Ekstase beim FCS: "Es würde mich jeder für bekloppt erklären"

Irre! Wahnsinn! Unglaublich! Die Pokal-Sensation des 1. FC Saarbrücken gegen Bayern München lässt sich kaum in Worte fassen. Auch die Spieler taten sich schwer, Erklärungen zu finden, selbst der sonst so ruhige Rüdiger Ziehl kam aus sich heraus – und gab den Feierbefehl.

Unglaubliche Leidenschaft

Als alle, die es mit dem FCS hielten, nach Schlusspfiff in pure Extase abdrifteten, saß Trainer Rüdiger Ziehl relativ alleine auf der Trainerbank. Ganz offensichtlich musste der 46-Jährige erstmal sacken lassen, was da gerade passiert war. Doch es war kein Traum: Tatsächlich hatte der FCS die großen Bayern durch ein Tor in der sechsten (!) Minute der Nachspielzeit nach einem absolut beeindruckenden und wahnsinnigen Kampf niedergerungen. Es ist die größte Pokal-Sensation der Drittliga-Geschichte und der letzten Jahre insgesamt. "Wahnsinn, dass wir das geschafft haben", konnte es Ziehl noch gar nicht richtig glauben, als er zum "ARD"-Interview kam.

Denn eigentlich war der FCS spätestens ab der 80. Minute stehend K.o., hielt aber weiter dagegen. "Wir mussten viel laufen und leiden", sagte der FCS-Coach, der in der Schlussphase durchaus überraschend offensiv gewechselt hatte. "Man muss ehrlich sagen, dass wir in der Verlängerung verloren hätten. Daher war die Hoffnung, dass wir das Ding in der Nachspielzeit noch gewinnen oder nach 90 Minuten verlieren. Denn 120 Minuten hätten wir nicht geschafft." Ein mutiger wie riskanter Matchplan, der aber voll aufging. "Wie es die Mannschaft umgesetzt hat, ist unfassbar", sagte Ziehl, attestierte seinen Jungs eine "brutale Willensleistung" und zeigte sich "mega, mega stolz". Am Ende war natürlich auch Glück dabei, dass bei den Bayern nur einer von 18 Torschüssen den Weg ins Ziel fand, doch das gehört zu einer Pokal-Sensation dazu.

"Das ist ein bisschen surreal, das ist krank"

Keinen geringen Anteil daran hatte auch Torhüter Tim Schreiber, der gerade in der Schlussphase mehrfach stark parierte. "Ich kann es nicht glauben. Das ist Wahnsinn", war der Keeper im "ARD"-Interview völlig perplex. "Ich bin immer noch fassungslos. Ich weiß gar nichts mehr vom Spiel. Die Gefühle schwappen gerade über. Vielleicht realisiere ich es morgen oder zwei Tage später. Einfach geil. Wir haben Eier bewiesen."

Siegtorschütze Marcel Gaus ordnete den Sieg gegen die Bayern "ganz weit oben" unter den persönlichen Highlights seiner Karriere ein. Dass sein satter Schuss aus 16 Metern drin war, habe er erst gar nicht gesehen. "Ich habe nur das Netz wackeln sehen. Da ist es in mir explodiert", sagte der 34-Jährige. "So ein Spiel gewinnst du nur einmal von hundert." Und dann auch noch nach Rückstand, nachdem Thomas Müller die Bayern nach 16 Minuten zunächst in Führung gebracht hatte. "Trotzdem sind wir mutig geblieben und haben uns das erarbeitet." Bei Kapitän Manuel Zeitz herrschte indes "völlig Chaos" im Herz. "Keine Ahnung, wie man sich da freuen soll. Damit hat keiner im Voraus auch nur ein bisschen gerechnet. Das ist ein bisschen surreal, das ist krank."

"… dann kann man nie feiern"

Wird der Sieg jetzt gefeiert? Für Ziehl gab es darauf nur eine logische Antwort: "Wenn man jetzt nicht feiert, kann man nie feiern. Es würde mich jeder für bekloppt erklären, wenn ich sage, dass jeder noch zwei Bier trinkt und nach Hause geht." Für Donnerstag sei freiwilliges Training angesetzt, bevor es schon am Samstag nach Sandhausen geht. Findet der FCS, beflügelt durch den Pokal-Coup, jetzt auch in der Liga in die Spur? "Ich bin guter Dinge, dass wir die Euphorie nutzen können", sagte Ziehl. Er selbe werde den Sieg dagegen "eher ruhiger" feiern, wie er ankündigte. Ob man das glauben kann?

 

   

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