Aachen-Sportchef: "Werden eine Bereicherung für die 3. Liga sein"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Aachens Sportdirektor Sascha Eller über die Rückkehr der Alemannia in den Profifußball, Gründe für die Meisterschaft in der Regionalliga West, Aufstiegspartys und Planungen für die kommende Saison in der 3. Liga.

"Euphorie ist nicht in Worte zu fassen"

liga3-online.de: Alemannia Aachen spielt in der nächsten Saison erstmals nach elf Jahren wieder Profifußball. Wie groß ist dieser Erfolg zu bewerten, Herr Eller?

Sascha Eller: Der Aufstieg ist definitiv hoch einzuordnen. Vor allem die sehr lange Wartezeit auf die Rückkehr in die 3. Liga macht den Erfolg so besonders. Die Menschen in Aachen und drumherum haben extrem mit dem Verein mitgefiebert und man hat gemerkt, dass sie in den letzten Jahren ohne Profifußball etwas vermisst haben.

Nach dem vorzeitigen Aufstieg stand die Stadt Kopf. Wie haben Sie den Moment erlebt – und wie groß ist die Euphorie in Aachen?

Die Euphorie ist nicht in Worte zu fassen. Der Tag, an dem der Aufstieg feststand, war sehr besonders für mich. Wir haben im Presseraum die Partie zwischen Fortuna Köln und dem Wuppertaler SV geschaut. Noch am selben Abend pilgerten viele Menschen zum Tivoli, um gemeinsam den Moment zu feiern. Ich muss an der Stelle betonen, dass ich eigentlich ein sehr entspannter Mensch bin. Aber an diesem Abend habe ich einige Tränen vergossen. Zu sehen, wie so viel Leidenschaft von so vielen engagierten Leuten im Klub mit dem Aufstieg belohnt wird, hat mich emotional berührt. Viele von uns sind in Tränen ausgebrochen.

Sie sind seit sechs Jahren in verschiedenen Rollen im Verein. Was für ein Gefühl ist es, diesen Klub nun bei der Rückkehr in den Profibereich zu begleiten?

Sportdirektor bin ich vor zweieinhalb Jahren geworden. Damals steckten wir in der Regionalliga im Abstiegskampf. Den Abstieg zu verhindern, war ein Riesenerfolg. Dass wir nun in den Profifußball zurückkehren, ist Wahnsinn und ein unbeschreibliches Gefühl. Dieser Erfolg ist das Ergebnis unermüdlicher Arbeit – von jeder einzelnen Person auf dem Vereinsgelände. Dazu gehören neben den Spielern und Trainern auch alle Kolleg:innen von der Geschäftsstelle. Ich bin stolz, diese Erfolgsgeschichte als Kopf des Ganzen begleitet zu haben.

Wie war die erste von vermutlich mehreren Aufstiegspartys?

Wir haben nach der Partie gegen den 1. FC Bocholt schon ordentlich die Korken knallen lassen. (lacht) Viele waren nach dem Abpfiff noch sehr lange im Stadion – sowohl auf dem Platz als auch in der Business Area. Danach ging es weiter in die Stadt, unter anderem zum Marktplatz. Ich selbst habe aber nicht groß gefeiert, sondern mich eher im Stillen gefreut. Mir war wichtiger, nach Hause zu meiner Frau zu fahren, die mich selten sieht. Es war schön, einfach mal in Ruhe zuhause zu sitzen und den Erfolg zu zweit zu genießen. Außerdem war mir schnell klar: Mit der Erreichung des Ziels geht es nun direkt weiter mit den Planungen für die Drittligasaison. Unser Auftrag lautet ganz klar, uns in der 3. Liga zu etablieren und perspektivisch sogar die 2. Bundesliga anzupeilen.

Was waren die Bausteine für den Erfolg?

Wir haben einen neuen Kader zusammengestellt und dabei alle mit ins Boot geholt – Fans, Wirtschaft und Politik. Uns war klar, dass wir von vielen Seiten Unterstützung brauchen, um mit Alemannia Aachen endlich wieder ganz oben mitmischen zu können. Auch dank unserer unglaublichen Fans, die Woche für Woche das Stadion voll gemacht haben, und toller Sponsoren konnten wir den Kader nach unseren Vorstellungen anpassen und so die Basis für den sportlichen Erfolg legen.

 

Trainer Backhaus soll bis 2027 gebunden werden

Noch läuft die Saison in der Regionalliga West, aber die Planungen für die 3. Liga laufen auf Hochtouren. Wie ist der aktuelle Stand bei der Kaderplanung?

Wir befinden uns bereits sehr tief in den Planungen, schauen uns an, wer in die 3. Liga passt und führen viele Gespräche. Klar ist, dass wir den Kader auch mit neuen Spielern verstärken werden.

Sie kündigten bereits an, den Kader auf eine Größe von 25 Spielern verkleinern zu wollen. Soll dennoch der Großteil der Aufstiegsmannschaft gehalten werden?

Auf jeden Fall. Die Mannschaft ist eine Einheit, die gemeinsam Großes erreicht hat. Wir möchten alle Leistungsträger gerne weiter an uns binden. Trotzdem tut frischer Wind von außen gut. Wir wollen zusätzlich den einen oder anderen Nachwuchsspieler an die Profimannschaft heranführen.

Trainer Heiner Backhaus soll langfristig gebunden werden. Welchen Anteil hat er am Erfolg?

Einen großen. Heiner hat von Beginn an angepackt, das Zepter in die Hand genommen und das Team schnell in die richtige Spur geführt. Er ist ein bodenständiger und ehrlicher Mensch, der mit seiner Art perfekt zum Verein passt. Wir merken, dass er Bock darauf hat, langfristig hier zu bleiben. Noch hat er ein Jahr Vertrag, wir möchten ihn aber gern vorzeitig bis 2027 verlängern und damit auch ein Signal senden.

Zuletzt hatte Heiner Backhaus gewitzelt: “Ich habe in Aachen den schlechtesten Vertrag meines Lebens unterschrieben, aber dafür erlebe ich hier die geilste Zeit meines Lebens.” Bekommt er nun einen besseren Vertrag?

(lacht) Dieses aus einem Interview herausgerissene Zitat liest sich alleinstehend fast schon sträflich! Aber im Ernst: Unser Cheftrainer wird definitiv einen Vertrag zu anderen Konditionen erhalten. Wir sind uns sicher, dass er sich damit noch mehr als ohnehin schon auf die nächste Saison mit der Alemannia freuen wird.

Abschließend: Worauf darf sich die 3. Liga mit Alemannia Aachen freuen?

Auf einen großen Klub mit viel Herz und einer fantastischen Fanbase. Wir werden eine Bereicherung für die 3. Liga sein. Die Vorfreude auf die Duelle mit den zahlreichen Traditionsteams in prall gefüllten Stadien ist riesig. Schade ist, dass der MSV Duisburg nun runter in die 4. Liga muss. Auf Spiele gegen den MSV hätten wir uns sehr gefreut – auch aufgrund der geringen Entfernung. Bevor für uns das Abenteuer 3. Liga beginnt, haben wir aber noch ein großes Ziel: Wir möchten im Landespokalfinale gegen den Bonner SC unsere Saison mit dem Double krönen.

 

   

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