Fünf Gründe für die Erfolgsserie von Fortuna Köln
Aufsteiger Fortuna Köln erlebt in dieser Spielzeit eine kontrastreiche Saison. Nach einem ernüchternden Start und einer Niederlagen-Serie drohten die Kölner bereits im September den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze zu verlieren. Nur drei Monate später hat sich die Fortuna ein gesundes Polster von zehn Punkten Vorsprung auf die gefährdete Zone geschaffen. Zuletzt gab es drei Siege in Folge, zudem ist die Mannschaft von Uwe Koschinat seit über sechs Stunden ohne Gegentor. liga3-online.de hat die Lage in der Südstadt analysiert und kennt die entscheidenden Faktoren für den aktuellen Erfolg.
Ruhe und Kontinuität
Die Basis liegt in der Philosophie der Vereinsführung. Hierbei spielen die Begriffe Ruhe und Kontinuität die wichtigste Rolle. Auf die Probe gestellt wurde diese Philosophie erstmals am 8. Spieltag. Die Kölner kassierten damals bei den Stuttgarter Kickers ihre fünfte Niederlage in Folge und rutschten auf den vorletzten Tabellenplatz. Eine Situation, welche der Verein zuvor in dreieinhalb Jahren unter Cheftrainer Uwe Koschinat nicht kennengelernt hatte. Allerdings genoss der Fußball-Lehrer auch in der größten Krise seiner Amtszeit das volle Vertrauen der Verantwortlichen. Jegliche Hektik rund um die Mannschaft wurde eingedämmt, der Trainer wurde zu keiner Zeit in Frage gestellt. Aktuell profitiert der Verein von der damaligen Gelassenheit. Koschinat zahlt das Vertrauen in seine Person mit der jüngsten Erfolgsserie zurück.
Systemumstellung
Der sportliche Schlüssel für diesen Erfolg liegt in einer Systemumstellung. Der Cheftrainer korrigierte seine einstigen Überlegungen. Mit Andersen und Marquet sollten zwei offensiv ausgerichtete Spieler den zentralen Punkt im System bilden. Das Experiment mit den beiden ähnlichen Spielertypen schlug fehl und so kehrte der 43-Jährige zu einer klaren Rollenverteilung zurück. Der Defensiv-Spezialist Markus Pazurek rückte in die Startelf und stopft seitdem die Löcher vor der Abwehr. Zudem wurde Johannes Rahn von der Außenbahn nach vorne in die Spitze neben Thomas Kraus gezogen und bildet im 4-4-2-System zumeist die erste Anspielstation bei hohen Bällen.
Stabile Defensive + Poggenborg
Ein Blick auf die Zahlen verrät einen weiteren Erfolgsfaktor bei der Fortuna. Mit lediglich 18 Gegentoren stellen die Kölner die drittbeste Defensivreihe der Liga – Nur Chemnitz und Kiel sind besser. Für einen Aufsteiger eine beeindruckende Bilanz, die im Vorfeld wohl nur die wenigsten für Möglich gehalten haben. Zumal im Sommer bereits klar war, dass mit Daniel Flottmann der Abwehrchef für die gesamte Hinrunde ausfallen würde. "Für uns ist es eine Auszeichnung, dass wir so wenig Gegentore bekommen“, sagt Stürmer Thomas Kraus. Der treibende Faktor für diese positiven Zahlen steht im Tor. Andre Poggenborg spielt die beste Saison seiner Profilaufbahn. Zehn Mal blieb der 31-Jähirge bislang ohne Gegentreffer. Kein Spieler bei der Fortuna weißt in dieser Saison konstanterer Leistungen auf als der gebürtige Münsteraner.
Kaderbreite
Vor allem die Breite des Fortuna-Kaders hat sich in diesem ersten halben Jahr in der 3. Liga ausgezahlt. Auch in dieser Saison blieb den Kölnern das Verletzungspech treu. Neben Flottmann (Kreuzbandriss) und Yilmaz (Beckenbruch) musste der Aufsteiger auch für eine lange Zeit auf Zinke (Bandscheibenvorfall), Kialka (Knie), und Bender (Mittelhandbruch) verzichten. Für eine weitere Hiobsbotschaft sorgte zuletzt Kristoffer Andersen, der mit einem Knorpelschaden im Knie ebenfalls für längere Zeit ausfällt. Trotzdem schafft es die Mannschaft immer wieder die fehlenden Leistungsträger ohne Qualitätsverlust zu ersetzen. Sascha Marquet schlüpfte zuletzt in die Rolle von Andersen und sicherte mit seinem Tor gegen Regensburg die drei Punkte. Zinke ersetzte gegen Großaspach den gelgesperrten Pazurek, leitete zwei Treffer ein und avancierte dank seiner Zweikampfstärke zum Matchwinner.
Leidenschaft und Hingabe
„Mittlerweile weiß jeder, dass er sich schon ein Bein abhacken muss, wenn er gegen uns ein Tor schießen oder gar gewinnen will“, äußerte sich Thomas Kraus nach dem jüngsten Sieg gegen Großaspach. Ein Statement, welches die größte Stärke der Kölner umschreibt. Die Philosophie des Fortuna-Spiels basiert nämlich auf Leidenschaft und Hingabe. Auch ein halbes Jahr nach dem emotionalen Relegationssieg gegen die U23 des FC Bayern München hat sich in der Mannschaft kein Gefühl von Selbstverständlichkeit eingeschlichen. Die Bedeutung des Aufstiegs und das Privileg „Drittligafußball“ hat die Fortuna mehr denn je verinnerlicht. Von Koschinat war es ein gezielter Vorgang fast ohne personelle Veränderung in die Saison zu starten, weil er wusste wie große die Kraft ist, die sich im letzten Jahr, aber vor allem bei dem „Wunder von Giesing“ innerhalb der Mannschaft entwickelt hat. Jetzt darf sich der Cheftrainer in seiner Arbeit bestätigt fühlen wenn er betont, dass Spiele gegen seine Mannschaft „eklig sind.“