Alle Teams unter der Lupe: Der letzte Check vor dem Saisonstart
Ab Freitag rollt endlich wieder der Ball. Kurz vor dem Start der neuen Saison unterzieht liga3-online.de alle 20 Klubs einem letzten Check.
Zweitliga-Absteiger mit großen Umbrüchen
Arminia Bielefeld: Trotz zwei Abstiegen in Folge halten die Fans ihrer Arminia weiterhin die Treue, was 9.100 verkaufte Dauerkarten eindrucksvoll zeigen. Die Anhänger gehen in Vorleistung, müssen aber gerade zu Saisonbeginn Geduld haben, denn eingespielt ist der neue Kader nach 17 Zu – und 23 Abgängen noch nicht. Der Auftakt hat es mit Spielen gegen Dynamo Dresden und dem Derby gegen Preußen Münster in sich, allerdings weiß der DSC dann direkt, wo er steht.
SSV Jahn Regensburg: Fast alles neu beim SSV Jahn, der seinen Kader nach dem Abstieg komplett umgebaut hat. Geblieben ist dagegen Trainer Joe Enochs, der die 3. Liga aus seiner Zeit in Osnabrück und Zwickau bestens kennt – ein großer Pluspunkt. Eingespielt ist die Mannschaft nach dem XXL-Umbruch allerdings noch nicht, zudem muss unter anderem Elias Huth erst noch unter Beweis stellen, ob er die ihm zugedachte Rolle als Unterschiedsspieler tatsächlich ausfüllen kann.
SV Sandhausen: Rouwen Hennings, Luca Zander, Alexander Mühling, Tim Knipping und David Otto: Kein anderer Drittligist hat sich derart prominent verstärkt wie der SVS. Das war allerdings auch nötig, da nur fünf Spieler aus dem bisherigen Kader geblieben sind – und es auf direktem Wege zurück in die 2. Bundesliga gehen soll. Gemessen an der Qualität des Kaders scheint das Ziel realistisch, auch in den Testspielen konnte der SVS überzeugen. Trainer Danny Galm ist allerdings noch ohne Erfahrung in der 3. Liga.
SC Freiburg II: Durch die Vize-Meisterschaft in der Vorsaison gehen die Breisgauer mit viel Rückenwind in die neue Spielzeit, allerdings haben sich zahlreiche Leistungsträger wie Top-Torjäger Vincent Vermeij verabschiedet. Die insgesamt 17 Neuen, darunter acht aus dem eigenen Nachwuchs, müssen erst noch integriert werden, was bislang nicht so einfach war, da mehrere Stammkräfte in den letzten Wochen bei den Profis trainierten. Die Vorbereitung mit nur zwei Siegen aus fünf Partien lief ebenfalls nicht zufriedenstellend.
1. FC Saarbrücken: Auch wenn Stammkräfte wie Daniel Batz, Dave Gnaase und Marvin Cuni weg sind, gehen die Saarländer mit einer eingespielten Mannschaft in die neue Saison. Mit Patrick Sontheimer, Tim Civeja, Patrick Schmidt und Kai Brünker wurde das Team zudem punktuell gut verstärkt. Allerdings hatte der FCS während der Vorbereitung mit einigen Verletzungssorgen zu kämpfen. Bjarne Thoelke (Muskelfaserriss) fällt zum Saisonstart aus, Sebastian Jacob muss nach einem erneuten Kreuzbandriss abermals mehrere Monate zuschauen.
Wird Dynamo den hohen Ambitionen gerecht?
Dynamo Dresden: Bis auf Torschützenkönig Ahmet Arslan und Flügelflitzer Christian Conteh hat die SGD keine Stammspieler verloren und kann somit auf die Mannschaft setzen, die den Aufstieg in der Vorsaison nur knapp verpasst hat. Im zweiten Anlauf soll die Rückkehr ins Bundesliga-Unterhaus nun gelingen, das haben die Verantwortlichen klar kommuniziert. Die Testspiele – fünf Siege und ein Unentschieden in sieben Partien – geben Anlass zur Hoffnung. Gleichwohl ist der Druck von Beginn an hoch, was schnell zur Bürde werden könnte.
