Acht Drittligisten im DFB-Pokal: So stehen die Chancen

Acht Drittligisten kämpfen in der ersten Pokalrunde um das Weiterkommen und lukrative Mehreinnahmen von mehr als 400.000 Euro, sieben von ihnen spielen an diesem Wochenende. Wer hat die besten Chancen auf eine Überraschung? liga3-online.de blickt auf die Ausgangslage bei allen Teilnehmern der 3. Liga.

Ein mit einer Niederlage gestarteter Absteiger, der seit 20 (!) Pflichtspielen sieglos ist, gegen einen noch gar nicht gestarteten Fast-Absteiger: Auf dem Papier ist das Duell zwischen Dresden und Stuttgart ein ziemlich spannendes, es erscheint aus Sicht der Schwaben wie die typische, knorrige Pokalwurzel, über die sich spektakulär stolpern lässt. Nun hat sich Dynamo vergangenes Wochenende erst mal selbst aus dem Tritt gebracht, abseits des starken Borkowski in der Offensive lief wenig zusammen, das 3:4 gegen 1860 München bedeutete einen Fehlstart für den so ambitionierten Klub aus Sachsen. Gegner VfB wurde 2016 an Ort und Stelle mal spektakulär mit 5:0 abgeschossen, als sich beide in der 2. Bundesliga begegneten. Nun kommen die Schwaben mit einem kaum verstärkten Vorjahreskader, als der Klassenerhalt bekanntlich in allerletzter Sekunde gelang. Natürlich ist der Bundesligist in der Pflicht – aber wer weiß, vielleicht wächst Dynamo im wohl einzigen Saisonspiel als Außenseiter ja über sich hinaus.

Chance aufs Weiterkommen: 25 Prozent

 

"Schwerer hätte es kaum kommen können!" Ein Gedanke, der Verantwortlichen beider Klubs bei der Auslosung durch den Kopf schoss. Die Löwen gegen die Borussen, das war vor gut 20 Jahren noch Bundesliga-Alltag – und nicht selten ein Feiertag für den TSV 1860, der in seiner Historie 15 Mal gegen den BVB gewonnen hat und 23 Niederlagen einstecken musste. 2013 gab es das Duell im Pokal zuletzt, Dortmund mühte sich unter dem damaligen Trainer Jürgen Klopp mit einem 2:0 nach Verlängerung dank der Torschützen Aubameyang und Mkhitaryan ins Achtelfinale. Nun sind die Vorzeichen andere: 15.000 im Grünwalder statt 71.000 in der Allianz-Arena, ein eingeschworener Drittligist mit Start-Euphorie anstelle eines dahinschwadernden Zweitklasse-Klubs. Und natürlich ein Gegner, der noch gar nicht in der Saison angekommen ist und in der Vergangenheit oft zu Lässigkeit neigte, die bestraft wurde. Sechzig ist nicht chancenlos.

Chance aufs Weiterkommen: 20 Prozent

 

Samstags um 15.30 Uhr, das ist Bayer Leverkusen gewohnt, die SV Elversberg eher weniger. In der Vorwoche kickten die Saarländer um diese Uhrzeit zwar noch, hatten aber längst in den Energiesparmodus geschaltet – ganz Deutschland und erst recht der Champions-League-Teilnehmer vom Bayerkreuz haben das furiose 5:1 über Mitaufsteiger Essen gesehen und wissen nun, wie gut eingespielt die Mannschaft von Trainer Horst Steffen ist. Aus diesem Material werden auch größere Pokalsensationen geschnitzt! Leverkusen kennt diese bitteren Momente als klarer Favorit, 2021 ging es gegen den Karlsruher SC raus, 2020 eben gegen Rot-Weiss Essen, damals noch Viertligist. Und 2016 fügten die Sportfreunde Lotte als letzter Drittligist der Werkself eine bittere Schmach zu. Patrick Schick, Moussa Diaby und all die anderen Stars wollen sich kein weiteres Mal blamieren, müssen aber aufpassen.

Chance aufs Weiterkommen: 15 Prozent

 

Dieses Duell gab es auf Fußballer-Ebene noch nie, doch Bayreuther Festspiele sind am Samstag vorprogrammiert: Ein solches Zuschauer-Aufkommen hat es in der oberfränkischen Stadt für ein Sportereignis lange nicht gegeben, 14.705 Fans sind im Hans-Walter-Wild-Stadion dabei, darunter auch etliche HSV-Anhänger. Bayreuth, das im Vorjahr mit 3:6 am damaligen Erstligisten Arminia Bielefeld scheiterte und aus dem freudig-offensiven Auftritt womöglich seine Lehren gezogen haben wird, hat seine Aufstiegseuphorie jedenfalls noch nicht verloren. Ganz anders die Lage am Hamburger Volkspark, wo nach dem Tod von Uwe Seeler nicht nur emotional schwierige Tage anstehen, sondern nach der verwunderlichen 0:1-Heimpleite gegen Hansa Rostock auch sportlich einiges aufzuarbeiten ist. Geglänzt hat der Zweitliga-Topfavorit an den ersten beiden Spieltagen nicht (drei Punkte aus zwei Spielen), in dieser Verfassung haben Thomas Kleine und seine Bayreuther ordentliche Chancen.

