Insolvenz des VFC Plauen: Tauziehen um den Tabellenstand

Die Tabelle der Regionalliga Nordost hat in den letzten Wochen mehr Veränderungen am grünen Tisch als auf dem grünen Rasen erfahren: Seit am 1. Januar gegen den VFC Plauen ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, wird nahezu im Wochentakt neu entschieden, wie mit den bisherigen und kommenden Plauener Punktspielen in der Tabelle umgegangen werden muss. liga3-online.de zeichnet nun eine Chronologie der Ereignisse nach, die auch auf den Aufstiegskampf erhebliche Auswirkungen hat.

1. Dezember 2014

Der Vorstand des VFC Plauen e.V. meldet wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Chemnitz Insolvenz an. Dem Verein fehlt insgesamt ziemlich genau eine Million Euro. Mithilfe von Spenden, Sponsorenleistungen und einer Mitgliederumlage wird die Entschuldung des Vereins angestrebt.

2. Dezember 2014

Das Amtsgericht Chemnitz ernennt den Rechtsanwalt Klaus Siemon als Insolvenzverwalter. „Ich sehe gute Aussichten, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und eine nachhaltige Sanierung des Vereins im Insolvenzverfahren anzustreben“, so der Düsseldorfer Anwalt. „Wir werden eine sogenannte Insolvenzgeldvorfinanzierung beantragen, damit die offenen Löhne und Gehälter bezahlt werden können.“

4. Dezember 2014

Laut Insolvenzverwalter Siemon verstößt ein Zwangsabstieg bei Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen die Insolvenzordnung. Der Zwangsabstieg wäre ein gravierendes Sanierungshindernis, denn: „Welcher Sponsor gibt schon Geld, wenn nur Freundschaftsspiele stattfinden und welcher Spieler hängt sich 120 % rein, wenn das Ergebnis ohnehin nicht zählt.“ Siemon kündigt an, gerichtlich gegen diese Regelung der Fußballverbände vorgehen zu wollen.

6. Dezember 2014

Die Fans des Chemnitzer FC unterstützen den VFC und sammeln bei ihrem Heimspiel gegen Halle Spenden in Höhe von 652 Euro.

16. Dezember 2014

Anhänger des VFC gründen einen Förderverein und bitten um Spendengelder.

19. Dezember 2014

Der Aufsichtsrat des VFC Plauen beruft sein Mitglied Heiko Unger ab. Unger hatte ohne Absprache mit dem Vorstand ein zweites Mal die Insolvenz des Vereines beantragt und fälschlicherweise behauptet, der VFC wolle zur Kostenersparnis die kommenden Heimspiele ohne Sicherheitsdienst bestreiten.

23. Dezember 2014

Trainer Michael Hiemisch verlässt den VFC Plauen auf eigenen Wunsch. „Es sind mehrfach Dinge eingetreten, die es schwierig machen, glaubhaft weiterzuarbeiten“, sagte Hiemisch zu seinem Abschied.

1. Januar 2015

Das Amtsgericht Chemnitz eröffnet das Insolvenzverfahren gegen den VFC. Laut Spielordnung steht der Verein somit als Absteiger aus der Regionalliga Nordost fest. Die bisherigen Spiele des VFC werden aus der Wertung genommen.

7. Januar 2015

In Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter Siemon entscheidet der VFC, den Spielbetrieb fortsetzen zu wollen.

26. Januar 2015

Der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) genehmigt dem VFC Plauen in einem Vergleich, die verbleibenden Spiele der Saison 2014/15 mit Wertung bestreiten zu dürfen. Somit bliebe auch die ursprüngliche Tabelle unangetastet. In der kommenden Spielzeit soll der VFC in der Oberliga antreten. Bei einer Staffeltagung des NOFV hatte sich die Mehrzahl der Vereine hingegen dafür ausgesprochen, dass der VFC nur noch Pflichtfreundschaftsspiele ohne Wertung bestreiten soll.

31. Januar 2015

Klaus Siemon fordert den DFB zu einer Satzungsänderung auf. Der in allen Ligen geltende § 6 der Spielordnung (Zwangsabstieg bei Insolvenz) lasse die Frage offen, ob der Spielbetrieb eingestellt werden müsse. Laut Siemon habe der NOFV den Plauenern mit dem Vergleich „Luft zum Atmen“ gelassen.

