Abstiegssorgen und Sponsoren-Zoff: MSV zurück im Krisenmodus
Lange sah es nach einer vergleichsweisen ruhigen Saison für den MSV Duisburg aus, doch nach dem 0:5-Debakel gegen die U23 des BVB und durch den Streit mit Hauptsponsor "Schauinsland-Reisen", der unter der Woche seinen Ausstieg zum Ende der Saison 2023/24 bekanntgab, sind die Zebras zurück im Krisenmodus.
Nur noch fünf Punkte Vorsprung
Auch wenn der MSV Duisburg in der jüngeren Vergangenheit schon einige derbe Klatschen hinnehmen musste: Dass sein Team in dieser Saison ein Spiel mit 0:5 verlieren würde, "das habe ich nicht für möglich gehalten", sagte Trainer Torsten Ziegner nach der Klatsche gegen die U23 des BVB am Samstag. Vor allem die lasche Einstellung war dem 45-Jährigen ein Dorn im Auge: "Wir haben nicht alles gegeben. So wird es auf gar keinen Fall funktionieren, dass wir hier gemütlich über den Platz schlendern und den Gegner machen lassen."
Nachdem die Zebras in der bisherigen Saison meist im gesicherten Mittelfeld platziert waren und – anders als in den Vorjahren – sich nie wirklich im Abstiegskampf befanden, droht nun ausgerechnet zum Saisonende eine Zitterpartie. Auf nur noch fünf Punkte ist der Vorsprung geschmolzen, und mit weiteren Auftritten wie gegen Dortmund könnten sich die Zebras schon bald unter dem Strich wiederfinden. Zwar hat der MSV gegenüber der Konkurrenz ein Spiel weniger absolviert, doch allein darauf verlassen sollten sich die Meidericher nicht. Schließlich geht es gegen Tabellenführer Elversberg und noch dazu zuhause, wo es in 15 Spielen erst drei Siege gab. Damit steht der MSV in der Heimtabelle dort, wo sie am Ende der Saison keinesfalls platziert sein wollen: auf einem Abstiegsplatz.
Sponsoren-Zoff offen ausgebrochen
Und als wären die sportlich größer werdenden Sorgen nach fünf sieglosen Spielen in Folge nicht schon belastend genug, ist hinter den Kulissen auch noch der schon länger schwelende Streit mit Hauptsponsor "Schauinsland-Reisen" endgültig offen ausgebrochen. Am vergangenen Mittwoch kündigte das Reise-Unternehmen an, sich zum Ende der Saison 2023/24 zurückzuziehen. Zwar wurden das Darlehen der MSV Duisburg KGaA von einer Million Euro bis zum 30. Juni 2024 und das Darlehen des e.V von rund 4,5 Millionen Euro bis zum 30. Juni 2025 erneut gestundet, sodass den Zebras aus finanzieller Sicht vorerst kein Bankrott droht, allerdings sorgt der öffentlich ausgetragene Streit für Unruhe.
Im Fokus steht vor allem Andreas Rüttgers, der als Vertreter des Unternehmens zuletzt mehrfach die Entlassung von Sportchef Ralf Heskamp gefordert hatte, weil die Zebras ein 2019 erarbeitetes Konzept missachtet haben sollen. In einem Podcast von "Radio Duisburg" dementierte Rüttgers die Forderung zuletzt, was den MSV dazu veranlasste, eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Demnach soll Rüttgers am 24. Mai 2022 "erstmalig und unmissverständlich" gefordert haben, Ralf Heskamp wegen Nichtbeachtung des sportlichen Konzeptes sofort freizustellen. "Ansonsten würde die Stundung für die Darlehen für die Saison 2022/23 nicht erfolgen."
Nachdem im Anschluss eine "für beide Seiten vertretbare Übereinkunft gefunden" worden sei, habe Rüttgers im Laufe des zweiten Halbjahres 2022 "immer wieder die Ablösung von Ralf Heskamp gefordert". Aufgrund der großen Bedeutung von Schauinsland-Reisen für den MSV habe der Klub in der Vergangenheit "immer wieder Kompromissen und Wünschen zugestimmt". Dabei sei allerdings eine rote Linie überschritten worden, "zumal Andreas Rüttgers verstärkt Personen innerhalb und außerhalb des Vereins neue Positionen im Verein ohne Absprachen angeboten hat". Der MSV distanziert sich daher von den Aussagen, spricht von "Provokationen" und behält sich vor, "gegebenenfalls rechtliche Schritte" einzuleiten.
MSV distanziert sich von Fan-Banner
Die Fans machten ihrem Unmut am Samstag beim Spiel gegen den BVB mit zahlreichen Bannern wie "SLR und Rüttgers – Vom Helfer zum Henker" und "ab heute seid ihr vogelfrei" deutlich, zudem wurde der Schriftzug des Sponsors vor der Arena mit einem Laken verhangen. Wegen des "Vogelfrei"-Banners sah sich der MSV im Nachgang dazu genötigt, eine weitere Stellungnahme zu veröffentlichen: "Der MSV distanziert sich aus gegebenem Anlass noch einmal ausdrücklich von Aufrufen zu Gewalt oder auch Intentionen, die als Aufruf zu Gewalt verstanden werden könnten. Das ist keine Form von freier Meinungsäußerung mehr und widerspricht dem Leitbild des MSV, das zu Toleranz und Respekt gegenüber allen Menschen aufruft."
Weitere Statements zu Andreas Rüttgers soll es derweil nicht geben, "um den Fokus wieder auf den Sport und die so wichtige Weiterentwicklung des MSV legen zu können". Und da wartet auf die Zebras in den kommenden Tagen und Wochen noch genug Arbeit.