Chance aufs Weiterkommen: 25 Prozent

 

Sieben Mal sind sich Aue und Mainz schon begegnet, und erinnert sich der eine oder andere Fan der Veilchen an ein Erfolgserlebnis? Wohl kaum, es gab nämlich noch kein einziges – weder in den vier Zweitliga-Duellen noch in derer drei auf Pokalebene. Zuletzt siegte der FSV im Sommer 2018 ebenfalls als Erstrundengegner mit 3:1 am Erzgebirge und das, obwohl Verteidiger Niakhate nach nur drei Minuten mit Rot vom Feld musste. Weder dort noch zuletzt bei der Freiburger Reserve, die sich ja schon nach wenigen Sekunden per Notbremse dezimierte, wusste der FCE mit dieser langen Überzahl etwas anzufangen, das 1:1 zum Auftakt war eine kleine Enttäuschung. Wie groß ist die Qualität der Veilchen wirklich, und ist das unspektakuläre Los Mainz die frühe Endstation? Eingespielt sind beide noch nicht wirklich, auch deshalb braucht Aue wohl den perfekten Tag.

Chance aufs Weiterkommen: 20 Prozent

 

Es konnte ja keiner ahnen, aber sowohl für den Waldhof als auch für Aue gibt es zum Sonntagabend-Termin nun namhafte Konkurrenz – immerhin spielt die deutsche Nationalmannschaft der Frauen zeitgleich das Klassiker-Finale gegen England um die Europameisterschaft. Für treue Fans des SVW gibt es auch gegen die Kieler, alles andere als ein Kassenschlager, aber kein großes Überlegen. Zu groß ist die Chance auf gut eine halbe Million Euro Plus gegen die Störche. Die allerdings, das muss man ihnen lassen, seit dem Zweitliga-Aufstieg 2017 und dem damit verbundenen Lostopf der Profis als Favorit stets mindestens die zweite Runde erreicht haben. Gegen den selbsternannten Aufstiegsanwärter Waldhof, dessen Trainer Christian Neidhart den optimalen Einstand gegen Köln feierte (3:1), ist ein Geduldsspiel wahrscheinlich. Heißer Tipp bei prognostizierten 31 Grad: Es geht mindestens in die Verlängerung.

Chance aufs Weiterkommen: 45 Prozent

 

Ging es nach den Expertenmeinungen, so muss sich auch Ingolstadt nach dem Abstieg erst finden. Das mühsame 1:0 über Bayreuth brachte wichtige Punkte, aber keine gesicherten Erkenntnisse über die Rolle, die der FCI spielen wird. So viel kann mit Blick auf das Montagsspiel aber gesagt werden: Wer wieder in die 2. Liga hoch will, der sollte Darmstadt 98 ein Bein stellen können. Vielleicht ja mit Toptransfer Pascal Testroet, der nach einer unrunden Vorbereitung zum Auftakt nur die Jokerrolle innehatte. Der SVD holte vergangenes Jahr als Ligagegner der Schanzer alle sechs Punkte (8:1 Tore), es gibt Grund zur Revanche. Allerdings wirkten die Lilien zuletzt souverän, kennen sich als Team. Und haben in Braydon Manu jenen Tempostürmer, der Ingolstadt noch abgeht.

Chance aufs Weiterkommen: 35 Prozent

 

Zu guter Letzt wollen wir nicht den achten Verein vergessen, der der 3. Liga im DFB-Pokal vertritt. Viktoria Köln hat schließlich das größte und zugleich schwierigste Los gezogen, trifft auf den schillernden FC Bayern und macht mit diesem auch dank des Umzugs ins große Kölner Rhein-Energie-Stadion ein sattes Plus – mehr als 42.000 (!) Karten waren kürzlich verkauft. Aufgrund des ebenfalls am letzten Juli-Wochenende stattfindenden deutschen Supercups zwischen dem FCB und Pokal-Titelverteidiger RB Leipzig ist der Auftritt der Höhenberger aber auf den 31. August vertagt – eine Vorschau erübrigt sich also noch. Doch die Prozente aufs Weiterkommen dürften hier, so viel kann schon jetzt vermutet werden, maximal bei einem Prozent liegen.

   

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