Druckabfall beim Aufsteiger: Köln steht vor dem Klassenerhalt
Dem „Pünktchen Hoffnung“ beim FC Energie Cottbus folgte am vergangenen Wochenende gegen Dynamo Dresden der endgültige Befreiungsschlag. Für die Fortuna war der 1:0-Heimerfolg gegen die Sachsen der erste Dreier nach sieben sieglosen Spielen in Serie. Nach dem tragischen Tod von Vereinspräsident Klaus Ulonska und den anschließend schwierigen Wochen kann der Aufsteiger nun wieder lachen. Bereits am kommenden Spieltag könnte sogar der vorzeitige Klassenerhalt gefeiert werden.
Abwärtstrend gestoppt – Koschinat übt trotzdem Kritik
Es war kurz vor 16 Uhr am letzten Samstag. Im kollektiven Jubelsturm über den 1:0-Sieg gegen Dresden fiel bei den Spielern merklich eine tonnenschwere Last von den Schultern. Nach 64 Tagen ohne Erfolgserlebnis erkämpfte sich der Aufsteiger mal wieder einen Dreier. Cheftrainer Uwe Koschinat sprach daraufhin von einem „wichtigen Befreiungsschlag“. Die Erleichterung darüber war allen Beteiligten anzumerken, da zuvor die akute Gefahr bestand, noch einmal tief in den Abstiegsstrudel hineinzugeraten. Trotz des Glücksgefühls über den Sieg verschloss der Cheftrainer aber nicht die Augen vor der Realität. „Ich kann überhaupt nicht zufrieden sein mit dem, was wir fußballerisch Angeboten haben“, kritisierte Koschinat auf der Pressekonferenz. Fokussiert man sich auf die aktuelle Form des Teams ist es unschwer zu erkennen, dass der Aufsteiger derzeit weit von der spielerischen Klasse vergangener Monate entfernt ist. Zur Zufriedenheit des Trainers zeigte seine Mannschaft allerdings wieder Willen und Leidenschaft. Die wesentlichen Faktoren, welche den Fortuna-Fußball in den letzten Jahren maßgeblich geprägt haben. Neben der hochklassigen Kombination aus der 28. Minute, die Engelmann zum Tor des Tages abschloss, waren genau diese Faktoren ausschlaggebend für die drei Punkte gegen Dresden. Insgesamt sind der Fortuna allerdings die körperlichen und psychischen Strapazen dieser ersten Drittliga-Saison anzumerken. Nicht nur personell wandelt das Team derzeit auf dem Zahnfleisch. Spieler und Verantwortliche sehnen sich nach der Pause.
Engelmanns Torprämiere bestätigt Entwicklungsprozess
Vorbildlich ist in diesen Wochen die Reaktion der gesamten Mannschaft auf die aktuelle Verletztenmisere (gegen Dresden fehlten fünf potentielle Stammspieler). Mit Kusi Kwame und Dennis Engelmann hebt Koschinat bei dieser Thematik vor allem zwei Spieler aus der zweiten Reihe hervor. „Normalerweise vollziehen sich Entwicklungen von jungen Spielern über eine komplette Saison“, sagt der 43-Jährige. Aufgrund der Vielzahl der verletzungsbedingten Ausfälle von Leistungsträgern waren zuletzt andere Spieler dazu gezwungen in kürzester Zeit die Verantwortung zu übernehmen. Konnten sich diese Spieler in der Vergangenheit stets am etablierten Fortuna-Gerüst um Schlussmann Andre Poggenborg und Kapitän Daniel Flottmann orientieren, mussten sie in den letzten Wochen selber in eine neue, wie Koschinat betont „ungewohnte Rolle“, hineinwachsen. Engelmanns erstes Tor für die Fortuna, laut Koschinat alle Trainingseinheiten mit eingeschlossen, steht symbolisch für diesen positiven Prozess.
So klappt es am Wochenende mit dem Klassenerhalt
Der jüngste Erfolg gegen Dresden dürfte derweil intern die letzten Zweifel vertrieben haben. Nach Außen präsentiert sich der Cheftrainer zwar gewohnt professionell und mahnt von einem frühzeitigen Klassenerhalt zu sprechen. Dass dieses Ziel aber in greifbarere Nähe ist, zeigt die Tatsache, dass es die Mannschaft bereits am kommenden Spieltag erreichen kann. Voraussetzung ist dabei ein Auswärtssieg beim strauchelnden Aufstiegsanwärter Preußen Münster. Gleichzeitig dürfte die U23 von Borussia Dortmund in Rostock höchstens einen Punkt holen. Am Sonntag müsste die SpVgg Unterhaching bei der Zweitvertretung des VfB Stuttgart patzen. Selbst bei einem Unentschieden der Hachinger wären die Kölner nur noch über das Torverhältnis einzuholen.
Erfolgsfaktor Defensive – Poggenborg hielt schon 14 Mal die Null
Für die Kölner gilt es aber erst einmal selber die Hausaufgaben zu erledigen. In Münster wird Koschinat auch wieder auf eine kompakte Defensive setzen. Der Abwehrverbund um Schlussmann Andre Poggenborg ist und bleibt die positive Konstante in dieser Saison. 14 „Zu-Null-Spiele“ sind für einen Aufsteiger ein herausragender Wert und wird in der gesamten Drittliga-Historie nur von RB Leipzig (16) übertroffen. Dabei scheint es völlig egal zu sein, wer bei der Fortuna in der Innenverteidigung spielt. Aufgrund der Verletzungsproblematik agierten die Kölner in dieser Spielzeit bereits mit sieben (!) unterschiedlichen Konstellationen in der Defensivzentrale. Zuletzt überzeugte der schon als Fehleinkauf abgestempelte Lars Bender in dieser Rolle.
Flottmann drängt in die Startelf – Pazurek und Rahn fehlen
Ob der 27-Jährige diesen Job auch am Samstag wieder einnimmt, ist aber fraglich, da sich in dieser Woche mit Daniel Flottmann nach auskurierten Muskelfasseris der Kapitän zurückgemeldete. Für den gebürtigen Osnabrücker ist die Partie bei den Preußen „selbstverständlich ein besonderes Spiel“. Flottmann brennt auf einen Einsatz und will nach den Erfolgen gegen Bielefeld (3:0) und Osnabrück (1:0) seinen dritten persönlichen Derbysieg feiern. „Ob ich am Samstag spiele entscheidet letztendlich der Trainer, ich stehe aber bereit“, so Flottmann. Anders sieht es bei Markus Pazurek aus. Der Mittelfeldspieler zog sich im Spiel gegen Dresden einen Muskelfasseris zu und fällt, wie Toptorjäger Johannes Rahn (Sperre), für das Spiel in Münster aus.
So könnte die Fortuna spielen: Poggenborg – Engelmann, Flottmann, Uaferro, Kwame – Hörnig, Dahmani – Glockner, Kessel – Kialka, Kraus