Waldhof Mannheim: Anders als vor der letzten Saison haben sich die Verantwortlichen mit dem Ausrufen von ambitionierten Zielen bislang zurückgehalten, was Neu-Trainer Rüdiger Rehm eine ruhige Vorbereitung ermöglichte. Die Erwartungshaltung ist nun eine andere. Allerdings ist der Kader nach zahlreichen Abgängen – darunter Top-Torjäger Dominik Martinovic – mit bislang erst 22 Spielern noch recht dünn besetzt. Vor allem in der Offensive fehlt es an Optionen.
1860 München: Das größte Faustpfand der Löwen sind weiterhin die Fans. Trotz einer überaus enttäuschenden Vorsaison wurden erneut über 11.000 Dauerkarten verkauft, sodass das Grünwalder Stadion auch in der neuen Saison wohl immer ausverkauft sein wird. Allerdings müssen die Anhänger gerade in den nächsten Wochen Geduld mit ihrer Mannschaft haben, fiel der Umbruch mit zwölf Zu- und 18 Abgängen doch deutlich größer aus als erwartet. Die bisherigen Testspiele (nur ein Tor gegen Profiteams) und der Auftritt im Landespokal am Mittwochabend bei Kreisligist 1. FC Stockheim geben durchaus Anlass zur Sorge, dass der Saisonstart daneben gehen könnte.
Viktoria Köln: Nicht zuletzt aufgrund des ruhigen Umfelds und der guten Arbeit von Trainer Olaf Janßen blicken die Höhenberger auf ihre erfolgreichste Drittliga-Saison zurück. Auch in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit ließ Köln mit Testspiel-Siegen gegen Eupen und Venlo aufhorchen, allerdings muss sich erst noch zeigen, ob die Abgänge zahlreicher Unterschiedsspieler wie Robin Meißner, Jamil Siebert, Marcel Risse und Mike Wunderlich auf Strecke aufgefangen werden können.
SC Verl: Nach drei Jahren im Exil kehren die Ostwestfalen in ihre umgebaute Sportclub-Arena zurück und haben somit künftig echte Heimspiele, was für einen Push sorgen dürfte. Auch der Umbruch fiel im Vergleich zu den Vorjahren geringer aus, viele Stammspieler konnten gehalten werden. Der Vater des Erfolgs, Trainer Mitch Kniat, jedoch nicht. Er ging zu Nachbar Arminia Bielefeld und wurde durch Gladbachs U19-Coach Alexander Ende ersetzt. Ob er die Fußstapfen seines Vorgängers ausfüllen kann?
Ingolstadt noch nicht eingespielt
FC Ingolstadt: Einmal auf links gedreht haben die Schanzer ihrer Kader, der den hohen Ansprüchen in der Rückrunde der vergangenen Saison nicht im Ansatz gerecht werden konnte. Mit namhaften Transfers wie Lukas Fröde und Yannick Deichmann soll nun im zweiten Anlauf die Rückkehr in die 2. Bundesliga gelingen. Noch scheint die Mannschaft allerdings nicht eingespielt zu sein, wie sich in den Testspielen zeigte. Auch der Auftritt im Landespokal am Mittwochabend, als bei Bezirksligist SV Hutthurm ein Rückstand gedreht werden musste, stellte das unter Beweis. Allerdings sind die Schanzer auch weiterhin vom Verletzungspech verfolgt.
MSV Duisburg: Ein größerer Umbruch konnte in diesem Sommer verhindert werden, wenngleich der Abgang von Top-Talent Julian Hettwer – zumindest aus sportlicher Sicht – schmerzt. Die Mannschaft ist eingespielt, allerdings fehlt es in der Offensive noch an Optionen. Vor allem auf den Außen sind die Zebras unterbesetzt, die Suche nach Verstärkung verläuft bislang schleppend. Im Sturm hängt vieles an Benjamin Girth und Neuzugang Pascal Köpke, die beide jedoch als verletzungsanfällig gelten.
Borussia Dortmund II: Nur ein Gegentor in fünf Testspielen: Die Abwehr der Westfalen steht. Dafür drückt vorne etwas der Schuh, selbst gegen Amateurteams gelangen in zwei Partien nur sechs Tore. Eingespielt ist der BVB zudem nicht, da zahlreiche Akteure während der Vorbereitung mit den Profis trainierten. Erst in dieser Woche werden sie zurückerwartet, was es für Trainer Jan Zimmermann nicht wirklich einfach macht.
