Ärger um Rasenheizung: Ulm-OB schreibt Brief an den DFB
Er sorgt weiter für Ärger, der geplante Einbau der Rasenheizung im Donaustadion des SSV Ulm 1846. Nachdem die Stadt zuletzt scharfe Kritik am DFB geäußert hatte, schickte Oberbürgermeister Gunter Czisch nun einen Brief an den Verband.
"Nicht länger hinnehmbar"
Auch wenn die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt worden war: Mit knapper Mehrheit hatte der Gemeinderat der Stadt Ulm am Dienstagabend dem Einbau einer Rasenheizung zugestimmt, wie die "Südwest Presse" berichtete. Allerdings nur zähneknirschend, um die Drittliga-Lizenz des SSV nicht zu gefährden. Überzeugt von der Notwendigkeit der Maßnahme ist die Stadt nicht. Daher setzte Oberbürgermeister Gunter Czisch nun einen Brief an den DFB auf. Adressiert ist dieser an Präsident Bernd Neuendorf.
"In Zeiten der Klimaerwärmung und knapper Ressourcen sowie immer strengeren gesetzlichen Vorgaben mit dem Ziel höherer Energieeffizienz sollte auch der Deutsche Fußballbund Verantwortung für das übergeordnete Ziel des Klimaschutzes übernehmen“, zitiert die "SWP" aus dem Brief. Czisch hält es für "nicht länger hinnehmbar", Rasenspielfelder zu beheizen. Von einer "unsäglichen", "völlig unnötigen" und "anachronistischen" Maßnahme ist die Rede. Sie sei den Bürgerinnen und Bürgern, die immer höhere Energiekosten für ihre Heizungen bezahlen müssen, schlicht nicht mehr vermittelbar. Unterstützung erhofft sich Czisch unter anderem vom Deutschen Städtetag.
"Ohrfeige für jeden Häuslebauer"
Auch andere Stadträte übten deutliche Kritik am DFB. Winfried Walter (CDU) etwa schimpfte: "Das ist das unökologischste Projekt, das es gibt, und eine Ohrfeige für jeden Häuslebauer." Grünen-Landesvorsitzende Lena Schwelling bezeichnete der Einbau einer Rasenheizung vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Energiekrise gar als "absoluten Schwachsinn". Baubürgermeister Tim von Winning hält die Maßnahme für "unsäglich, absolut aus der Zeit gefallen und nicht vertretbar“. Schon jetzt sorge der Klimawandel dafür, dass es immer weniger Frosttage gibt.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Trotz des Klimawandels gab es auch in den letzten Jahren zum Teil länger anhaltende Frostperioden, die einen Spielbetrieb ohne Rasenheizung schlicht nicht möglich machen. Ein Termin-Chaos samt Wettbewerbsverzerrung wäre die Folge. In der Regionalliga fallen Verlegungen womöglich nicht so schwer ins Gewicht, im Profifußball aber schon.
Knackpunkt Einbau-Termin
Eingebaut werden soll die 1,3 Millionen Euro teure Rasenheizung direkt nach dem letzten Heimspiel der Ulmer im kommenden Mai. Problem allerdings: Während der EM zwischen Juni und Juli 2024 ist das Donaustadion eigentlich als Trainingsplatz für einen Turnier-Teilnehmer vorgesehen. Der DFB hatte daher offenbar angeregt, mit den Einbau der Rasenheizung bis zum Ende des Turniers zu warten. Das hätte dann allerdings zur Folge, dass der SSV für die ersten Heimspiele der neuen Saison umziehen müsste. Entsprechend hatte die Stadt diese Option abgelehnt.
Es dürfte nun darauf hinauslaufen, dass die Stadt den Vertrag für das Trainingscamp während der EM kündigen wird. Denn dass der Verband dem SSV Ulm 1846 auch für die kommende Saison eine Ausnahmegenehmigung für ein Stadion ohne Rasenheizung erteilen wird, erscheint ausgeschlossen.
Update: DFB reagiert mit Unverständnis auf die Rasenheizung-Kritik aus Ulm