn mal eine Chance heraus gespielt werden kann, wird diese vergeben.
Benedikt Schmid als tragische Figur
Vor allem Stürmer Benedikt Schmid entwickelte sich zuletzt zur tragischen Figur. Im Heimspiel gegen Bielefeld hatte er wenige Minute vor dem Ende den Ausgleich auf dem Fuß: Er hatte Schwolow im DSC-Kasten schon umkurvt und hätte nur noch ins leere Tor einschieben müssen, doch er brachte den Ball nicht mehr unter Kontrolle und vergab die beste Gelegenheit des Spiels (86.). Am Samstag nun in Köln eine ähnlich kuriose wie tragische Situation: Gino Windmüller köpfte nach einer Ecke aufs Fortuna-Tor, Keeper Poggenborg war schon geschlagen. Schmid, praktisch auf der Torlinie stehend, wollte dem Ball noch einen Richtungswechsel verpassen – und köpfte ihn am Pfosten vorbei ins Aus (36). Freilich, der 24-jährige, stets ackernde Stürmer ist nicht Schuld an den beiden Niederlagen. Auch Aosman (35.), Windmüller (73.) oder Steininger (74.) hätten aus ihren Möglichkeiten viel mehr raus holen müssen. Aber er steht sinnbildlich für das ostbayerische Offensivproblem.
Ist der Jahn zu harmlos für die 3. Liga?
Man muss sich die Frage stellen: Ist der Jahn zu harmlos für die 3. Liga? Bielefeld gewann im Jahnstadion quasi mit angezogener Handbremse und Fortuna Köln holte die drei Punkte ebenfalls ohne zu glänzen. Zwei Remis wären aus Jahn-Sicht aber durchaus im Bereich des Möglichen gewesen – wenn von den Großchancen nur jeweils eine besser genutzt worden wäre. Sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer nach der Hinrunde ist zwar ein Pfund, aber kein Ding der Unmöglichkeit. Wenn es vorne künftig allerdings nicht öfter einschlägt, wird dieser Rückstand nicht mehr aufzuholen sein. Entweder gewinnen die Stürmer um Benedikt Schmid ihr Selbstvertrauen zurück – am ersten Spieltag gegen Duisburg (3:1) traf er bereits aus nicht einfacher Position – oder die Verantwortlichen müssen im Januar noch einmal personell aufrüsten. Bis dahin müssen aber noch drei Partien absolviert werden, neun Punkte gibt es bis zur Winterpause zu holen. Mit Pech ist es für einen offensiven Neuzugang aber dann schon zu spät.