Erzgebirge Aue: Mit Marcel Bär haben die Veilchen den Drittliga-Torschützenkönig der Saison 2021/22 verpflichtet – und damit durchaus einen Coup gelandet. Auch Mirnes Pepic bringt einiges an Drittliga-Erfahrung mit. Die anderen Neuen kommen aus der Regionalliga und müssen erst noch beweisen, in der 3. Liga mithalten zu können. Die Abgänge von Dimitrij Nazarov und Antonio Jonjic zu ersetzen, wird nicht einfach.
Rot-Weiss Essen: Auch wenn die Ziele (Klassenerhalt und Einzug in den DFB-Pokal) erreicht wurden, ging Rot-Weiss Essen mit gemischten Gefühlen aus der letzten Saison – zumal die Auftritte nur selten souverän waren. Um das zu ändern, hat RWE seinen Kader sowohl in der Spitze als auch in der Breite verstärkt. Jedoch scheint nach wie vor in der Offensive der Schuh zu drücken, was auch die Generalprobe gegen den SC Verl zeigte, bei der sich die Essener in zweimal 60 Minuten zu harmlos präsentierten.
Haching als große Wundertüte
Hallescher FC: Deutlich früher als in den letzten Jahren hatten die Saalestädter ihren Kader zusammen, zudem ist nun – anders als in der Vorsaison – jede Position doppelt besetzt. Das Vertrauen in Trainer Sreto Ristic, der in der vergangenen Woche vorzeitig und langfristig verlängert hat, ist groß. In den Testspielen fehlte es zuletzt allerdings noch an der Durchschlagskraft, was auch Ristic anmerkte. "Da haben wir noch Luft nach oben", sagte er nach dem 1:0 gegen Dynamo Dresden.
Preußen Münster: Von allen vier Aufsteigern werden die Preußen am stärksten eingeschätzt – nicht zuletzt dank Spielern wie Kapitän Marc Lorenz, Simon Scherder und Gerrit Wegkamp. Auch auf dem Transfermarkt zogen die Adlerträger durchaus namhafte Akteure wie Sebastian Mrowca an Land. Insgesamt hat der SCP seine Qualität im Vergleich zur Vorsaison deutlich angehoben. Getrübt wurde die gute Stimmung allerdings durch die Verletzung von Dennis Grote, der mit einem Kreuzbandriss langfristig ausfallen wird. Auch Lorenz droht den Saisonstart zu verpassen.
VfB Lübeck: Die Norddeutschen haben aus ihren Fehlern nach dem letzten Aufstieg in die 3. Liga gelernt und ihr Team mit drittliga-erfahrenen Spielern wie Philipp Klewin, Sören Reddemann, Jan-Marc Schneider und Ulrich Taffertshofer durchaus hochwertig verstärkt. Mit der Verpflichtung von Hanno Behrens gelang gar ein Transfer-Coup. Den Saisonstart droht der frühere Nürnberger aber zu verpassen, noch schwerer wiegen die Verletzungen von Topscorer Felix Drinkuth und Robin Kölle.
SSV Ulm: Nach 22 Jahren sind die Spatzen zurück im Profifußball und setzen in ihrer ersten Drittliga-Saison auf ein eingespieltes Team, das nur punktuell – etwa mit Bayern-Talent Lenn Jastremski – verstärkt wurde. Getragen wird der SSV auch von der Aufstiegseuphorie im Umfeld. Zum Auftakt gegen Saarbrücken werden rund 10.000 Zuschauer erwartet, zudem wurden gegenüber der Vorsaison fast dreimal so viele Dauerkarten verkauft. Allerdings weisen die Ulmer von allen Aufsteigern die geringste Drittliga-Erfahrung auf.
SpVgg Unterhaching: Stammkräfte haben die Münchner Vorstädter nach dem Aufstieg bis auf Christoph Ehlich und David Pisot nicht verloren, auch die Ergebnisse in der Vorbereitung – darunter ein 1:0 gegen 1860 und ein 2:1 gegen Ingolstadt – waren positiv. Selbst gegen Ajax Amsterdam lag Haching zwischenzeitlich mit 2:0 vorne. Dass mit Raphael Schifferl bislang erst ein Neuer verpflichtet wurde, ist jedoch ein Risiko. Ob der Weg, überwiegend auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen, funktionieren kann, muss sich erst noch zeigen.