Addy Menga im Interview: "Atmosphäre ist einmalig in der Liga"

Am Samstag ist es wieder soweit. Der VfL Osnabrück empfängt den Rivalen aus Münster zum Derby an der traditionsreichen Bremer Brücke. 15.000 Zuschauer werden für eine erstligareife Atmosphäre sorgen und ihre Mannschaften zum Sieg pushen. Auch VfL-Stürmer und Publikumsliebling Addy-Waku Menga blickt im Interview mit liga3-online.de voller Vorfreude auf das Duell voraus. Außerdem spricht der 30-Jährige über vergangene Zeiten im VfL-Trikot, seine 23 Tore in der Regionalliga und die harten Trainingseinheiten von Maik Walpurgis.

liga3-online.de: Hallo Herr Menga, Sie haben längst wieder Ihren Status als Publikumsliebling der VfL-Fans zurück, den Sie bereits damals im Trikot der Lila-Weißen besaßen. Wie fühlt sich diese Wertschätzung der Fans an?

Addy-Waku Menga: Es ehrt mich sehr, dass das Publikum meine Leistung wertschätzt. Doch auf dem Platz ist die gesamte Mannschaft wichtig und die Leistung jedes Einzelnen. Es gibt nichts schöneres, als in der osnatel ARENA zu spielen. Für mich ist wichtig, dass wir gemeinsam Erfolg haben.

Der Saisonauftakt verlief eher mittelmäßig, doch die letzten Spiele machen Mut, dass es nun bergauf geht. Wie wichtig war der Derbysieg in Bielefeld für die aktuelle Situation?

Der Derbysieg war wirklich sehr wichtig und ist zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Die ersten beiden Spiele waren schwer für uns. Gegen Cottbus haben wir einfach einen schlechten Tag erwischt und konnten nicht die Leistung aus der Vorbereitungsphase abrufen. In Chemnitz haben wir über weite Strecken in Unterzahl gespielt. Da kamen einige Dinge zusammen, die letztendlich für uns nicht so positiv verliefen. Aber gegen Dresden haben wir uns dann nach 0:2 Rückstand noch zum Unentschieden gekämpft und endlich gezeigt, dass Leben in der Truppe steckt. Das Publikum hat uns richtig gepusht, wodurch wir nochmal an Selbstvertrauen gewonnen haben. Diese Emotionen und die Leidenschaft, die bei solchen Partien im Stadion herrschen, sind Wahnsinn und spornen jeden von uns an. In Bielefeld konnten wir dann nach 28 Jahren mal wieder einen Sieg holen, der natürlich noch mal die Freude auf das nächste Derby erhöht.

Beim letzten Heimspiel haben Sie sich nach Abpfiff noch einige Zeit für die Fans in der Kurve zum Abklatschen gelassen. Ihre Verbundenheit zu den Fans ist unübersehbar. 

Das stimmt schon, diese Verbundenheit ist da. Ich habe hier bisher eine wunderbare Zeit gehabt und versucht, immer Gas zu geben. Der Verein hat mir viel gegeben und ich möchte das durch meine Tore gerne zurückzahlen. Es ist schön, dass die Fans das anerkennen. Ich kann mich noch gut an mein erstes Spiel in Osnabrück erinnern, als ich als A-Jugendlicher an die Profimannschaft herangeführt wurde. Für mich war es damals das Größte, vor diesen Fans aufzulaufen, auch weil ich mich in Osnabrück sehr wohlfühle und der Klub überall in der Umgebung Gesprächsthema ist.

In der letzten Saison konnten Sie 23 Treffer in 32 Partien für den VfB Oldenburg in der Regionalliga erzielen. Eine beachtliche Quote. Haben Sie da schon wieder nach höheren Ligen Ausschau gehalten?

In Oldenburg haben wir alle einen super Job gemacht. Das Trainerteam um meinen ehemaligen Mitspieler Alexander Nouri hat wirklich einen guten Kader zusammengestellt und einen konkreten Plan, den wir gut umsetzen konnten. Die Chemie zwischen jungen und älteren Spielern hat einfach gepasst. Der Kontakt mit Alexander Nouri war zum Glück nie abgebrochen. Wir hatten sehr schöne Jahre beim VfL und auch neben dem Fußballplatz viel Zeit miteinander verbracht. Als dann sein Anruf aus Oldenburg kam, habe ich dementsprechend nicht lange überlegt und bin den Schritt in die Regionalliga gegangen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es für mich die richtige Entscheidung war und ich dadurch weitere Erfahrungen gewinnen konnte. Alex hat mir sozusagen die Tür zur dritten Liga wieder geöffnet und mir zu Beginn der Saison jede Rückendeckung zugesagt. Dieses Versprechen hat er auf jeden Fall eingehalten und es war für mich von hoher Bedeutung, das Vertrauen vom Trainer zu haben.

Von 2002 bis 2007 standen sie insgesamt 110 Mal für den VfL auf dem Platz und konnten dabei 35 Tore erzielen. In der Saison 2006/2007 hatten sie großen Anteil am Aufstieg in die 2. Bundesliga. Was kommt Ihnen als erstes in den Kopf, wenn Sie an diese Zeit zurückdenken?

