Adetula im Interview: "Mir war klar, dass ich abliefern muss"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Ayodele Adetula, Flügelspieler vom Regionalliga Nord-Meister VfB Oldenburg, über das Scheitern bei Eintracht Braunschweig und Rot-Weiss Essen, die Gefahren eines falschen Umfelds als junger Profi und darüber, warum er mit 24 Jahren beim VfB Oldenburg endlich seine Qualitäten aufs Parkett bringt.

"Frühere Berater sagten mir, was in Zukunft passieren könnte"

liga3-online.de: In der aktuellen Spielzeit haben Sie zum ersten Mal in ihrer Karriere konstant in der Regionalliga aufgetrumpft (10 Tore und 15 Vorlagen in 27 Spielen). Sind Sie mit 24 Jahren endlich bereit, auch in der 3. Liga den Unterschied zu machen, Herr Adetula?

Ayodele Adetula: Auf jeden Fall, ich traue mir das zu. Auch im Kopf passt jetzt alles.

Was hat Ihnen in Vergangenheit gefehlt?

Die sportliche Qualität für die 3. Liga hatte ich immer. Ich bin aber ein Spieler, der Vertrauen braucht. Das fehlte bei den vorherigen Vereinen. Jetzt habe ich mir den nächsten Schritt verdient.

Die ersten Jugendjahre verbrachten Sie in Ihrer Heimatstadt Bremen. Danach ging es mit 15 in die Jugend von Eintracht Braunschweig, wo Sie ein starkes zweites A-Juniorenjahr spielten und DFB-Pokal-Torschützenkönig wurden. Nach dem Profidebüt 2018 in der 3. Liga für den BTSV machten Sie keine Profispiele mehr. Waren Sie damals zu sicher, dass Sie ihr Ziel bereits erreicht haben?

Auf keinen Fall. Ich habe eine starke Vorbereitung gespielt und darauf mein Debüt gegen den Karlsruher SC am ersten Spieltag gegeben. Dass ich später unter Trainer Henrik Pedersen keine Spiele mehr machen durfte, war auch der Situation geschuldet. Braunschweig war damals aus der zweiten Liga abgestiegen und das Ziel war der direkte Wiederaufstieg. Nach zehn Spieltagen standen wir überraschenderweise auf dem letzten Tabellenplatz. Demensprechend setzte der Coach auf erfahrenere Spieler. In der U23 habe ich meine Leistung aber weiter abgeliefert.

In einem Interview sprachen Sie einst davon, wie entscheidend das Umfeld für einen Fußballer ist. Haben falsche Freunde einen früheren Sprung in den Profifußball verhindert?

Falsche Freunde würde ich nicht sagen. Man sollte aber Leute haben, die realistisch bleiben und nicht sagen, dass man schon viel weiter ist als in der Realität. Frühere Berater sagten mir bereits, was alles in Zukunft passieren könnte. Das war nicht gut für den Kopf.

2019 wechselten sie zu Rot-Weiss Essen in die Regionalliga, ein weiterer Traditionsverein in Ihrer Laufbahn. Auch dort konnten Sie sich nicht durchsetzen. Kann die größere mediale Aufmerksamkeit bei solchen Vereinen für junge Spieler auch zur Last werden?

Im Medialen und auch auf den Druck bezogen, herrschen zwischen RWE und meinem jetzigen Verein Oldenburg Welten. Bei Essen musst du jedes Spiel gewinnen. Das Ziel ist immer der Aufstieg. Wir hatten mehr Zuschauer, rund 10.000 bis 15.000, was mich aber schon damals zusätzlich motiviert hat. Das andere Umfeld in Essen war schon damals kein Problem für mich. Beim VfB Oldenburg hat mir aber von Anfang an geholfen, dass ich in der Nähe meiner Familie lebe. Auch Freunde von früher hatten es nicht weit nach Oldenburg. Hier hat man dieselben Ziele, möchte auch Meister werden. Doch den Druck von außen gibt es nicht.

 

"Das Jahr habe ich als Sportler verloren"

Mit 22 wechselten Sie zum VfB Oldenburg in die Regionalliga Nord. War das damals die letzte Chance, sich für den Profifußball zu beweisen?

Der Profifußball war immer das 100-prozentige Ziel. Letze Chance würde ich nicht sagen. Ich bin gewechselt, weil ich wieder das volle Vertrauen spüren wollte. Auch die fehlende Spielzeit bei RWE war ein Argument. Mir war klar, dass ich abliefern muss. Ich habe aber nicht gesagt, dass es nichts mehr wird, wenn es nicht sofort funktioniert. Wenn man daran glaubt, wird man irgendwann belohnt.

Beim VfB lief es auch von Beginn an nach Maß, gleich beim Ligadebüt trafen Sie doppelt. Es folgte die lange Corona-Pause und ein Jahr mit nur vier Spielen in der Regionalliga. Gab es damals erste Zweifel, ob Sie weiterhin alles dem Ziel Profi unterordnen sollten?

Nach dem perfekten Start für mich war es natürlich sehr ärgerlich. Anfangs war die Hoffnung, dass die Politik das regelt und es irgendwie weitergeht. Das Jahr habe ich als Sportler verloren. Zweifel hatte ich aber auf keinen Fall. Ich habe die Zeit genutzt und mehrmals die Woche mit meinem Personal-Trainer gearbeitet. Es stand viel Bein-Training an. Vor allem meine Stärken, die körperliche Stabilität und Sprintstärke habe ich versucht, nochmals auszubauen.

In wenigen Tagen stehen die Aufstiegsspiele zur 3. Liga gegen den BFC Dynamo an. Wie schätzen sie die Stärken des Gegners ein?

In Vergangenheit habe ich den Verein nicht sonderlich verfolgt. Sie sind eine körperliche starke Mannschaft. Wir müssen den Kampf annehmen. Wenn wir das schaffen und unsere spielerische Qualität abliefern, bin ich guter Dinge. Nichtdestotrotz sind es Finalspiele. Die Tagesform wird entscheidend sein.

Wie geht es ab Sommer weiter? Ihr Vertrag läuft aus.

 Zunächst liegt der volle Fokus auf dem Aufstieg. Was danach passieren wird, spielt in meinen Überlegungen zurzeit keine Rolle.

   

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