Aktuelle Tabelle bei Abbruch werten? "Unfairste Lösung"
Wie geht es in der 3. Liga weiter? Diese Frage versuchen gerade viele Seiten zu beantworten. Eine Option: Geisterspiele. Davon hält Zwickaus Sportdirektor Toni Wachsmuth allerdings wenig. Sollte die Saison abgebrochen werden, plädiert er dafür, die Hinrundentabelle zu werten.
"Sehe keine Umsetzbarkeit"
27 Spiele, 32 Punkte, Rang 17: Wäre die Saison heute schon regulär beendet, wäre der FSV Zwickau sportlich abgestiegen. Mit einem Punkt, sogar nur einem Tor Abstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz, der aktuell vom Halleschen FC besetzt wird. Effektiv sind aber noch elf Spieltage zu absolvieren, die Chancen für den FSV also durchaus gegeben, die Klasse zu halten. Angesichts der aktuellen Situation ist aber unsicher, ob diese Spieltage tatsächlich noch stattfinden werden. Das sieht auch Toni Wachsmuth so.
"Der Wille die Saison zu Ende zu spielen, ist in der 3. Liga da", erklärt der FSV-Sportdirektor in einem MDR-Podcast: "Ich sehe nur keine Umsetzbarkeit". Die viel diskutierten Geisterspiele bezeichnete FSV-Vorstand Tobias Leege zuletzt als "weiteren Genickbruch" aus finanzieller Sicht. Und auch Wachsmuth zeigt sich skeptisch: "Es gibt Sponsoren-, TV- und Vermarktungsverträge, die eine Rolle spielen. Aber das romantische Fußballgefühl bleibt bei Geisterspielen auf der Strecke. Damit nimmt man dem Fußball das Element, was ihn ausmacht. Die Begeisterung, dass die Stadien voll sind. Dass Spannung in der Luft liegt." Zumal elf Spieltage in zwei Monaten kaum umzusetzen oder vermittelbar seien: "Das wird logistisch eine absolute Herausforderung. Wenn alle drei Tage Spiele durchgeführt werden sollen – auch die müssen abgesichert werden. Ich weiß nicht, ob aktuell die Zeit dafür ist, dass Ärzte und Sanitäter bei Fußballspielen eingesetzt werden."
Die Suche nach der fairsten Lösung
Doch wie könnte die Saison dann enden? "Es gibt verschiedenste Modelle. Jeder Verein, der sich diesbezüglich äußert, schaut wo er steht, oder wo er im Winter stand. Das ist auch legitim", erklärt Wachsmuth: "Ich glaube, es wird keinen Fall geben, mit dem alle Vereine zu 100 Prozent zufrieden sind. Sollte der Abbruch eintreten, wird man eher nach einer Lösung suchen, die möglichst wenig Vereinen missfällt."
Wie könnte die aussehen? Der FSV Zwickau etwa wäre in der aktuellen Tabellenlage raus aus der 3. Liga. Doch die Momentaufnahme als Referenz wäre insgesamt nicht ideal, meint Wachsmuth: "Ich glaube, dass die jetzige Tabelle die unwahrscheinlichste, weil unfairste Lösung ist. Unabhängig davon, dass wir da jetzt nicht von profitieren würden", so der Sportdirektor: "Ich glaube, dass die Hinrundentabelle vielleicht eher aussagekräftig ist. Da hat jede Mannschaft genau einmal gegeneinander gespielt, hatte genau so viele Heim- wie Auswärtsspiele." So wäre weniger Verzerrung in der Wertung. Nach der Hinrunde belegte Zwickau Rang 14. Außerdem könne man über eine Wertung ohne Absteiger nachdenken, während "die Mannschaften die am Aufstieg dran sind, belohnt werden. Das ist auch nachvollziehbar aus deren Sicht. Das ist aus meiner Sicht zumindest eine fairere, realistischere Lösung."
Die Fairness würde im Übrigen auch bei möglichen Geisterspielen auf die Probe gestellt werden. Denn: Nicht jeder Verein, wie etwa der FSV Zwickau, verfügt derzeit über die Möglichkeit, schon mit dem Training zu beginnen: "Stand jetzt können wir kein Mannschaftstraining, auch nicht in Kleingruppen, durchführen", so Wachsmuth, der sich eine übergreifende Regelung wünschen würde: "Das ist dann ein klarer Wettbewerbsnachteil, wenn andere Vereine früher trainieren können als andere. Da braucht es eine einheitliche Lösung."