Nach wie vor gibt es jedoch Gegner des Vergleiches, die eine Einstellung des Spielbetriebs fordern. Klaus Siemon kündigt an, die Rechte der Gläubiger – und somit die Wertung der Spiele – notfalls per einstweiliger Verfügung durchzusetzen. Der DFB solle nun „die untergeordneten Verbände aus diesen schwierigen Situationen im Sinne einer sachgerechten Sanierung der insolvent gewordenen Vereine befreien. Sonst drohen Schadensersatzansprüche.“

5. Februar 2015

Vom Spendenkonto des VFC-Fördervereins sind wiederholt illegale Abbuchungsversuche vorgenommen worden. Die Beträge belaufen sich insgesamt auf eine Höhe von 263,91 Euro. Der Vorstand des Fördervereins erstattet Anzeige.

Am selben Tag wird Ingo Walther als neuer Cheftrainer vorgestellt. Im Laufe der Winterpause haben elf Spieler den VFC verlassen, fünf neue Spieler schlossen sich den Vogtländern an.

20. Februar 2015

Der NOFV kippt den Vergleich mit dem VFC und nimmt die bisherigen Spiele wieder aus der Wertung. Begründet wird die Entscheidung mit „kommunikativen Missverständnissen“. Die restlichen Saisonspiele sollen als Pflichtfreundschaftsspiele ohne Wertung bestritten werden.

26. Februar 2015

Klaus Siemon macht Ernst: Per einstweiliger Verfügung kippt das Landgericht Berlin die Entscheidung des NOFV, die bisherigen und kommenden Ergebnisse des VFC werden in der Tabelle wieder berücksichtigt. Das Landgericht verweist in seiner Begründung auf den Vergleich vom 26. Januar. Dieser könne nach § 779 BGB nicht einseitig von einem Vertragspartner zurückgenommen werden.

1. März 2015

Der VFC Plauen verliert sein Heimspiel gegen den Berliner AK mit 0:3. Stand heute war die Begegnung ein reguläres Punktspiel, das Ergebnis fließt in den Tabellenstand ein.

Auf das Spendenkonto des Fördervereins sind bis zum heutigen Tag 26.066,69 Euro eingegangen.

 

Was passiert als nächstes?

Anfang März

Insolvenzverwalter Klaus Siemon wird gerichtlich gegen die Zwangsabstiegsregelung bei Insolvenzeröffnung vorgehen.

23. März 2015

Der VFC Plauen tritt zu einem Freundschaftsspiel gegen den Chemnitzer FC an.

24. März 2015

Beim VFC Plauen soll eine Gläubigerversammlung stattfinden. Bis Saisonende sollen Schulden in Höhe von 138.000 Euro getilgt werden.

 

Welche Auswirkungen gibt es auf den Aufstiegskampf?

Folgende Ergebnisse erzielten die Aufstiegskandidaten der Regionalliga Nordost in dieser Saison bisher gegen den VFC Plauen:

  • 1. FC Magdeburg: 2:2
  • FSV Zwickau: 0:0 und 4:0
  • Wacker Nordhausen: 2:0 und 4:0
  • Berliner AK: 1:4 und 3:0
  • FC Carl Zeiss Jena: 5:0

Sollten die Ergebnisse des VFC Plauen also aus der Wertung genommen werden, würde insbesondere der 1. FC Magdeburg davon profitieren. Wacker Nordhausen, dem FSV Zwickau und dem FC Carl Zeiss Jena käme es hingegen gelegen, wenn die Spiele gegen Plauen weiterhin gewertet werden würden.

Tabelle ohne Wertung der Plauener Spiele:

Platz Verein Spiele Tordifferenz Punkte

1

1. FC Magdeburg

17

17

34

2

FSV Zwickau

16

17

33

3

Wacker Nordhausen

16

11

31

4

Berliner AK 07

16

5

27

5

FC Carl Zeiss Jena

17

4

27

 .

Tabelle mit Wertung der Plauener Spiele:

Platz Verein Spiele Tordifferenz Punkte

1

FSV Zwickau

18

21

37

2

Wacker Nordhausen

18

17

37

3

1. FC Magdeburg

18

17

35

4

FC Carl Zeiss Jena

18

9

30

5

Berliner AK 07

18

5

30

 

   

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