Zunächst muss ich sagen, dass die ganze Saison einfach unglaublich war. Wir haben einen perfekten Start hingelegt und sind Herbstmeister geworden. Zu dem Zeitpunkt haben wir schon etwas vom Aufstieg geträumt. Wir haben immer an uns geglaubt und dem großen Druck in Osnabrück standgehalten. Mit Konzentration und der guten Vorbereitung durch "Pele“ Wollitz (Anmerk. d. R.: Claus-Dieter Wollitz) haben wir es geschafft. Vor allem der letzte Spieltag war vor Spannung kaum zu überbieten. Nach dem 0:1 Rückstand konnten wir das Spiel noch in den letzten 10 Minuten drehen und sind dadurch aufgestiegen. Ich glaube, die Fans haben mehr gelitten als wir. Ich weiß nicht, wie viele davon im Krankenhaus gelandet sind, weil sie es nicht mehr aushalten konnten (lacht). Wenn ich mir die Videos von damals anschaue, bekomme ich immer wieder Gänsehaut.

Im Heimspiel gegen Dynamo Dresden haben Sie das entscheidende 2:2 erzielt und die Bremer Brücke in Osnabrück in einen Hexenkessel verwandelt. Hat es sich wie früher angefühlt?

Das war schon ein tolles Gefühl, vor allem wieder diese Stimmung nach meinem Tor zu spüren. Die Atmosphäre hier ist wirklich etwas ganz besonderes und für mich einmalig in der Liga. Jetzt möchte ich sehen, dass ich am besten am Samstag beim nächsten Heimspiel wieder ein Tor nachlege. Gegen Münster muss das Stadion wieder beben – in positivem Sinne.

In der Zeit, wo Sie bei anderen Vereinen gespielt haben, gab es einige personelle Umbrüche und Unruhen beim VfL. Wie kann man Ihrer Meinung nach die Fans zurückgewinnen, die sich dadurch vom Klub abgewendet haben?

Ich habe das natürlich auch aus der Ferne verfolgt, was beim VfL alles passiert ist. Es gibt immer Action in Osnabrück (lacht). Natürlich ist es auch schade, wenn solche Dinge passieren. Aber die Vergangenheit zählt nicht mehr, denn wir schauen jetzt auf die Gegenwart und versuchen, das Beste für den Klub herauszuholen.

Im November des letzten Jahres haben Sie in einem Interview gesagt, dass Sie sehr gerne Erzieher werden möchten. Weshalb ist dieser Beruf für Sie die richtige Wahl?

Für mich war es erst mal wichtig die Schule zu beenden, denn ich habe letztens meinen erweiterten Realschulabschluss geschafft. Wenn ich mich später von der Fußballbühne verabschiede, möchte ich meine Ausbildung zum Erzieher fortsetzen und in dem Bereich gerne tätig sein. Der erste Schritt ist also schon gemacht, sodass der nächste nach dem Fußball folgen kann.

Am Samstag steht nun das vor allem von den Fans ersehnte Derby gegen Preußen Münster an. Wie ist die Gefühlslage vor der Partie?

Wir haben eine gute Vorbereitung hinter uns und der Trainer hatte in den letzten zwei Wochen hart mit uns gearbeitet. Jeder aus dem Team ist heiß gegen Münster aufzulaufen. Es gibt nichts Schöneres als in dieser Liga ein solches Derby zu spielen. Wir werden Gas geben und wollen unbedingt die drei Punkte im Stadion behalten.

Wie nimmt man die teils hitzige Atmosphäre als Spieler auf dem Platz wahr?

Wir sind Profis genug, dass wir das gut einordnen können. Ich glaube die meisten Jungs haben schon einige Derbys erlebt. Man genießt einfach die Stimmung und lässt sich von den Emotionen der Ränge tragen. Wenn die Fans uns nach vorne peitschen, gibt das noch mal einen extra Motivationskick.

Der Ex-VfLer Benjamin Siegert hat kürzlich gesagt, dass kein Verein konditionell so gut aufgestellt sei wie ihr. Ist Herr Walpurgis der zweite Felix Magath?

Die Vorbereitung war wirklich hart und anstrengend – ich würde lügen, wenn ich das Gegenteil behaupte – aber ich denke, dass sich das am Ende auch auszahlen wird. Unser Trainer weiß genau, was er will und sein Erfolg der letzten Jahre gibt ihm da Recht. Seine Mannschaften waren immer topfit und konnten über volle 90 Minuten marschieren.

Hast du dir hinsichtlich der Toranzahl bestimmte Ziele für die Saison gesteckt?

Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht viel nachgedacht. Ich freue mich über jedes Spiel, in dem der Trainer mich einsetzt. Wenn ich dann auch noch treffe, ist es umso schöner. Aber die Hauptsache ist, dass wir aus den Spielen mit möglichst vielen Punkten herausgehen.

Am Samstag um 15:50 Uhr hat der VfL Osnabrück …

die drei Punkte in der Tasche (lacht).

Vielen Dank für das Interview!

 

FOTOS:Flohre Fotografie

   

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