"Absolut beschissenes Gefühl": Hallescher FC im Tal der Tränen

Um 18:24 Uhr war es bittere Gewissheit: Weil Waldhof Mannheim im späten Samstagsspiel gegen den SV Sandhausen deutlich mit 4:2 gewinnen konnte, ist der Hallesche FC nach dem 0:0 in Bielefeld abgestiegen. Zum Zeitpunkt der bitteren Nachricht befanden sich Spieler und Fans gerade auf der Autobahn in Richtung Halle. Die Enttäuschung war aber schon direkt nach der Partie bei der Arminia riesig. 

Rest-Hoffnung löste sich schnell auf

Unmittelbar nach Spielende in der Bielefelder Schüco-Arena am frühen Nachmittag hatte Dominic Baumann noch gehofft: "Mal sehen, für was der Punkt gut ist. Der Glaube ist immer noch da. Wir schauen jetzt nach Mannheim und müssen hoffen und beten", sagte er bei "MagentaSport". Doch die Gebete lösten sich relativ schnell in Luft auf. Keine Stunde nach Abpfiff der Partie in Bielefeld lag Waldhof Mannheim gegen Sandhausen im späten Samstagsspiel bereits nach neun Minuten mit 2:0 vorne, eine weitere halbe Stunde später war die Partie mit dem 4:0 zur Pause bereits entschieden. Zwar kam der SVS im zweiten Durchgang auf 2:4 ran, am Sieg des SVW und dem Abstieg der Hallenser änderte das aber nichts mehr.

Vier Punkte liegt der HFC vor dem letzten Spieltag hinter dem rettenden Ufer – und verabschiedet sich damit nach zwölf Jahren aus der 3. Liga. Nach dem Spiel auf der Alm stürmten einige der mitgereisten Fans den Innenraum, nachdem sie zuvor von Arminia-Anhängern provoziert worden waren. Ordner und HFC-Spieler mussten dazwischen gehen, um ein Aufeinandertreffen der Fangruppen zu verhindern. Auch die Polizei eilte herbei und drängte die Fans zurück in den Block.

"Es tut einfach nur weh, ist traurig und einfach scheiße", sagte Baumann nach dem verpassten Sieg und sprach von einem "absolut beschissenen Gefühl". Besonders bitter: In der Nachspielzeit fehlten nur Zentimeter zum Sieg, als Crosthwaite lediglich den Pfosten traf. "Wir haben von Anfang an Druck gemacht, aber es sollte einfach nicht sein. Der Ball wollte – wie schon letzte Woche – nicht über die Linie", zeigte sich der Stürmer resigniert.

"Wir sind nicht heute abgestiegen"

Trainer Stefan Reisinger sah angesichts des erneuten Chancenwuchers gar höhere Mächte im Spiel: "Der Fußballgott war nicht auf unserer Seite, vielleicht haben wir es nicht verdient gehabt, dass wir in der Klasse bleiben." Dabei habe jeder in der Mannschaft am Samstag "das Maximum" rausgeholt und sei "über Grenzen" gegangen. "Es hat einfach nicht sein sollen." Am Ende reichten elf Siege nicht, um am letzten Spieltag noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben.

Gleich 20 Mal ging der HFC in dieser Saison als Verlierer vom Platz, nur Schlusslicht Freiburg II verlor noch häufiger (23). Darüber hinaus bedeuten 67 Gegentreffer den zweitschwächsten Wert nach dem VfB Lübeck. Reisinger hielt aber fest: "Wir sind nicht heute abgestiegen, sondern eher davor." Damit spielte er wohl auf eine Serie von nur einem Punkt zwischen dem 29. und 33. Spieltag an. Bis Spieltag 31 war Sreto Ristic noch im Amt, dann übernahm Reisinger – und erwischte mit zwei Niederlagen einen Horrorstart. Anschließend kehrte die Hoffnung durch zwei Siege in Folge zwar zurück, zumal Halle den Rückstand auf das rettende Ufer binnen einer Woche von sechs Zählern auf einen Punkt reduzieren konnte.

Doch gegen Unterhaching und Bielefeld belohnten sich die Saalestädter in der Folge nicht – und müssen nun den Gang zurück in die Regionalliga antreten. Zum Zeitpunkt des Abpfiffs in Mannheim befand sich die Mannschaft gerade im Bus zurück nach Halle. Ein durchaus unwürdiger Ort, um sich nach zwölf Jahren – so lange ist keiner der aktuellen Klubs in der 3. Liga vertreten – aus dem Profifußball zu verabschieden.

   

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